Was bedeutet Lebendigkeit? Bei mir weckt dieses Wort irgendetwas tief in meinem Herzen; ein Ziehen, eine Sehnsucht und auch etwas Wehmut. Ich fühle mich lebendig, wenn ich an warmen Sommerabenden durch die leeren, von der Sonne gewärmten, Straßen tanze; wenn ich mit Menschen Herz zu Herz kommuniziere, wenn ich staunend unter dem Sternenhimmel liege; wenn ich neue Orte, Länder, Kontinente erkunde; wenn ich Gipfel erklimme, etwas kreiere, in eine Geschichte eingesogen werde und alles andere vergesse.
Ich merke dann, dass diese Momente, in denen ich mich vollkommen lebendig fühle, relativ selten sind. Es ist natürlich nicht so, dass ich mich innerlich tot fühle, ganz so schlimm nicht – Gott sei dank. Aber es ist trotzdem eine enorme Diskrepanz zwischen dem täglichen Existieren und wahrer Lebendigkeit.
Allerdings können Menschen all diese Dinge auch ganz einfach ohne einen lebendigen Glauben an Gott erleben und sich, genauso wie ich, dadurch lebendig fühlen.
Doch was ich immer wieder feststelle ist, dass die Lebendigkeit, die Gott einem schenkt, so so weit über diese irdische Lebendigkeit hinaus geht. Es ist mehr als ein Herzrasen, ein wohliges Gefühl, Schmetterlinge im Bauch und Abenteuerreisen. Lebendigkeit bedeutet für mich auch »im Moment sein«, mit allen Sinnen, mit einem achtsamen, aufmerksamen Geist und im Einklang mit mir, der Schöpfung und natürlich mit Gott. Gott hat seinen Atmen in mich gelegt und das ist es was ich spüre, wenn ich mich lebendig fühle.

Da bildete Gott, der HERR, den Menschen, aus Staub vom Erdboden und hauchte in seine Nase Atem des Lebens; so wurde der Mensch eine lebende Seele.

– 1. Mose 2, 7 (Elberfelder)

Wenn sich meine Wahrnehmungen über die biologischen Sinne hinaus erheben, weiß ich, dass ich Teil einer großen Geschichte bin und es ein Privileg ist diese Erde in menschlicher Form bewohnen zu dürfen.
Wir haben den Zugang zum Allerheiligsten, zu Gott höchstpersönlich. Gottes Geist (im hebräischen übrigens das gleiche Wort für Atem), seine Gegenwart, übersteigt alles, was diese Welt zu bieten hat, bei Weitem. Wenn ich mit jemandem bete, entsteht eine tiefe Verbindung, die sogar über das Gebet hinaus Wärme und Vertrautheit generiert zwischen uns und wenn ich für jemanden bete, spüre ich wie Gottes Kraft durch mich und aus mir hinaus fließt und einer Not begegnet. Genau das macht mich lebendig.

Ich habe mal jemanden sagen hören, dass der See Genezareth und das Tote Meer aus der selben Quelle stammen. Das eine Gewässer jedoch ist voll mit Leben. Unzählige Fische, Pflanzen, Vögel finden darin und darum ein Zuhause. Das Wasser ist süß, klar und rein. Das Tote Meer hingegen – der Name sagt es schon – ist tot. Kein einziges Lebewesen kann darin leben. Es ist sehr salzig, trüb, die Umgebung ist eine Wüste. Der Unterschied zwischen den beiden ist, dass der See Genezareth seit Jahrtausenden sowohl Wasser aufnimmt als auch durchfließen lässt, er nimmt und gibt. Dadurch bleibt das Wasser klar und Leben kann sich vermehren. Das Tote mehr ist wie eine Sackgasse. Es nimmt Wasser, aber gibt es nicht weiter. Es verdunstet dann unter der heißen Wüstensonne und der Salzgehalt steigt mehr und mehr.
Genauso kann man das auf uns Menschen übertragen. Wenn wir im Fluss des Lebens sind, nehmen und zugleich geben, uns nicht nur um uns selbst kreisen und keine geistliche Sackgasse werden, kann in uns, um uns und durch uns Leben entstehen und sich vermehren. Wir können die Wüste bewässern, wenn wir dort platziert sind und durstigen Seelen das anbieten, was sie wirklich brauchen. Das kann aber nur mit Gottes Hilfe passieren, denn er ist es, der als Fluss durch uns durch fließt, nicht damit wir endlos gespeist werden und sozusagen bequem auf den Stühlen in den Kirchen sitzen, sondern damit wir weitergeben, was er uns gibt. Wahre Lebendigkeit.

  1. Was bedeutet wahre Lebendigkeit für dich persönlich?
  2. In welchen Situationen fühlst du dich wirklich lebendig?
  3. Bist du dir bewusst das Gottes Geist, ja sein Atem, in durch dich fließt?