Hallo, in der letzten Kolumne habe ich schon etwas über das Thema Bund geschrieben. Sicherlich war manches dabei, das nicht so einfach zu verstehen war. Aber, ich hoffe, dass es dazu dient, dass ihr die nächsten Teile dieser Reihe besser versteht. Daher wünsche ich euch jetzt viel Spaß, wenn es um den 1. Bund geht, den ich beleuchten möchte.

Diesen Bund schließt Gott mit Abram – der daraufhin Abraham genannt wird. Unter diesen Namen kennst du ihn wahrscheinlich eher. Abram hieß ursprünglich so etwas wie „Der Vater ist erhaben“. Nachdem Gott den Bund mit Abraham geschlossen hat, nennt er ihn „Abraham“, also „Ein Vater vieler“ (1. Mose 12,2-3). Und das wurde er, auch wenn es zunächst überhaupt nicht so aussah und er es auch nicht mehr mitbekam.

In 1. Mose 15 ist beschrieben, wie Gott mit Abraham diesen Bund schließt. Gott gibt Abraham den Auftrag in ein neues Land zu gehen. Und Abraham fragt:

Herr, HERR, woran soll ich erkennen, dass ich es (das Land) in Besitz nehmen werde? Da sprach Gott zu ihm: bring mir eine dreijährige Jungkuh, eine dreijährige Ziege und einen dreijährigen Widder, eine Turteltaube und eine junge Taube. Und er brachte ihm alle diese. Und er zerteilte sie in der Mitte und legte je einen Teil dem anderen gegenüber. Die Vögel aber zerteilte er nicht.

– 1. Mose 15, 8-10

Ok, vielleicht erstmal vorneweg: Abraham ist nicht Fleischer oder Metzger und macht für Gott hier auch nicht ein Buffet oder so. Sondern, damals schloss man Bünde so und in dieser Form ab. Man zerteilte ein oder mehrere Tiere, als Zeichen, dass jeder einen Teil von etwas Besonderem bekommt und das dieser Bund auch etwas kostet. Und dann hat man je einen Teil der Tiere auf eine der Seiten gelegt – eben dorthin, wo der jeweilige Vertragspartner stand. Und dann ist man aufeinander zugegangen und hat sich in der Mitte getroffen. Damit war nicht nur der Vertrag besiegelt, sondern auch die Konsequenzen klar, die ein Vertragsbruch hätte. Nämlich: Denjenigen geht es wie den Tieren! Nicht besonders lecker als zerteilte Kadaver irgendwo in der freien Luft zu enden.

Abraham wird alles vorbereitet haben, für diesen Auftrag, den Gott ihm gegeben hat, und er sucht die Tiere, schlachtet sie, bereitet sie vor und merkt plötzlich, was mit ihm passiert, wenn er nicht treu ist: „Ich werde zerteilt! Sch**ße!“
Plötzlich muss es Abraham bewusstgeworden sein, was da gerade passiert. Weil er merkt: Momentmal, wenn ich den Vertrag nicht halte, gegen Gott sündige, untreu bin, dann sterbe ich! Und ich stelle mir das so vor, dass er aus einem Gefühl zwischen paranoid, todesmutig und richtig viel Angst, die Tiere auf den Boden legt. Und dann, als er fertig ist, lesen wir folgenden kleinen Satz:

Da stießen die Raubvögel auf die toten Tiere herab; aber Abram verscheuchte sie.

– 1. Mose 15, 11

Abraham muss der „Arsch auf Grundeis gegangen sein“ und dann kommen auch noch Vögel, also Mächte von außen, und wollen sein eh schon sehr ambitioniertes Projekt, in dem er eh schon so mit Angst geplagt ist, kaputt machen? Was ist denn hier los?

Und weißt du: Mir geht es auch manchmal so. Ich habe manchmal Angst und fühle mich mancher Situation nicht gewappnet. Und dann kommen, gerade in solchen Momenten, noch richtig starke Anfeindungen von außen auf mich herein. Ein dummer Spruch, Stress, Sorgen – all das können Auslöser dafür sein. Und ich kann immer nur in sarkastischer Weise zu mir selbst sagen: „Das ist doch jetzt ein Scherz, oder!?“
Was Abraham hier erlebt ist etwas, was Christen Anfechtung nennen. Eine Einwirkung von außen, die etwas in uns kaputt machen will, etwas zerstören möchte. Und logisch, Abraham schließt hier ein Vertrag mit Gott, der will nicht, dass das scheitert, weil irgend so ein Aasgeier noch nicht Mittag gegessen hat. Und gerade dann, wenn wir ernst mit Gott machen wollen, wenn wir unser Leben Jesus hingeben möchten, ihm nachfolgen wollen oder nur darauf warten, dass der Heilige Geist mit uns tolle Dinge tut, dann passiert irgendetwas, was uns davon abbringen möchte. Kennst du das? Ich kenne das leider nur zu gut. Abraham auch.
Und er ist verzweifelt an der Stelle und versucht sein Bestes, die Aasgeier zu verjagen. Das strengt an. Er ist körperlich und psychologisch am Rande seiner Kräfte. Sonst würde die Bibel folgendes nicht so beschreiben:

Als die Sonne unterging, fiel Abram in einen tiefen Schlaf. Während er schlief, befiel ihn eine schreckliche dunkle Angst.

– 1. Mose 15, 12

Puh! Abraham bekommt dunkle und finstere Gedanken. Er ist in der äußeren und inneren Finsternis seines Lebens angekommen. Doch Gott lässt nicht locker und spricht zu ihm im Traum:

Ganz gewiss sollst du wissen, dass deine Nachkommenschaft Fremdlinge sein werden in einem Land, das ihnen nicht gehört; [..] Aber [..] danach werden sie ausziehen mit großer Habe. Du aber, du wirst in Frieden zu deinen Vätern eingehen, wirst in gutem Alter begraben werden. Und in der vierten Generation werden sie hierher zurückkehren.

– 1. Mose 15, 13-16 (in Auszügen)

Passend dazu finden wir folgenden Vers im Neuen Testament:

Gott hat Abraham diese gute Botschaft schon vor langer Zeit verheißen, als er sagte: „Alle Völker werden durch dich gesegnet werden!

– Galater 3, 8b

Es wird deutlich, dass durch Israel, also als eine Art Instrument, Gott alle Menschen retten möchte.

Und dann können wir lesen:

Und es geschah, als die Sonne untergegangen und Finsternis eingetreten war, siehe da, ein rauchender Ofen und eine Feuerfackel, die zwischen diesen Stücken hindurchfuhr. An jenem Tag schloss der HERR einen Bund mit Abram und sprach: Deinen Nachkommen habe ich dieses Land gegeben, vom Strom Ägyptens an bis zum großen Strom, dem Euphratstrom.

– 1. Mose 15, 17-18

Aber wisst ihr was? Abraham schläft. Und schlafend kann man doch keinen Bund schließen, oder? Fackeln und Feuer sind im Alten Testament Bilder für Gott. Und Gott hat durch Abraham mit sich selbst einen Bund geschlossen. Das ist heftig und überlesen wir an der Stelle gerne mal. Aber, was bleibt ist, dass Abraham nichts tun muss, nirgendwo unterschreiben muss, damit Gott mit ihm einen Bund schließt. Wie krass ist das denn?

Gott schließt diesen Bund quasi mit sich selbst – stellvertretend für alle Menschen. Und er weiß, dass es ihn am Ende alles kosten wird: Nämlich seinen Sohn. Du denkst jetzt vielleicht: „Jesus? Altes Testament? Hab ich was verpasst?“ Im Epheser 1,4 können wir lesen:

Schon vor Beginn der Welt, von allem Anfang an, hat Gott uns, die wir mit Christus verbunden sind, auserwählt. Wir sollten zu ihm gehören, befreit von aller Sünde und Schuld. Aus Liebe zu uns.

– Epheser 1, 4

Gott wusste das alles also schon von Anfang an? Ja! Denn er ist Gott. Er steht außerhalb der Zeit.
Ich denke, die Tiere, die Abraham teilt, können ein Bild für Jesus sein, der sich selbst opfert, damit wir, du und ich, einen Vertrag, ein Bündnis mit Gott schließen können – so wie Abraham das hier genauso macht. Und die Konsequenzen, die wir eigentlich für einen Vertragsbruch hätten, die nimmt Jesus auf sich am Kreuz.
Abraham hätte später fast seinen eigenen Sohn geopfert (1. Mose 22), weil er Gott treu sein wollte. Und er erlebt, wie Gott seine finsteren Gedanken, seine Angst und seine Unsicherheit beseitigt, indem er selbst, anstelle von Abraham, den Bund mit sich schließt. Wisst ihr, das Alte Testament kann bisweilen schon mal altbacken wirken. Wenn wir es allerdings mit der Jesus-Brille lesen, dann stellen wir fest, wieviel Jesus schon zu Beginn der Bibel, in der Bibel steckt. Das finde ich so einmalig und echt eine tolle Leseart. Auch für dich, und du merkst, dass Gott alles für dich tun will, dass du einen Bund mit ihm schließt. Und wenn du dich nicht in der Lage dazu siehst, darf ich dir sagen: Das wird Gott für dich tun und du darfst Ihm vertrauen!

Bis zum nächsten Teil kannst du ja gerne mal das zweite Buch Mose lesen. Dort geht’s im nächsten Teil weiter.

Segenregen, dein Lukas.