Hallo Freunde,
heute geht’s im 4. Teil um Lukas (cooler Name, by the way.. *zwinker*). Lukas hat den Versuch gestartet, das erste Geschichtswerk über die Dinge zu schreiben, die sich durch Jesus erfüllt haben. Dies macht er in 2 Teilen: Mit dem Evangelium, was jetzt im Mittelpunkt stehen soll, aber auch mit der Apostelgeschichte. Dass beide Teile vom gleichen Autor sind, wird deutlich, wenn man die beiden Einleitungsteile liest (Lukas 1, 1-4; Apostelgeschichte 1, 1-2). Seine Berichte widmet er Theophilos: Dem Gottesfreund. Und man könnte diesen Namen auch auf alle übertragen, die Freunde Gottes sind oder es werden wollen – ganz egal, ob es den Theophilos gab oder nicht. Das könnte also auch ein Wortspiel sein und damit eine gewisse Allgemeingültigkeit anzeigen.
Natürlich erfüllt Lukas nicht die Standards heutiger Geschichtsschreibung. Nichtsdestotrotz ist seine Herangehensweise, die Geschichte um Jesus zu erzählen, durch viele zeitliche Marker bestückt. Beispielsweise aus der Weihnachtsgeschichte sind dir vielleicht die Stellen „Als ein Gebot vom Kaiser Augustus ausging“ oder „Als Quirinus Statthalter in Syrien war“ bekannt (Lukas 2,1-2). Außerdem macht er auch deutlich, dass „schon viele einen Versuch unternommen haben..“ über Jesus zu berichten. Er kennt diese Schriften, hat aber offensichtlich noch mehr Infos bzw. Augenzeugenberichte als Markus zur Verfügung. Von daher bringt er diese Dinge zusammen: Er nutzt die ’normale‘, schon bekannte Geschichte Jesu genauso, wie neu gesammelte Informationen, die er zusammengetragen hat und setzt diese in einen geschichtlichen Rahmen. Damit wird die Geschichte Jesu wirklich ein Teil der Weltgeschichte und läutet eine ganz neue Zeitrechnung ein: Lukas zeigt, wie Jesus Gottes Geschichte mit Israel und der ganzen Welt erfüllt! Unter anderem diese Hinweise, die es vermehrt gibt, machen das Lukasevangelium so einzigartig und im Vergleich zu den anderen drei Büchern auf seine Weise besonders.
Lukas wird, wie auch Markus und Matthäus, nicht als Autor genannt. Aber auch wie bei den anderen beiden Büchern, nennt die frühe, christliche Tradition Lukas als Autor. Er wird als Reisebegleiter des Paulus im Neuen Testament genannt (Kolosser 4, 14; Philemon 24). Paulus nennt ihn einen Arzt. Daher gab es in der Kirchengeschichte keinen Papst der Lukas hieß. Dieser Name würde symbolisieren, dass Glaube und Naturwissenschaft zusammengehören. Dass sie das dann doch wieder tun, sei mal dahingestellt. Aber ich wollte dir nur meine übrig gebliebene Information aus Dan Browns ‚Illuminati‘ präsentieren. Auch wenn ich weiß, dass diese Geschichten ‚Fake News‘ präsentieren, sind sie doch spannend erzählt! *zwinker*
Zurück zum Thema! Nach 2 Kapiteln Einleitung mit der bekannten Weihnachtsgeschichte und der hochinteressanten Geschichte um Zacharias und der Geburt um Johannes den Täufer (all das verdient eine extra Würdigung, daher hier mal nur kurz), ist das Lukasevangelium klar in 3 Hauptteile eingeteilt: In den Kapiteln 3-9a geht es um Jesus und seine Mission; 9b bis 19a begibt sich Jesus mit seinen Jüngern auf den Weg nach Jerusalem; und Kapitel 19b bis 24 spielt in Jerusalem und die Ereignisse rund um Ostern.
Schauen wir mal ins Detail! In den ersten beiden Kapiteln geht es um die parallele Geschichte um Jesus und Johannes. In aller Kürze ist wichtig zu wissen, dass beiden ein Auftrag bzw. eine Rolle zugewiesen wird. Johannes ist der prophetische Bote, der Israel für Gottes Reich und Jesu Kommen vorbereiten soll. Jesus ist der Messias, der Gottes Reich bringen wird. Deutlich wird die Sonderrolle Jesu vor allem, wenn wir auf Simeon und Hanna schauen. Beides sind geistlich, prophetische Leute, deren Lebensziel voll und ganz auf das Kommen Jesu ausgerichtet waren. Und Simeon sagt: „Meine Augen haben deine Rettung gesehen! Das Heil, das du bereitet hast vor allen Völkern, ein Licht zur Erleuchtung der Heiden und zum Preis deines Volkes Israel!“ Das bedeutet: Noch bevor Jesus auch nur irgendein Wunder vollbracht, noch irgendeinen Menschen geheilt hat. Noch bevor er von Johannes getauft wird oder am Kreuz stirbt, wird diese Verheißung auf ihn gelegt: Jesus ist der Retter dieser Welt. Von Israel und allen anderen Menschen. Also auch von dir! Der Punkt ist nur folgender: Ist dir bewusst, dass du Rettung brauchst? Also jemand, der dir heraushilft, aus dem, was dich trennt von Gott. Aus deinem ‚um-dich-selbst‘-Kreisen. Jemand, der dir Erlösung, Segen und immer wieder Neuanfang schenken möchte? Ich bin oftmals selbstzufrieden und sehe meine Fehler oder meine Unzulänglichkeiten nicht. Aber Jesus rettet mich daraus und so wird seine Erlösung keine einmalige Sache, sondern ein Lebensstil. Und ich habe immer wieder eine tiefe Sehnsucht danach, dass das bei mir passiert. Und ich wünsche dir das ganz genauso.
Wer jetzt denkt, dass dieser Punkt eigentlich Nebengeplänkel ist, der sollte das Lukasevangelium mal unter diesem Gesichtspunkt lesen!
Natürlich hat das Lukasevangelium ähnliche Geschichten, wie die beiden Evangelien, über die ich schon etwas geschrieben habe. Jesu Versuchung, seine Taufe, sein Stammbaum.. und so weiter. Aber eine Sache finde ich bemerkenswert: Seine Predigt in Nazareth, seiner Heimatstadt. Jesus geht in die Synagoge, schlägt die Jesajarolle auf und liest folgenden Vers vor:
Der Geist des Herrn ruht auf mir, um den Armen die gute Nachricht zu verkünden [Stichwort: Evangelium], Freiheit für die Gefangen und Unterdrückten und das Blinde sehen können.
– Jesaja 61, 1-2 (Lutherbibel 2017)
Das griechische Wort (Aphesis, wörtl. Freilassung) für Freiheit bezieht sich auf das sogenannte Erlassjahr der Juden aus dem Buch Levitikus. In diesem Jahr wurden alle Gefangen freigelassen, alle Schulden aufgelöst und jedes verkaufte Land dem ursprünglichen Besitzer zurückgegeben. Stell dir das mal heute vor? Was würde das bedeuten? Ehrlich gesagt, würde ich super finden, wenn alle finanziellen Schulden erlassen werden. Natürlich ist das ungerecht, aber um wie viel mehr könnten Leute durchatmen und neustarten? Wie viele Länder wären wieder handlungsfähig – denkt nur mal an Griechenland? Mit dem Wort, was in dem Vers für Arme steht (hebräisch Ani), sind nicht nur mittellose Menschen gemeint, sondern auch Menschen, die sozialarm, also am Rande der Gesellschaft sind. Damals waren das vor allem auch Frauen, Kinder, Behinderte oder alte Menschen. Aber auch ethisch und moralisch ausgestoßene oder auch Kranke. Und Jesus sagt: Dieses Wort ist heute erfüllt vor euren Ohren! Hammer! Das Evangelium bekommt eine extrem starke soziale Komponente.
Jesus sagt, dass es besonders für diese Menschen gilt. In der Folge gibt es viele Heilungsgeschichten, die alle echt richtig spannend zu lesen sind und die sich durch alle Gesellschaftsschichten ziehen. Das bedeutet also: Du brauchst weder Abitur, ein dickes Konto oder blühende Gesundheit, damit dir die Liebe Jeus gilt! Und das ist ein riesiger Schatz und sorgt wirklich für Freiheit. Niemand muss sein Herz mehr an irgendwelche Güter hängen oder an seinen Körper. Und so weiter.. Ihr könnt euch aber ja vielleicht denken, dass einige Leute Jesus kritisch sahen. Plötzlich wurden die Gesellschaftsstrukturen von Jesus einfach mal vollkommen ignoriert. Dem war es sch**ßegal, wie jemand aussah, wie viel er hat, was er kann oder nicht: Er ging zu jedem hin, der arm war! Und musste sich dann viele Vorwürfe gefallen lassen. Und Jesus kündigt an, dass er der leidende Diener wird, der in Jerusalem sterben wird. Deswegen macht er sich mit seinen Jüngern auf nach Jerusalem und damit in Teil 2 des Buches.
Ab Kapitel 9b erzählt Jesus den Menschen, denen er begegnet, von der Liebe Gottes. Es gibt viele Gleichnisse in diesem Teil und man merkt richtig, wie Jesus seine Weisheit an seine Jünger weitergibt. Er will sie fit machen, damit sie Nachfolger Gottes werden können. Zu Beginn dieses Teils sendet er 72 von ihnen aus. Diese erleben krasse Wunder, die wir, wenn wir sie heute erleben würden, wahrscheinlich kaum glauben würden. Und doch rückt Jesus dieses Bild gerade: Freut euch, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind! Darum geht’s letztendlich.
Und damit kommen viele bekannte Geschichten, die nur bei Lukas kommen. Ein Ausschnitt: Der barmherzige Samariter (10), Maria und Marta (10), der reiche Kornbauer (11), die enge Pforte (13), das Gleichnis vom Feigenbaum, die Rangordnung der Heiligen (wer sich selbst erhöht und so.. in Kapitel 14) und in Kapitel 15 das ‚verlorene Kapitel‘: Das verlorene Schaf, der verlorene Groschen und von den verlorenen Söhnen. Es geht weiter mit dem reichen Mann und dem armen Lazarus, die 10 Aussätzigen, der Richter und die Witwe, Zachäus.. und noch vieles mehr. Dieser Teil endet mit der bekannten Geschichte aus Matthäus 25, nämlich mit den anvertrauten Pfunden bzw. Talenten. Ich weiß, du kannst das alles selbst nachlesen und du fragst dich, warum ich dir das hier alles so aufzähle! Was ich dir hier zeigen will, ist: Dieser Teil der Bibel ist so prall gefüllt mit guten Impulsen, dass du dich dein ganzes Leben damit beschäftigen könntest. Ohne Witz! Es ist unfassbar dicht geschrieben. Und dadurch wird auch deutlich, warum es 4 verschiedene Evangelien gibt! Sie sind tatsächlich anders und ergänzen einander. Dadurch wird der Blick auf Jesus und was er getan hat, noch stärker und detaillierter, als es so schon der Fall ist. Und dir wird dadurch vielleicht deutlich, welche verschiedenen Dimensionen das Evangelium annimmt. Es geht nicht nur um einen Moment der Weltgeschichte, sondern ganz konkret um dein Leben! Heute! Und das macht dieses Buch so faszinierend für mich. Und ich hoffe, auch für dich. Im letzten Teil, ab Kapitel 19b werden wir mit hineingenommen in die Ostererzählungen.
Die werde ich hier nicht in allen Details erzählen können. Ich möchte dir aber das Besondere bei Lukas zeigen: Kapitel 24! Dort wird von den Emmausjüngern erzählt, die Jesus eigentlich kennen müssten – einer müsste sogar sein Onkel gewesen sein! Es ist ihnen aber völlig klar, dass Jesus tot ist und damit alles vorbei. Jesus ’schleicht‘ sich sozusagen, inkognito, zu ihnen und erzählt mit ihnen über das, „was da in Jerusalem“ passiert ist. Und er legt für sie das Alte Testament aus. Er betet vor dem Essen, zu dem er von ihnen eingeladen wurde! Ohne erkannt zu werden. Erst, als er das Brot bricht, wird ihnen klar: Jesus lebt! Er ist auferstanden! Und ich mag diese Geschichte ganz besonders, weil sie deutlich macht, dass selbst diejenigen, die Jesus kennen sollten, ihn eben nicht immer erkennen. Und deutlich wird auch: Diejenigen, die seine Macht erlebt haben, sind nicht in der Lage seine volle Größe und Macht zu erfassen. Und das ist wunderbar! Jesus bleibt und ist ein Geheimnis! Kein Rätsel, was sich auflöst, sondern ein Geheimnis, dass mich immer mehr und weiter in seinen Bann ziehen möchte. Die Frage ist nur: Bin ich bereit mich überraschen zu lassen? Von Jesus? Vom Evangelium? Von seiner Tragweite und Alltagsrelevanz? Von seiner Schönheit und Herrlichkeit? Von seiner sozialen Reichweite und seiner geschichtlichen Verankerung? Und lasse ich mich auch wieder neu überraschen von Geschichten, die ich vielleicht schon kenne und schon mehrmals gelesen oder gehört habe? Dann werden nämlich diese alten Worte neu in meinem Kopf und Herzen lebendig und reden in mein Leben ganz konkret rein. Die Frage ist: Willst du das?
In diesem Sinne: Viel Spaß beim Lesen von Lukas und bis spätestens zum Johannesevangelium!
Segen-Regen, euer Lukas.
PS: Zum Nachschauen und reflektieren: Das Bibelprojekt: Lukas – Teil 1 und Das Bibelprojekt: Lukas – Teil 2
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