Hallo, ich bin Student. Gewesen! In dieser Zeit – mehr noch als jetzt – habe ich auch das studentische Leben in vollen Zügen genossen. Dabei kam es durchaus vor, dass ich oder meine Freunde, mit denen ich unterwegs war, mal einen über den Durst getrunken haben. Kennst du sicherlich. Auch als Nicht-Student. Die Begleiterscheinungen sind unkontrollierte Bewegungen, lustige und auch dumme Aktionen und eine unbändige, aber kurzfristige Freude. Das merkt man spätestens dann, wenn normale Menschen, wie du und ich, in vollen Zügen zu musikalischen Verbrechen (Stichwort “Helene Fischer“) lautstark Lieder mitgrölen und man erstaunt seine befreundeten Jazz-Musiker dazu tanzen sieht. Ok, über Geschmack lässt sich streiten! Allerdings fand ich, dass das schon ein skurriler Anblick war. Manche Leute, die sonst introvertiert sind, ruhig in der Ecke sitzen und nur „einsätzige“ Kurzantworten zu tiefschürfenden Fragen der menschlichen Existenz geben – diese Leute tanzen wild umher, umarmen alles, was bei drei nicht auf den Bäumen ist und entwickeln einen Witz, der an guten Tagen an Volker Pispers erinnert und an schlechten Tagen an Mario Barth. Und wisst ihr, warum das so ist? Sie sind besoffen.
Wir erinnern uns kurz, an die letzte Kolumne – die Jünger sind ausgeflippt und die Leute dachten: Die sind besoffen! Im Mittelpunkt Stand der Bibeltext aus Apostelgeschichte 2, 1-13. Und auch, wenn es von außen genauso ausgesehen haben muss, waren die Jünger nicht betrunken. Sie waren voll des Heiligen Geistes. Ok! Krass. Der Heilige Geist macht also besoffen? Nun, ich würde darauf immer sagen: Der Geist weht, wo er will, und ihm ist nichts unmöglich – also auch das! 😉
Und so kam es, dass Petrus sich hinstellt und den Leuten erklärt, was mit ihnen passiert ist (Apostelgeschichte 2, 14-36). Und er stellt erstmal fest: Wir sind nicht besoffen! Wir sind voll mit dem Heiligen Geist. Und er erzählt, dass heute etwas wahr geworden ist, was schon der Prophet Joel vor einigen Jahrhunderten angekündigt hatte. Und dann fängt Petrus an zu predigen. Er legt einen Text aus dem Alten Testament aus. Altes Testament – das klingt manchmal wirklich bisschen „oll“ altbacken, gestrig, abgelaufen. Ich finde den Begriff „Jüdische Bibel“ viel sinnvoller, weil er anzeigt, wie wir dieses Buch lesen können. Ja, es ist alt. Aber ich glaube, es hat auch für unser Heute einiges zu sagen. Dazu in einer anderen Reihe mal mehr. Petrus legt also einen Text vom Propheten Joel (3, 1-5) aus. In dem heißt es, dass der Heilige Geist über Söhne kommt, Mägde und Knechte. Leute sollen Visionen bekommen, weissagen und Wunder sollen geschehen. Das ist mal eine Ansage. Scheinbar bringt der Heilige Geist einige enorme Veränderungen mit sich. Und das ist erstmal ein Zeugnis. Der Punkt ist, und deswegen erklärt Petrus das auch: Ist mir das bewusst? Habe ich diesen Horizont? Oder setze ich mir schon von vornherein absichtlich Grenzen und halte mich zurück?
1. + 2. Ehrlichkeit & Bibel. Die beiden Punkte nehme ich heute mal zusammen. Ich finde nämlich, der Text spricht sehr in mein Leben hinein. Und manches davon, hast du vielleicht auch schon erlebt. Manches eventuell auch nicht. Aber ich versuche dir mal meine Sicht der Dinge nahezubringen.
In der Pfingstgeschichte wird, meiner Meinung nach, vor allem deutlich, dass der Heilige Geist meine Grenzen sprengt. Ehrlich gesagt, komme ich aus einem geistlichen Hintergrund, der manches eingegrenzt hat. Das ist auch ok, denn Grenzen geben Sicherheit. Sie dienen uns Maß zu halten und geben uns Sicherheit. Das Problem ist nur: Grenzen grenzen uns ein. Was für ein rhetorischer Leckerbissen dieser Satz ist! Grenzen grenzen uns ein.
Aber ich denke, der Heilige Geist gibt eine innere Weite, einen übernatürlichen Frieden und eine unfassbar große Freude, wenn er einen erfasst. Und er wirkt grenzenlos. Über Völker, Religion und Herkunft hinaus und hindurch. Durch Jesus wurde die Lebensgrenze des Todes besiegt. Auch ich durfte das grenzenlose Wirken des Heiligen Geistes erleben. Zum Beispiel, indem er mein religiöses Weltbild gesprengt hat. Und so ging es auch vielen, die die Predigt von Petrus in Apostelgeschichte 2 gehört haben.
Petrus macht Jesus groß. Er, der Zeichen und Wunder getan hat, er ist es, der uns zeigt, welche Sprengkraft (Griechisch: dynamis) im Wirken des Heiligen Geistes liegt. Denn Jesus bezeichnet den Heiligen Geist als seinen Nachfolger. Und der sprengt Grenzen! Das ist nicht politisch oder gar militärisch gemeint. Sondern Gott weitet meinen Blick. Gott ist grenzenlos. Und Gottes Wirken ist grenzenlos. Das muss ich mir als „normaler Mensch“ immer mal wieder bewusst machen. Ich setzte mir Grenzen. Ich bin begrenzt. Mein Denken ist begrenzt. Und das finde ich sogar ganz gesund. Aber Gottes Wirken zeigt mir manchmal seine grenzlose Weite. Und er sprengt immer mal wieder mein Denken und zeigt mir dadurch seine Liebe und Nähe.
Ok, für viele, die damit gar nichts zu tun haben, ist das sicherlich schwierig nachzuvollziehen. Der Heilige Geist ist, man könnte sagen, das „Verb“ Gottes. Das Handeln Gottes. Gott „macht“ durch den Heiligen Geist seine Dinge, die er tut. Und wir Christen sind davon überzeugt, dass der Heilige Geist wirkt, wenn wir die Bibel lesen, wenn wir Gemeinschaft haben, wenn wir… ja, wenn wir. Wenn das Wirken Gottes grenzenlos ist, könntest du diese Liste unendlich weiter fortführen. Und Petrus und seinen elf Freunden wird das hier bewusst. Und den Hörern der Predigt, ebenso. Sie erleben eine neue Form des Wirkens Gottes. Das kannten sie bis dahin noch nicht. Ihr Weltbild wird erschüttert, weil dort Typen wie besoffen durch die Gegend rennen, Dinge sprechen und sagen, die nicht von ihnen kommen können (Stichwort „Andere Sprachen“) und die dadurch sehen: Mit denen muss etwas anders sein!
Dabei geht es nicht nur um Gefühl oder eine platte Emotion, sondern Petrus zeigt an einer Bibelstelle, was das ausmacht, erfüllt mit dem Heiligen Geist zu sein. Er zitiert König David (Apostelgeschichte 2, 25-28):
Ich habe den Herrn allezeit vor Augen […] Darum ist mein Herz fröhlich, und meine Zunge frohlockt; auch mein Leib wird ruhen in Hoffnung. [..] du wirst mich erfüllen mit Freude vor deinem Angesicht.
– Apostelgeschichte 2, 25-28
Diese grenzlose Freude, die die Leute durch den Heiligen Geist haben, ist die Freude, die von Gott kommt. Von außen sehen sie „besoffen“ aus, sind aber „nur“ voll des Geistes. Wow!
Und das zieht an. Wer das schon mal so erlebt hat, der kann aus eigener Erfahrung sagen, dass dies ein lebensveränderndes Gefühl ist.
3. Praxis. 3000 Leute, die dieses überwältigende Ereignis gesehen haben und seine Worte gehört haben, fragen Petrus daraufhin: „Was sollen wir jetzt tun?“ 3000! Durch eine Predigt. Noch Fragen, ob das Wirken des Geistes Grenzen hat?
Und das ist spannend, was jetzt folgt. Petrus sagt: „Tut Buße“. Buße tun heißt aus dem griechischen heraus, etwa: Kehrt um. Oder besser noch: Denkt neu über Gott nach. Lernt neu nachdenken. Verlasst eure bisherigen Pfade und fragt Gott, welchen Weg er für euer Leben hat. „..und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des Heiligen Geistes.“ Petrus setzt die Taufe als Bekenntnis, als Umkehr, als Statement und sagt: Ihr werdet die Gabe des Heiligen Geistes bekommen. Das ist eine Verheißung und es hat kein Tun-Ergehen-Zusammenhang. So nach dem Motto: „Ich muss nur das eine tun, dann muss Gott aber…!“ Doch was das bewirken kann, haben wir oben gelesen (besoffen und so…). Und das ist der Hammer!
Denn euch und euren Kindern gilt diese Verheißung und allen, die fern sind, so viele der Herr, unser Gott, herzurufen wird.
– Apostelgeschichte 2, 39
Petrus sagt denjenigen, die Glauben wollen, die einen Durst nach dem Wirken des Heiligen Geistes haben: „Es gilt für dich! Du darfst diese Kraft vom Himmel empfangen, wenn du es willst.“ Das finde ich stark. Gott zwingt sich nicht auf, sondern gibt dir die Möglichkeit, diese Kraft zu empfangen oder auch nicht. Und das ist wichtig! Gott lässt dir deinen Willen und sein Wirken ist grenzenlos und von daher auch nicht festgelegt. Aber was das Spannende ist, dass die Leute offensichtlich begeistert sind vom Wirken des Heiligen Geistes. Deswegen nehmen sie das an. Sie wollen es! Sie haben Durst! Sie haben das innere Bedürfnis, das Wirken des Heiligen Geistes in ihren Leben zu haben.
Wenn wir weiter im Text lesen: „[…] an diesem Tage wurden hinzugefügt etwa dreitausend Menschen.“ Aus der kleinen Jüngerschar entstand an diesem Tag eine Massenbewegung, die bis heute ihre Auswirkungen hat und immer noch Menschen begeistert – grenzenlos. Das ist nur durch den Heiligen Geist möglich. Und ich wünsche dir, dass du Gott grenzenlos in dein Leben einlädst und Ihm dein Leben anvertraust. Mich begeistern diese Gedanken des grenzenlosen Gottes. Und dich vielleicht auch!
Seid gesegnet, euer Lukas.
PS: Und Bibel gelesen? Du kannst auch morgen noch starten. Am besten mit Apostelgeschichte 1. Und jeden Tag ein paar Verse, Kapitel oder Seiten! Viel Spaß damit!
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