Moin, sagt man an dem Ort, an dem ich nun wohne. Vielleicht hast du (als mein aufmerksamer Leser) es bereits im Januar in meiner Kolumne Von neuen Anfängen bemerkt, vielleicht hast du es auch auf anderen Kanälen gehört: Ich habe gemeinsam mit meiner Frau Ende März für ein Jahr die schönste Stadt der Welt verlassen und wir sind nach Greifswald umgezogen.
Halle ist uns in den letzten Jahren enorm ans Herz gewachsen und zu einem echten Zuhause geworden. Aber nicht nur aus diesem Grund war der Abschied schwer: Aufgrund der aktuellen Situation konnten wir uns kaum von guten Freunden verabschieden und es war bis zum letzten Moment ungewiss, ob wir überhaupt nach Mecklenburg-Vorpommern umziehen dürfen. Wir konnten nur eine Person als Helfer mitnehmen, wir rechneten mit Grenzkontrollen und dann hatten auch noch alle Möbelläden und Baumärkte zu.. Es schien als ob es nicht gerade der beste Start werden würde.
Aber Gott war einfach super nett zu uns! Wir kamen in keine einzige Kontrolle, der Norden empfing uns mit bestem Wetter und ich staunte über einen guten Freund, der uns in dieser schwierigen Situation unglaublich unterstützte. Unsere neue und ziemlich schnuckelige Wohnung haben wir durch ein kleines Wunder mitten in der Altstadt gefunden. Und Greifswald kommt vielleicht nicht ganz an Halle ran, aber sowohl die Stadt als auch die Landschaft hier oben ist atemberaubend schön.
Und dann ist da noch mein Studium. Wenn man Theologie studiert, empfiehlt es sich mal einen Studienortwechsel zu machen. Ich habe schon immer sehr mit Greifswald ‚geliebäugelt‘, denn hier ist ein bestimmter Bereich der Theologie richtig gut aufgestellt: Die Praktische Theologie.
Es gibt ein Institut zur Erforschung von Evangelisation und Gemeindeentwicklung, ein ganzes Studienprogramm zum Thema Mission und Kontext und einen guten Kontakt zu einer innovativen, lebendigen Gemeinde, namens Greifbar. Ich habe mich sehr darauf gefreut, weil ich den Eindruck habe, dass hier Theologie wirklich praktisch wird und es den Lehrenden ein Herzensanliegen ist, Jesus nachzufolgen und sein Reich in dieser Welt kommen zu sehen.
Ich hatte geplant in diesem Semester mein homiletisches Hauptseminar zu absolvieren. Hier lernt man in aller Tiefe mit Predigt und Gottesdienstvorbereitung umzugehen. HAMMER! Aber dann kam Corona. Keine einzige Lehrveranstaltung konnte wie geplant stattfinden, man lernt niemanden ‚real‘ kennen und ein paar Seminare und Vorlesungen mussten ersatzlos ausfallen. Ich war frustriert und enttäuscht und fragte mich, warum ich mir eigentlich all die Mühe mit diesem Umzug gemacht hatte.
Es dauerte nicht lang und Gott überraschte mich erneut. Die Dozenten des homiletischen Hauptseminars waren wild entschlossen, das Seminar trotz der Schwierigkeiten irgendwie stattfinden zu lassen. Das war und ist eine Mammutaufgabe. Aber sie haben es geschafft und ich darf seit nunmehr drei Wochen richtig gute (digitale) Lehre genießen.
Die Situation ist nicht perfekt. Ich sehne mich danach Freunde zu treffen, neue Leute kennenzulernen, ein Bier in einer Kneipe zu trinken oder einfach mal auf einer Wiese zu grillen. Aber ich bin trotzdem so dankbar für all das Gute, was Gott in den letzten Wochen in meinem Leben gewirkt hat. Das wollte ich gerne mit dir teilen, um unserem himmlischen Papa damit zu loben und ihm DANKE zu sagen.
Ich weiß nicht, wie es dir gerade geht und wie dich die Corona-Lage beeinflusst. Sicherlich wirst auch du die eine oder andere Einschränkung hinnehmen müssen. Aber dann möchte ich dich umso mehr ermutigen auf die Dinge zu schauen, für die du dankbar sein kannst. Gott wirkt auch in diesen Zeiten und schafft Gutes! Er segnet uns jeden Tag (zum Beispiel mit einer guten politischen Leitung und einem großartigen Gesundheitssystem). Wir haben viel Grund zum Danken.
Herzliche Grüße von der See, Arthur.
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