Im Moment bin ich oft herausgefordert. Das mag ich auch, sonst fange ich an, mich schnell zu langweilen. Aber der Schritt zum überfordert sein, ist dann manchmal nicht weit. Und häufig fühle ich mich dann eben überfordert. Die Überforderung fängt da an, wo ich, statt das Zusammen-sein mit Jesus, die Probleme im Fokus habe. Wenn ich die Dinge also aus der rein menschlichen Sicht betrachte. Das passiert in mehreren Bereichen meines Alltags. Das sind Probleme, die zwar schon lange da sind, ich aber die ganze Zeit nicht als solche gesehen habe oder wahrnehmen wollte. Probleme in der Beziehung zu mir selber oder meinen Mitmenschen. Aufgaben, bei denen es manchmal scheint, dass ich ihnen nicht gewachsen bin. Die Überforderung lähmt mich. Vor ein paar Tagen lag ich so in meinem Bett und dazu lief folgender Film vor meinem inneren Auge ab.

Im schwarzen Loch der maßlosen Überforderung

Die Riesen stehen vor mir. Es sind zwei Riesen. Sie stehen fest und ich weiß, dass sie weg müssen. Ich weiß aber nicht, wie ich das angehen soll. Sie sind groß und stark. Ich fühle mich eingeschüchtert und versuche mit aller Kraft den Riesen umzurennen. Das Knie des Riesen ragt mir bis knapp über den Kopf. Ich pralle an seinem Schienbein ab und falle zurück.
Ich drehe mich um, aber sehe niemanden, der da ist. Ich bin alleine. Also stehe ich auf und laufe wieder und wieder gegen den Riesen. Mal aus der Wut heraus, mal aus tiefer Verzweiflung. So oft, bis ich ganz erschöpft auf der Erde liegen bleibe. Nichts geht mehr und die Tränen laufen. Mein Körper tut weh und der Kopf drückt. Ich weiß nicht weiter. Die Lügen in meinem Kopf werden immer größer:
„Du bist allein.“, „Du bist unfähig.“, „Du bist nicht genug.“, „Du bist nicht liebenswert.“, „Lass es sein, es wird eh nichts.“, „Die Zukunft ist schwarz.“

Kämpfen bis zur Erschöpfung

In diesen Lügen liege ich dort. Es zieht mich enorm runter und nimmt mir meine Kraft. Ich weiß, dass es nicht richtig und auch nicht gut für mich ist. Gerade jetzt müsste ich aufstehen und mich wehren. Aber wofür? Mit welcher Kraft?
Ich liege in dem Dreck und fühle mich schmutzig. Ist das nicht der Ort, den ich verdient habe? Und weil ich es irgendwie gewohnt bin, fühlt es sich auch noch ein bisschen wie mein zu Hause an. Doch gleichzeitig ekelt mich wenig so sehr an. Ich meine diese Opferhaltung und zu denken, dass ich durch die Umstände bestimmt bin. Das geht mir extrem gegen den Strich. Und immer wenn ich Ansätze davon bei anderen oder mir sehe, triggert es mich hart.
Ich habe das Bedürfnis, mich selbst auszukotzen. Der Dreck steckt da irgendwo in meiner Kehle fest und er muss da raus. Ich will aus meinem Körper raus und mich selbst loswerden. Aber es geht nicht. Also versuche ich es mit Schreien, Kratzen oder durch Faustschläge auf den Boden zu kompensieren. Ich wende mich wild umher, bis ich endlich erschöpft liegen bleibe.

Kann ich wieder aufstehen?

Tiefes Einatmen und tiefes Ausatmen. Ein Wort schafft es immer wieder über meine Lippen. „Jesus, Jesus…, Jesus, Jesus…“ Etwas in mir beginnt zu kribbeln und gleichzeitig werde ich ruhig. Auf einmal kommt Jesus in seinem hellen und weißen Gewand auf mich zu. Mit seiner leuchtenden Gestalt kommt er in mein schwarzes Loch. Er kniet sich zu mir runter und sagt: „Jule, stehe auf.“ Ich bin überzeugt, dass mir die Kraft dafür fehlt. Jesus sagt nochmal: „Jule, stehe auf. Du schaffst das. Komm zu mir.“
Also beginne ich mich langsam aus dem Dreck zu schälen und aufzustehen. Ich bin klapprig auf den Beinen, unsicher und erschöpft. Meine Beine tun weh. Jesus hilft mir, bis ich wirklich stehe. Er nimmt meine Hand und ich wische meine Tränen ab. Er sieht mich an, lächelt und sagt: „Siehst du, du hast es geschafft.“

Und was ist mit den Riesen?

Mir fallen die Riesen ein und ich frage Jesus, was wir mit ihnen machen. Doch dann sehe ich, dass die eben noch sechs Mal so großen Riesen kleiner sind als ich. Erstaunt schaue ich Jesus an. Da stehen wir beide Hand in Hand, und mir fällt ein, was Jesus schon oft zu mir gesagt hat. „Jule, sei bei mir.“ Ich lächele.
Ja, mit Jesus zusammen und bei ihm sein. Manchmal ist das der größte Kampf. Wir nähern uns den Riesen, schauen sie uns an und reden über sie. Nicht mehr aus einer ängstlichen und lähmenden Haltung, sondern aus Jesus Perspektive. Die kann ich haben, wenn ich wirklich mit Jesus zusammen unterwegs bin. Dann erkenne ich, dass ich eben nicht Opfer der Riesen oder der Überforderung bin. Ich brauche mich nicht von ihnen lähmen und mir die Kraft nehmen lassen. Mit Jesus ist es anders. Dann bin ich nicht alleine und ich gehöre zu ihm.
Jesus, der Master of Desaster. Ich, an seiner Hand mit ihm unterwegs.
Jesus und ich. Wir zwei gehören zusammen.