Es ist mir eine große Freude, euch heute die erste Ausgabe von „Fragen statt Raten“ präsentieren zu dürfen. Mitte letzten Jahres begannen wir mit einer Serie namens „Unser Leben in Christus“. Die unterschiedlichsten Menschen erzählten ihre unterschiedlichsten Geschichten über das Wirken Jesu in ihrem Leben. Seit je her ist meine Neugier nach dem Verborgenen, nach dem, was hinter der vermeintlichen Oberfläche schlummert, so enorm gewachsen und hat mir den Antrieb gegeben, euch „Fragen statt Raten“ präsentieren zu wollen.

Ich möchte euch heute mit Daniel Böcking bekannt machen: Lebendiger Christ, leidenschaftlicher Nachfolger Jesu und seines Zeichens Stellvertretender Chefredakteuer von BILD Digital.
Warum habe ich mir gerade Daniel ausgesucht? Eine gute Frage und eine leicht zu beantwortende zugleich: So viele von uns – oder zumindest ich – hatten und haben Vorurteile gegenüber jemandem, der bei BILD arbeitet. Gott lehrt uns nicht zu urteilen, sondern zuzuhören und neugierig hinter unsere Vorurteile zu schauen, um festzustellen, dass wir uns meist irren. Vorurteile nehmen Chancen. Vorurteile sind unfair! Ich hatte jedenfalls welche und sie wurden zerschmettert. Viel Freude beim Lesen!


Sascha: Moin! Erstmal danke ich dir von Herzen, dass du uns einen Einblick in dein Leben und in deinen Glauben gewähren willst. Das ist nicht nur ziemlich mutig, sondern auch ein Segen für viele da draußen, die möglicherweise einen ganz ähnlichen Weg gehen, wie du.
Magst du einfach kurz damit anfangen, etwas über dich und dein Leben zu erzählen?

Daniel: Am liebsten würde ich ja jetzt schon bei dem Wort „mutig“ einsteigen. Das bin ich nämlich nicht. Trotzdem danke für den sanften Einstieg. (*grinsen*)
Aber – richtig – natürlich erstmal die Vorstellung: Ich bin glücklich verheiratet seit inzwischen acht Jahren, wir haben drei kleine Kinder (2, 4 und 6 Jahre alt) und ich arbeite als Stellvertreter des Chefredakteurs BILD Digital.
Seit wann ich gläubig bin? Ist eine schwierige Frage. Irgendwie an irgendetwas hab ich wohl schon immer geglaubt. Aber ich hatte mit der Kirche wenig zu tun und Jesus spielte überhaupt keine Rolle in meinem Leben. Das hat sich dann massiv verändert. Im Kern ging das 2010 los – bis zu einer echten „Umkehr“ 2013. Getauft bin ich evangelisch.

Sascha: Wir möchten hier auf keineinsamerbaum.org unseren Lesern von einer lebendigen, geisterfüllten Beziehung mit Jesus erzählen und sie dazu inspirieren ihren ganz eigenen Weg mit und zu Gott zu gehen. Kannst du uns mit hinein nehmen in diese erste Begegnung mit Jesus?

Daniel: Uff… Ich weiß nicht, ob es diese eine erste Begegnung gab. Oder anders: Vielleicht ist mir Jesus schon oft vorher begegnet – ich war nur zu blind, es zu sehen. Das Kennenlernen war eigentlich nicht dieses eine Erlebnis. Sondern eher ein durchaus kopfgesteuerter Prozess. Ich hatte angefangen, mich für Jesus zu interessieren. Habe recherchiert – und war sicher: Wenn ich ein bisschen google, merke ich, dass Jesus eine Träumerei von Naivlingen ist. Aber das Gegenteil war der Fall. Ich hab gemerkt, dass ich den Glauben nicht totrecherchieren kann. Gleichzeitig fühlte sich mein Herz immer mehr angesprochen. Ich begann, in der Bibel zu lesen und zu beten. Irgendwann bekam ich innere Antworten.
Was wohl am ehesten einer „Begegnung“ entpricht, war ein Gebet, das mich tatsächlich durchgerüttelt hatte. Eines, bei dem ich das Gefühl hab, ich kann mich hier und jetzt bei Gott auf den Schoß setzen, meine Sünden bekennen, um Vergebung bitten und mich über diese Vergebung freuen. Das klingt immer etwas absurd, wenn ich davon erzähle. Aber so war es – und das war für mich der Moment, in dem ich beschlossen habe, mein Leben wirklich als Nachfolge von Jesus zu begreifen. Dass er das Wichtigste ist. Nicht nebenbei, nicht nur sonntags – sondern rund um die Uhr Vollzeitchrist.

Sascha: Das klingt überhaupt nicht absurd, sondern genau nach Jesus! Ich empfinde es als einen der wertvollsten Schätze, von Menschen zu hören, wie Jesus ihnen begegnet und eben immer wieder in ihrem Leben wirkt. Jede dieser einzigartigen Geschichten zeugt von Seiner Herrlichkeit und Seiner Liebe zu uns. Das ist für mich so kostbar zu hören. Gibt es einen Bereich in deinem Leben, den Jesus am meisten beeinflusst und mit Seiner Herrlichkeit segnet? Oder empfindest du einfach alles ist durchflutet von seinem Wirken?

Daniel: Was mir gefällt, ist, dass du Jesus als Erlebnis schilderst. So empfinde ich das auch. Nicht als ein einmaliges Event – sondern als jemand, der das Erleben neu gestaltet, der mir eine neue Perspektive geschenkt hat. In so ziemlich allen Bereichen.
Das Schrullige ist ja: Ich war nicht von heute auf morgen für alle sichtbar ein neuer Mensch, der den ganzen Tag fromme Hymnen summt. Und gleichzeitig wurde für mich innerlich so ziemlich alles neu. Neue Prioritäten. Neue Orientierung. Neues Ziel. Ich weiß, dass wir das Christ-Sein nicht als Wellness begreifen sollten. Aber manchmal kommt es mir so vor. Ich wache morgens auf und freue mich, wieder einen neuen Tag in dieser Sicherheit verbringen zu können – anstatt gehetzt und gestresst und orientierungslos zu sein.
Nur am Rande, da dies so positiv klingt: Selbstverständlich bau ich noch immer viel zu viel Mist und selbstverständlich gibt es noch Tage, an denen ich am liebsten gar nicht aus dem Bett möchte. Aber über und unter allen komischen Gefühlen merke ich dann doch, dass da jemand ist, der mich hält und der allem einen Sinn gibt. Wow, das klingt recht pathetisch. Aber es stimmt schon: Der Glaube hat auch für mich zu einem großen Lebensglück geführt.

Foto © Christian Langbehn

Sascha: So erlebe ich das auch. Mir ging es absolut genau so, wie du es hier schilderst: Es war ein Prozess. Ich hatte viele intensive Begegnungen mit Jesus über die Jahre bis ich schlussendlich mein Leben nur noch Ihm widmen wollte, weil ich so viel Seiner Herrlichkeit erkennen durfte, dass alles andere für mich unsinnig erschien!
Eine der härtesten Lektionen in meinen Leben – und diese Lektion ist noch lange nicht vorbei – war, die Kontrolle über mein Leben abzugeben und alles, wirklich alles, in Seine Hände zu legen. Wir kennen uns nun wirklich nicht gut, allerdings schätze ich dich als einen Menschen ein, der ebenfalls gerne die Zügel des Lebens in der Hand hat. Und bitte korrigiere mich direkt, wenn das nicht der Fall ist. Aber inwiefern schaffst du es Jesus in deinem normalen Alltag, sei es beruflich oder privat, zu dienen und die Kontrolle abzugeben? Und viel wichtiger: Was hilft dir dabei am meisten?

Daniel: (*lachen*) Keine Ahnung, ob ich gern die Zügel in der Hand habe.
Aber es stimmt: Das hört sich so leicht an. Irgendwie gemütlich. „Die Zügel aus der Hand geben“ hat erstmal was Positives. Problem: Ich weiß oft nicht, was es konkret bedeutet. Ich kann versuchen, auf sein Wort in der Bibel zu hören oder auf Impulse im Gebet. Aber ganz sicher bin ich mir da oft nicht. Kurzum: Ich versuche es. Ich trainiere Gottvertrauen. Scheitern inbegriffen.
Ein konkretes Beispiel für mich war, als ein Verlag mich fragte, ob ich ein Buch über meinen Weg im Glauben schreiben wolle.
Meine erste Reaktion war: „Bloß nicht! Was hab ich zu erzählen? Was, wenn es ein Vollflop wird? Was, wenn ich im Job Probleme bekomme?“ Und dann las ich in der Bibel die Aufforderung, uns zu Jesus zu bekennen und dachte: „Ok, da ist nicht viel Raum für Interpretation. Also: Mach’s einfach – und vertrau auf Gott.“ (Der Link zum Buch: „Ein bisschen Glauben gibt es nicht“) Und damit meinte ich nicht: Er wird schon dafür sorgen, dass das Buch ein Knaller wird. Ich wollte so sehr vertrauen, dass ich auch in einem totalen Scheitern seinem Weg vertraut hätte.

Sascha: Es ist erfrischend zu lesen, wenn Menschen zugeben, dass sie keine Ahnung haben. Mich inspiriert das viel mehr, als Geschwafel! Und das „Versuchen“ ist auch, glaube ich, fast immer der richtige Weg. Gott möchte, dass wir es versuchen. Um das Ergebnis, wenn ich auf Gottes Wort höre, brauche ich mir ja beinahe keine Sorgen mehr machen, da er es in der Hand hat.
Das Beispiel mit dem Buch ist super gut. Wir haben oft so viel Angst vor dem, was schief gehen könnte, und im Endeffekt passiert davon meist gar nichts oder es ist einfach überhaupt nicht schlimm.
Wo du gerade über deinen Job sprichst: Du hast so einen interessanten und spannenden Beruf – und das meine ich ernst. Ich bin absolut kein Fan davon alle Mitarbeiter eines Unternehmens, und dabei ist es egal welches, über einen Kamm zu scheren. Deine bisherigen Antworten sollten das schon deutlich gezeigt haben: Du bist überall mit Jesus unterwegs. Nimm uns bitte kurz mit hinein. Wie kannst du deinen Glauben in deinem beruflichen Umfeld ausleben? Lebst du ihn völlig offen in Gemeinschaft mit anderen Kollegen oder eher für dich im Stillen?

Daniel: Naja, bei BILD wissen viele Kollegen, dass ich Christ bin. Das liegt ganz banal daran, dass ich mehrmals darüber geschrieben habe.
Beim ersten Mal hatte ich schon ein wenig Bammel, wie die Kollegen wohl reagieren würden. Aber das Schöne war: Kein einziger ist mir ins Gesicht gesprungen oder hat sich kaputt gelacht (oder ich habe es nicht mitbekommen). Im Gegenteil: Viele Kollegen haben mir geschrieben, dass auch sie Christen seien. Einige haben natürlich mit dem Glauben nichts am Hut, anderen glauben an etwas anderes. Aber damit hatten wir ein hervorragendes Thema für gute Gespräche.

Im Job selbst kann ich natürlich für meine Werte einstehen und meine Meinung frei in jeder Konferenz kundtun. Das heißt nicht, dass ich jede Debatte gewinne. Aber das muss es ja auch nicht. Ich bin BILD sehr dankbar, dass ich an einem Ort arbeiten darf, wo es möglich ist, so völlig problemlos zu seinem Glauben zu stehen. Dass ich auch in Vorträgen darüber reden darf. Dass Haltung hier wirklich respektiert wird. Ich denke, da habe ich es echt leicht.

Sascha: Ich finde es toll das zu hören. Wir alle haben so viele Vorurteile, die sich bei näherem Hinsehen oftmals als falsch oder überspitzt, oder zu einseitig herausstellen. Danke, dass du das hier so offen mit uns teilst!
Wer meine Artikel und Beiträge verfolgt, wird sicherlich nach einer gewissen Weile merken, dass ich fest daran glaube, dass wir als Nachfolger Jesu an Orte gehen sollen, die herausfordernd sind, um genau dort in der Welt der Unterschied zu sein. Und ich bin absolut der Meinung, dass du genau dort hingehörst, wo du bist, um von innen die Veränderung zu bringen und es ist toll zu hören, dass dein Bekenntnis zu Gott so eine gute Reaktion hervorgerufen hat. Empfindest du deinen Job als deine Gott-gegebene Berufung? Sollst du genau dort, wo du bist, Reich Gottes bauen?

Daniel: Das ließe sich leicht mit einem „Ja“ beantworten – und fertig. (*grinsen*)

Aber wenn wir gerade über BILD sprechen: Mich haben oft Leute gefragt, warum ich als Christ bei BILD arbeite. Meine ehrliche Gegenfrage war immer: Warum denn nicht? Ich habe dazu auch mal in einem Blog-Artikel geantwortet. (Hier der Link: „Ein Christ bei BILD“)
Ich arbeite sehr gerne hier, mit den besten Journalisten und dem besten Journalismus. Mit tollen Kollegen und mit Diskussionen, die mich weiterbringen.
Ich weiß, dass es Christen gibt, die das nicht verstehen. Aber manchmal kommt es mir doch komisch vor, wenn Christen in Leserbriefen von mir erwarten, BILD zu einer Missions-Zeitung zu machen. Das kann ich nicht. Das darf ich nicht. Das will ich aber auch gar nicht.
Es gibt dieses schöne Sprichwort: Wo Gott dich hingesät hat, da sollst du blühen. Das ist für mich eine schöne Richtschnur. Und ich tue es sehr gern hier.

Sascha: Ich möchte das hier noch einmal deutlich machen: Ich finde es bewundernswert, dass du an dem Ort wirkst, an dem du bist. Ich glaube auch nicht daran, dass wir als Nachfolger in Isolation und Abschottung leben sollten – wir sollten eben nur dort, wo Jesus uns platziert, die Veränderung bringen, die ER uns aufträgt. Und ich möchte dich einfach nur ermutigen, dass du weiterhin auf Jesus hörst und Ihm alle Ehre zukommen lässt. Dass du standhaft und beständig an Ihm festhältst und Täter Seines Wortes bist. Dass nicht Angst regiert, sondern Seine Liebe – und dass du dich voll und ganz sicher fühlen darfst darin.
Gibt es zum Abschluss hier noch etwas, was dir auf dem Herzen brennt. Etwas, was du uns allen unbedingt noch mitgeben möchtest? Dann wäre hier der richtige Ort dafür.

Daniel: Erstmal: Danke! Auch für deine letzten Worte. Ich bin auch sehr dankbar für die Chance.
Was mir auf dem Herzen brennt? Mal überlegen…

Doch, da gibt es eine Sache, die mich aktuell bewegt: Ich habe zur Zeit die Chance, in vielen Gemeinden Vorträge zu halten. Ich war bei Adventisten, Pietisten, Charismatikern, Katholiken, Landeskirchen. Überall habe ich wundervolle Christen getroffen. Für mich war irgendwann klar: Solange es um Jesus geht, fühle ich mich dort willkommen und zuhause. Aber komischerweise vergessen wir offenbar oft diese große, großartige Gemeinsamkeit.
Stattdessen zerfleddern wir uns in Diskussionen über Regeln und Interpretationen, über Ehe für alle oder Zölibat. Wir beurteilen gegenseitig und verurteilen uns sogar manchmal. Das finde ich schade. Ich sehe soviel fröhliches, wunderbares Christentum überall. Der Glaube ist ein Erlebnis. Darüber sollten wir uns viel häufiger gemeinsam freuen – anstatt die Differenzen in den Vordergrund zu stellen. Wir sind keine Politiker – sondern alle Jesus-Freunde.

Sascha: Du sprichst mir aus dem Herzen, Daniel. Danke dir dafür. Ganz ehrlich! Ich bin mir sicher, dass du mindestens eine Person – mich nämlich – inspiriert hast und ich bin so gespannt, was Gott noch für dich geplant hat. Sei gesegnet mit allem, was der Herr für dich vorgesehen hat und lass auf dich aufpassen!