Hallo!
Ich hatte letzte Woche ein Schlüsselerlebnis:
Da stand ich also auf einer WG-Party mit coolen Menschen, hatte Spaß und gute Gespräche, hatte ein Bier in der Hand, stand neben meinem Freund am offenen Fenster und habe eine Zigarette geraucht (Ist ungesund, ich weiß.).
Und da habe ich mir gedacht: Alter, ist Gott gut!
Das klingt so trivial, wenn ich es aufschreibe, aber in diesem Moment wurde mir richtig bewusst, wie gut er ist. Wie er mich segnet und wie er meine Wünsche und die Dinge, die mir wichtig sind, nicht einfach beiseite legt und sein Ding durchzieht. Mir wurde bewusst, wie gut er es mit mir ganz persönlich meint. Und wenn du meine Kolumne immer mal liest (Hier gehts zur meiner letzten Kolumne), dann weißt du wie schwer es mir fällt, genau das zu glauben.

Innere Kompromisse

Nachdem ich Christ geworden bin, hat sich irgendwo eine Denkweise eingeschlichen, die mir hier bewusst geworden ist: Kompromisse. Wenn ich nur kurz darüber nachdenke, fallen mir schon endlose Beispiele ein, bei denen ich in Kompromissen denke oder sie einfordere.
Ich dachte immer, wenn ein Teil meines Lebens gut läuft, dann wird ein anderer aus den Fugen geraten. Wenn ich vielleicht einen richtig coolen Job finde, dann wird es mir privat bestimmt schlecht gehen. Wenn ich hier etwas Gutes bekomme, dann wird sicherlich demnächst etwas Schlechtes passieren. Und so weiter.
Sobald mir Gutes widerfährt, suche ich den Haken. Und wenn es keinen gibt, dann baue ich einen. Oder ich verzweifle, weil ich misstrauisch werde. Der Haken gibt ja Sicherheit. Er erdet mich. „Freu dich nicht zu früh“ sagt er mir und legitimiert den Pessimismus, der mein innerer safe space (dt. sicherer Raum) geworden ist, weil die Enttäuschung dann nicht so groß werden kann.

Karma?

Das klingt für mich erschreckend nach Karma. Oder einer Balance des Universums. Ist eigentlich auch egal wie ich es nenne. Jedenfalls klingt es nicht nach dem Gott, nach dessen Wahrheiten und Liebe ich mein Leben gestalten will. Es klingt für mich nach tiefem Misstrauen, nach Angst und nach Verletzung. Es klingt auch passiv nach einem Richter, der Gutes und Schlechtes zuteilt. Und es klingt nach Handel, nach Bezahlung.
„Ich nehme den einen schönen Tag, dafür gebe ich meinen Spaß am nächsten Tag ab.“ So oder so ähnlich denke ich das. Nicht explizit aber implizit. Ich habe das auch beim Essen: Tausche Sattsein gegen Kalorien. Irgendeinen Haken hat ja alles.

Die Erkenntnis

Nochmal zurück zur Anfangssituation.
Was steckt dahinter? Ich habe immer gedacht, wenn ich schon Freunde habe und auf Partys eingeladen bin, dann mag mich niemand ernsthaft oder es würde auch niemals jemand eine Beziehung mit mir eingehen wollen.
Andersherum: Wenn ich eine Beziehung habe, dann findet mich der Rest der Welt bestimmt scheiße. Ich habe auch gedacht, wenn sich schon jemand erbarmt mit mir zusammen zu sein, dann muss ich dankbar sein und alles das Schlechte, was mir dann vermutlich widerfährt, muss ich erdulden. Das ist der Deal. Das ist das, was ich verdient habe.
Meine Wahl ist also immer so: Ich wähle ein Gutes und akzeptiere das Schlechte, was daraus unmittelbar folgt. Aber ich habe ja die Wahl, welches Schlechte ich erdulden will. So schlimm ist es also nicht.
Was ich in dem Moment erkannt habe ist dieses: Es gibt keinen Haken. Ich bin angenommen so wie ich bin. Ich bin umgeben von Gutem und es hat keine negativen Konsequenzen.
Und ich habe plötzlich gedacht: Vielleicht gibt es diese Deals gar nicht! Was ich da versucht habe: Ich habe versucht mir die Welt kontrollierbar zu machen, indem ich mit mir selbst Aushandlungsprozesse eingegangen bin. Ich wähle also und die negativen Konsequenzen habe ich dann verdient. Die habe ich sozusagen erkauft. Das sind meine Lügen. Aber was sagt die Wahrheit?

Geschenkt, ohne Kompromisse

Ich versuche das mit Gott zu verhandeln. Mir den besten Weg zu erkaufen. Dabei ist doch schon bezahlt. Jesus hat schon alles bezahlt. Alles. Ich muss nichts rechtfertigen. Nichts Gutes, was mir widerfährt, muss ich bezahlen. Ich bin gerecht gesprochen.
Jesus ist ans Kreuz gegangen – ohne Kompromisse. Er hat nicht gesagt: „Ich gebe nur mein Bein oder meine Hand.“ Er hat alles gegeben. Kompromisslos gut. Und ich kann nicht nur einen Teil davon in Anspruch nehmen, denn es ist ja sowieso schon alles bezahlt. Es ergibt überhaupt keinen Sinn zu denken Jesus würde mit mir verhandeln. Es liegt alles da.
Machen wir das mal bildlich: Ich bin in einem Einkaufsladen und stehe an der Kasse. Plötzlich bekomme ich die Packung Mehl, die ich kaufen wollte geschenkt, weil ich die 1000. Kundin war oder so (Das Beispiel hinkt ein bisschen). Und meine Reaktion ist es zu sagen: „Okay, es ist geschenkt – aber wieviel Geld wollt ihr?“ Und das immer wieder.
Gesellschaftlich mag das legitim oder angemessen sein, aber an sich ist es völliger Blödsinn. Geschenkt. Ohne Gegenleistung.
Und als Jesus kompromisslos ans Kreuz gegangen ist, zeigte sich, dass Gott kompromisslos gut ist. Damals wie heute. Die Steine, die ich mir selbst in den Weg rolle, sind völlig wertlos und trennen mich von Gott. Und ich rolle sie in den Weg. Auf ihnen steht „Angst“, „Verletzung“, „Trauer“, „Stolz“ oder noch etwas anderes. Fest steht – sie sind unwirksam, denn Gott überwindet jedes Hindernis.
Was sich ändert, wenn ich mich öffne und seine Güte anerkenne ist, dass sich mein Denken verändert. Aus Verhaltenheit wird Offenheit, aus Pessimismus wird Optimismus, aus Selbstmitleid wird Zuversicht. Weil er kompromisslos gut ist.

Welche Steine hast du auf deinen Weg gelegt? Was steht auf ihnen? Was würde sich ändern, wenn wir wirklich verstehen, dass Gott kompromisslos gut ist? Wie würden wir leben?