Vor drei Wochen war ich knapp zwei Tage in Greifswald. Dort fand die Konfirmanden- und Jugendfreizeit Majuwi statt. Als Jugendliche war ich selbst zwei Mal dabei und ich fand es schön nach zehn Jahren wieder da zu sein. Wie so oft auf Freizeiten fanden auch dort nachmittags Workshops statt und ich konnte selbst einen zum Thema „Gottes Stimme hören“ anbieten.

Am zweiten Morgen ging ich zum Frühstück und saß mit zwei Männern am Tisch, die ich eigentlich gar nicht kannte. Wir wussten ungefähr voneinander, wer man ist und was man macht. Das Gespräch lief erstmal eine Weile vor sich hin, bis es plötzlich in die Tiefe ging. Ich weiß nicht mehr so genau, wie es zu diesem Punkt kam, aber plötzlich war unser Gespräch auf einer anderen, tieferen Ebene.

„Aber ich dachte, das ist nicht in Ordnung“

Zusammengefasst kann ich sagen, dass sie meinten, bei mir eine Schwere des Allein-seins und der Enttäuschung wahrzunehmen. Das hatte mich getroffen und plötzlich war es vorbei mit dem leichten Smalltalk.
Ich merkte, wie es in mir zu rumoren begann. Ich konnte nicht leugnen, dass diese Worte in mir eine Resonanz auslöste und stimmte ihnen zu. Ich erzählte kurz, dass ich dieses Gefühl oft habe.

Rückblickend kann ich sagen, dass ich solche Gefühle schon lange vor der Freizeit hatte. Aber ich dachte, das ist nicht in Ordnung. Denn eigentlich geht es mir doch gut. Ich habe doch keinen Grund, enttäuscht zu sein oder mich allein zu fühlen. Deshalb habe ich es immer wieder verdrängt, aber trotzdem hat es meinen Alltag und meine Gedanken beeinflusst. Im Unterbewusstsein war es da und eigentlich wusste ich es auch.

Gott hielt seinen Finger in die Wunde

An diesem Morgen beim Gespräch am Frühstückstisch wurde genau das angesprochen. Die Situation war etwas absurd, denn die beiden Männer kannten mich nicht wirklich. Deswegen bin ich davon überzeugt, dass Gott gewirkt hat. Er hielt seinen Finger in diese Wunde, um mich darauf aufmerksam zu machen, dass etwas in Schieflage ist.           Etwas, dass er ändern möchte. Er sieht mich, wusste davon und konnte nicht länger zusehen.
In diesem Moment kamen all der Schmerz und die Emotionen hoch, die ich bis dahin versucht hatte, zu unterdrücken. Es waren schmerzhafte Minuten, aber gleichzeitig auch heilsame.

Dankbar

Danach hatte ich noch ein intensives Gespräch mit einem meiner Gesprächspartner, eine kleine Seelsorge. Das war so aufwühlend und gut zugleich. Und es hat mir gezeigt, dass es noch eine Situation aus meiner Jugend gibt, die ich aufarbeiten möchte. Diese Situation hat mich dahingehend geprägt, dass ich die Erwartung habe, dass Gott und die Menschen mich früher oder später enttäuschen oder im Stich lassen. Und das hat bis heute Einfluss auf mein ganzes Leben. Aber ich möchte in Zukunft mehr in der Hoffnung wachsen, die ich haben und annehmen darf. Denn in den letzten Tagen durfte ich schon erleben, welche Leichtigkeit und Freude Jesus in mein Leben bringt. Und das wünsche ich mir mehr für mein Leben!

Mittags ging es für mich wieder nach Halle zurück. Ich war noch einige Tage aufgewühlt, berührt und emotional. Jetzt im Nachhinein bin ich dankbar für dieses absurde und total von Gott geführte Gespräch.