Im letzten Herbst bin ich ein paar Wochen in Brandenburg gewesen. Es war schön! Und vielleicht auch genauso, wie sich so manch einer Brandenburg vorstellt. Ruhig, nicht wirklich viel los, Wald, Wald und nochmal Wald. Und dazwischen noch einige Seen. Also ein guter Ort, um nichts zu tun. Meine Tage bestanden aus Schlafen, draußen unterwegs sein, lesen, nachdenken und essen.:) In der Zeit war ich viel zu Fuß unterwegs und habe es sehr genossen durch die Wälder und Orte zu wandern.

Mein Plan – mehr schlecht als recht

Einen Tag plante ich zu einem bestimmten Ort zu wandern und von dort aus mit der Bahn zurückzufahren. Es würde zwar etwas dauern, aber ich war motiviert und ging los. Nach nicht mal der Hälfte der Strecke merkte ich, dass die Wege zwischen den einzelnen Orten und in den Wäldern dort schlechter ausgeschildert und begehbar waren, als ich es bis dahin erlebt hatte. Denn sonst sind die Wege dort gut ausgeschildert und man kommt ohne Karte und Handy aus, wenn man weiß, wo man ungefähr hin will. Schon bald ging ich auf einer Landstraße und dann quer über Feld und Wiese zu den nächsten Häusern, die ich sah.
Als ich endlich den nächsten richtigen Ort erreicht hatte, stellte ich fest, dass es noch ganz schön weit war. Ich beschloss meinen Plan zu ändern und eher umzukehren. Auf dem Rückweg wollte ich aber einen anderen Weg als auf dem Hinweg wählen. Also folgte ich meiner Orientierung, was bis dahin immer ganz gut geklappt hatte.
Es war zwar schon vorgekommen, dass ich nicht mehr richtig wusste, wo ich war. Aber mein Orientierungssinn hatte immer gereicht, um an einen Ort zu kommen, von wo aus ich mich weiter orientieren konnte.

Wenn ich nicht weiter weiß …

In Momenten, wo ich unsicher war, kurz vor dem Umdrehen oder einfach nur lost, konnte ich spätestens bei Jesus nachfragen, was klug wäre. Und, oh Überraschung, er hat mich so manches Mal schneller an eine Straße oder einen Orientierungspunkt geführt, als ich es selbst getan hätte.
Auch an dem Tag war ich echt unsicher, wo ich wir lang soll. Die Wege verliefen alle nicht so eindeutig, wie ich gedacht hatte und ich fing an, mich im Kreis zu bewegen. Irgendwann kam ich mal wieder an einen der großen und wunderschönen Seen an. Aber an dem Punkt hatte ich keinen Blick dafür. Ich wusste, dass ich auf die andere Seite des Sees musste. Der See war leider nur sehr breit und es sah nicht so aus, als ob dort ein Weg drum herum führen würde. Ich wusste grob, wo ich hinmusste, aber hatte keine Lust, quer über die Felder zu stapfen oder wieder umzukehren. Langsam wurde es echt kalt, windig und nass von oben. Meine Motivation war nur an einem anderen Tag beim Wandern so am Tiefpunkt gewesen. Das lag da allerdings eher an meiner Erschöpfung und nicht daran, dass es einfach keinen guten Weg gab.

Bin ich gehorsam, wenn Jesus spricht?

Ich näherte mich dem See mit dem Wissen, dass ich mich nach rechts halten muss, um in die richtige Richtung zu gelangen. Ich ging näher an den See ran. Plötzlich war da ein Gedanke, der sagte: „Jule, gehe links rum.“ In dem Moment wusste ich, dass das Jesus gesagt hat. Ich so: „Jesus, ich muss doch nach rechts gehen.“ Ich fragte nochmal nach und er sagt: „Gehe links rum.“ Ich kam dem See noch näher und sah, dass am Ufer des Sees auch ein kleiner Trampelpfad entlang führte, allerdings nach rechts.
Also stand ich da und dachte: „Ich kann jetzt nicht links gehen. Das macht kein Sinn. Ich muss mich rechts orientieren. Dazu kam, dass da ein kleiner Weg lang führte. Nach links jedoch war einfach nur nasses Feld. Ich habe mit mir gerungen und ging schließlich rechts rum. Doch ich merkte, wie es in mir rumorte. Jesus hat doch links gesagt und ich gehe jetzt rechts. Aber der Weg hier scheint doch ganz gut zu sein.
Ich blieb stehen und fragte nochmal nach, ob er es ernst meinte. Es blieb dabei. Also drehte ich mich seufzend um und ging nach links. Ich stapfte über das nasse Feld und habe mir nur gedacht: „Jesus ey, das ist grad nicht witzig.“ Ich regte mich auf, fragte mich, was das bitte soll. Die Laune wurde nicht besser, als auch das Feld vorbei war und in ein Waldstück endete, wo kein richtiger Weg in die entsprechende Richtung war. Ich fragte Jesus, was ich denn machen soll. Er antwortete doch ernsthaft: „Du kannst zurück gehen. Gehe zurück und gehe rechts rum.“ Ich so: „Aaaalter, nicht dein Ernst.“ Verarschen kann ich mich schließlich alleine. Hatte ich mich getäuscht und es war gar nicht Jesus gewesen, der wollte, dass ich links gehe? Aber es war so, wie viele andere Gespräche mit ihm auch … Ich fragte: „Jesus, was sollte das?“
Er meinte: „Es war ein Test. Ich wollte gucken, ob du gehorsam bist.“
Ich wusste nicht ganz, was ich davon halten sollte. Einerseits dachte ich mir, das kann er doch nicht bringen. Ich will einfach nur zurück. Andererseits musste ich etwas auflachen. Denn so komisch das alles irgendwie war, freute ich mich, dass ich doch gehorsam gewesen war. Denn letztlich ging es bei dem Ganzen ja nicht um viel, außer darum, dass ich nach Hause wollte.

Gehorsam ist Übungssache

„Es war eine Übung.“ Ja genau das war es. Denn wenn ich bei den kleinen Dingen schon meine eigenen Wege durchsetzen und unbedingt gehen will, dann fällt es mir bei den großen Dingen ja noch schwerer. Ich glaube ich bin leider gut darin meine eigenen Wege unbedingt zu Ende bringen zu wollen.
So unvernünftig der Jesus Weg dann manchmal aussieht. Und so logisch mein Weg dann manchmal erscheint, ist die Frage doch die gleiche. Bin ich bereit meine eigenen Pläne loszulassen um Jesus das Vertrauen entgegenzubringen, dass er den besten Plan hat? Und selbst wenn das Ziel dann das Gleiche ist, der Weg dahin vielleicht nur anders, eventuell sogar nach einem Umweg aussieht. Die Frage, die bleibt, ist: Schenke ich dem, was Jesus sagt Glauben und vertraue ich ihm? Reicht mein Vertrauen aus um ihm gehorsam zu sein und ihm zu folgen? Für mich gehört da immer wieder viel Mut zu, um den Dingen, die Jesus sagt, vertrauen zu schenken und danach zu handeln. Er liebt mich, er will IMMER das Beste für mich. Scheinbar vergesse ich das noch zu oft. Die Beziehung und das Vertrauen zu Jesus ist Grundlage, um ihm gehorsam sein zu können, nicht meine Vernunft.

Als ich zurück über das Feld ging, war ich froh, dass ich doch noch links gegangen bin. Auch wenn das nichts daran änderte, dass mir kalt und nass war. Schließlich endete auch der Weg nach rechts mitten auf dem Feld. Ich musste noch über einen Bach springen, wobei ich eher in dem Bach landete.
Letztlich ging ich in den nächsten Ort, holte mir beim Bäcker eine Streuselschnecke, setzte mich in das Bahnhofshäuschen und stieg in den nächsten Zug ein, der mich endlich nach Hause brachte.