Hallo, „Wenn’s am schönsten ist, soll man aufhören!“ Vielleicht kennst du diesen Satz. Er drückt erstmal etwas total Positives aus, nämlich, dass es schön ist. Und damit dieser positive Eindruck bleibt, beendet man das, was man gerade macht. Das war oft mein Motto, zum Beispiel bei WG-Partys. Ich habe es zu oft erlebt, dass das Bier alle war, die Leute blöd wurden, die Musik kacke gewesen ist oder das Essen (manchmal auch der einzige Grund dort zu sein..) zu neige ging. Und: Um diesen ganzen Unannehmlichkeiten zu entgehen, habe ich probiert, genau den richtigen Zeitpunkt zu treffen, wenn es noch schön ist und man ein positiven Eindruck des Abends mit nach Hause nehmen konnte. Wenn es so weit war, bin ich gegangen. Was blieb in meinen Erinnerungen? Ein schöner Abend.

Es gab eine Zeit, in der ich gerne CD-Reviews gelesen und geschrieben habe. Und oft war auch das Urteil nach dem Hören eines Albums: Das waren 2 Lieder zu viel. Da war zu viel Füllmaterial drauf. Das Album hätte lieber eher aufhören sollen, damit der durchweg gute Eindruck bei mir blieb. Vielleicht kennst du das und kennst es auch von meinen Artikeln. Denn, ich gebe zu: Sie sind schon oft lang gewesen. Und mancher hatte auch Längen. Beides ist nicht immer so dufte, aber beides gehört irgendwie dazu. Bei mir. Beim Tiefgehen.
Logisch. Wenn die Kolumne ‚Kurz und Knapp‘ geheißen hätte, wäre sie anders gewesen. Eben kürzer. Aber das war sie nicht. Tiefschürfen war angesagt, damit man entdeckt, was sich manches Mal unter der Oberfläche befindet. Und manchmal musste man ganz schön viel Material bearbeiten. Manchmal wurde es dadurch tiefer, manchmal auch nicht. Aber: Um tiefer zu kommen, muss man manchmal lange graben, um zu entdecken, was da so schlummert. Und nicht selten kostet das Kraft, Zeit und Energie, die man reinstecken musste. In den letzten 29 Ausgaben habe ich das gerne gemacht. Gerne habe ich euch in einige Grundsatz-Gedanken mit reingenommen, darüber schriftlich nachgedacht und euch ‚meine Erkenntnis‘ mitgeteilt, die, ganz paulinisch, Stückwerk war und ist und bleiben wird. Aber es hat mir immer richtig viel Spaß gemacht, mich in der Tiefe mit manchem Thema auseinanderzusetzen. Oftmals habe ich extra dafür gelesen, gehört und recherchiert. Logisch. Man muss nicht alles wissen – nur wissen, wo’s steht.

Was ich damit sagen möchte: Du liest soeben die letzte Kolumne von ‚In die Tiefe‘ bei keineinsamerbaum. Diesen Schritt habe ich mir lange überlegt und ich finde, es ist Zeit zu gehen. Übrigens nicht, weil es keine Themen gäbe oder mir die Sache kein Spaß mehr macht. Sondern weil ich merke, dass mein Fokus verstärkt auf meinem Job als Pastor liegen sollte. Und die Anforderungen und Verantwortungen wachsen in nächster Zeit an. Ab 1. Januar 2020 werde ich leitender Pastor meiner Gemeinde in Halle (Evangeliumsgemeinde Halle) und dieser Aufgabe gehört mein ganzer Fokus. Denn Pastor sein ist meine Berufung, und nicht nur mein Beruf.

Das Schreiben hat mir immer viel Spaß gemacht. Aber manchmal war es eben ‚mal noch schnell reingedrückt‘, weil andere Dinge wichtig(er) waren. Und wenn es schon in der Vergangenheit so war, wird es in Zukunft eher mehr, als weniger werden. Daher gehe ich lieber jetzt, wenn es (noch) schön ist, noch nicht so anstrengend und gut schaffbar. Für mich persönlich bedeutet das, dass ich mehr Zeit für andere Dinge habe. Und das tut mir gut. So gerne es auch weiter gemacht hätte.

Aber ich möchte euch noch drei Dinge weitergeben:
1. Bleibt tief! Grabt nach. Lest, redet, hört nicht auf, die Themen zu bewegen, die euch bewegen. Stellt euch Fragen. Getreu dem Motto: „Heute Abend mache ich mir kein Abendbrot – heute Abend mache ich mir Gedanken.“ Lernt Tiefe im Glauben und im Leben immer mehr zu schätzen (und wenn ich meinen Beitrag dazu leisten konnte, ist das schön). Also: Hört nicht auf! Nur weil ich aufhöre.
2. Bleibt treu! Bei keineinsamerbaum habe ich als erster ’nicht-Gonzalesianer‘ mitmachen dürfen. Ein Vorrecht. Eine Freude. Für Freunde zu schreiben. Was daraus wurde und welche Ansammlung an guten Gedanken (übrigens auch tiefer) auf dieser Plattform zu finden ist, finde ich umwerfend.
Auch das neue Podcast-Format solltet ihr euch mal geben. Da kommt bestimmt noch eine ganze Menge. Danke, dass ich dabei sein durfte @Sascha und Claire. Danke für euer Vertrauen. Und ich hoffe, ich konnte zu eurem Wachstum beitragen. Ich bin gewachsen in der Zeit: Als Mensch, als Schreiber und Theologe. Danke für die Chance! Und: Eventuell hört/seht ihr mich eines Tages auch hier mal wieder. Also: Bleibt ihnen treu!
3. Bleibt bei Jesus! „Gottesfurcht ist der Anfang aller Erkenntnis.“ heißt es in dem Buch der Sprüche. Diesen Satz möchte ich am Ende meiner Schreibertätigkeit hier hinterlassen. Denn ich stimme ihm nicht nur zu, sondern wünsche dir, dass du gerade in den Tiefen des Lebens Gott erlebst und spürst, dass er mit dir Beziehung leben möchte (so muss man das hebräische ‚erkennen‘ hier übrigens übersetzen..). Jesus ist der Grund, warum ich glaube, warum es keineinsamerbaum gibt und es ist mein großer Wunsch, dass du ihn durch diese Plattform auch weiterhin erlebst – auch wenn ich nicht mehr dabei bin. Bei den Jesus Freaks gibt’s den tollen Satz: „Alles geht in den Arsch – Jesus bleibt!“ Dazu kann ich nur „Amen“ sagen. Also: Bleibt bei Jesus.

In diesem Sinne wünsche ich euch Gottes Segen, seinen Heiligen Geist beim Nachdenken und Reflektieren eures Lebens und bleibt schön tief, ihr Lieben!

Machts gut!
Euer Lukas