Hallo, ich bin ja gerade dabei mir ‚mal ‚was zu gönnen! So bibelmäßig. Schöne Texte. Einfache Texte, die trotzdem Tiefe haben. Verse, die mir besonders ans Herz gewachsen sind, ‚be’schreiben. Beim letzten Mal ging es intensiv um Psalm 103. Einer meiner absoluten Herzenstexte. Heute kommen wir zu Paulus und 1. Korinther 13, 13! Ich freu mich schon.

Dieses ganze Kapitel ist ein Stück Weltliteratur. Wer das leugnet, hat nie die Schönheit lyrischer Worte, Beschreibungen oder die Tiefe von Texten ganz allgemein beleuchtet. Meine Behauptung. Bisschen forsch, ich weiß schon. Aber dieses ganze Kapitel ist gespickt mit Schönheit und einer treffenden Definition des Wortes ‚Liebe‘. Liebe wird oft hohl. Der Grund ist meines Erachtens nach: Weil dieses Wort zu oft gebraucht wird. Weil vieles, was wir als Liebe kennen, nicht mit der ‚Liebe‘-voll ist. Und genau da können Texte aus der Bibel helfen, einen neuen Blick auf dieses Wort zu bekommen. Neben der Liebe stehen heute noch 2 andere Begriffe im Zentrum: Glaube und Hoffnung.
Glaube, als etwas, was uneingeschränktes Vertrauen und keine bloße ideologische Zustimmung für mich ist. Der Begriff wirkt oft viel zu theoretisch (auch weil er – komplett ungenügend – als Gegenbegriff von Wissenschaft gebraucht wird), obwohl er praktischer nicht sein kann. Aus einer inneren Überzeugung, ein inneres Vertrauen heraus, nach außen tragen, was das Herz füllt und praktisch werden lassen. Heute ein Versuch auch dieses Wort wieder neu zu füllen.
Und als dritter im Bunde: Hoffnung. Hoffnung ist für mich – genauso übrigens wie Glaube und Liebe – ein Wort, dass eine innere Haltung und eine bestimmte Blickrichtung vorgibt.

Diese 3 Worte kennen wir sicherlich und am bekanntesten auf den Punkt formuliert, können wir sie in 1. Korinther 13, 13 lesen, wo Paulus folgendes schreibt:

Nun aber bleiben Glaube, Hoffnung, Liebe, dieses drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.

– 1. Korinther 13, 13 (Lutherbibel 2017)

Hoffnung. Was ist Hoffnung? Ich schau bei solchen Begriffen gerne erstmal in die Standard-Nachschlagewerke. Wikipedia schreibt recht simpel und schlicht: „Hoffnung ist eine zuversichtliche innerliche Ausrichtung, gepaart mit einer positiven Erwartungshaltung, [..] Hoffnung ist die umfassende emotionale und unter Umständen handlungsleitende Ausrichtung des Menschen auf die Zukunft [..]“ Okay, bei Wiki geht’s um eine innere Haltung, die nach vorne schaut; so würde ich das mal nennen. Eine optimistische Perspektive! Weg von der Vergangenheit und Gegenwart, auf das zu sehen, was da kommt.
Jo. Viel witziger finde ich ja in dem Zusammenhang die Etymologie (Lehre der Geschichte und Entstehung von Wörtern) des Wortes ‚hoffen‘. Es wird verglichen mit dem mitteldeutschen Wort hopen, wo auch das Wort hüpfen herkommt. Sofort muss ich an die Abwandlung des Kinderlied-Klassikers aus der Kirche denken: „Spring mit mir ein Halleluja, spring mit mir ein Dankeschön. Ein Danke!.. Denn im Danken da liegt Segen und im Danken preis‘ ich ihn..“ (Stellt euch den Autor vor, wie er gerade seine Untermieter springend ebenfalls zum Springen bringt… nur nicht positiv.. *zwinker*). Hoffen und hüpfen, vor positiver Erwartung unruhig springen und zappeln. Wenn ich das mit dem Begriff ‚hoffen‘ in Verbindung setze und daran denke, mit welcher Schwere dieser Begriff manchmal benutzt wird (Die Hoffnung stirbt zu letzt..), dann muss ich mich echt wundern, was mancher griesgrämig dreinschauend, ernster Christenmensch daraus gemacht hat. Und wenig wird von solch einer Hoffnung in unseren Liedern gesungen. Könnte zumindest mehr sein. Stell‘ ich fest. Das klingt für mich zumindest viel tiefer und unbeschwert-lockerer, als dieses fromm-sanguinische Weglachen der Alltagssorgen, das mir manchmal – neben dem Griesgram – begegnet.

In der Bibel wird das noch konkreter. Im Alten Testament kommt der Begriff – vor allem in den Psalmen – 150 mal vor! Bäm! Das ist echt nicht wenig. Im Buch der Bücher gibt es Hoffnung nur in Bezug auf das Gute. Ein rein positiver Begriff. Es gibt keine Hoffnung auf das Böse! Das gibt’s einfach nicht. Und das finde ich echt schön. Und so hat das Wort dort eine klare Richtung, einen klaren ‚Gegenstand‘, einen Bezug, nämlich Gott! Und so ist es vielleicht mal spannend, den Gegenbegriff von Hoffnung zu umschreiben:
‚Hoffnungslosigkeit‘ hat rein gar nichts, was mich ruhig und erwartungsfroh macht. Wer hoffnungslos ist, der ist seltsam gierig auf vergängliche Dinge. Wenn meine Hoffnung nur auf das hier und jetzt liegt, der Zeitraum von Geburt bis Sterben, dann werde ich persönlich (!) echt depressiv und sehe nur das, was mir hier so bleibt. Und ich weiß: Mein Geld wird mal weg sein. Mein Auto. Mein Fernseher. Selbst mein von mir geliebter Laptop, alias Mac, aus dem Obstladen – so exklusiv und schön grau-apfelnd er auch ist – sogar der wird eines Tages weg sein. Sogar meine liebsten Menschen, kann ich nicht dorthin mitnehmen, wo ich mal hingehe. Denn ich geh ja nirgends hin. Klappe zu. Hoffnung tot.

Wenn ‚wir‘ Christen ohne Hoffnung leben, dann verlieren wir unsere Kraft, unsere Freude und auch unsere Weite. Denn die Hoffnung von uns, ist ja in die ganze Schöpfung eingeschlossen und ich entdecke sie in der Bibel bei Gott! Er trägt die Kraft der Erneuerung in sich, die Verwandlung des Hoffnungslosen, die Umgestaltung meines Kleinglaubens hin zum Großglauben, und ich werde ein Handelnder, ein veränderter Nachfolger mit dem Blick auf das Ziel und ewiger Perspektive. Hammer! Hoffnung bleibt, schreibt Paulus! Und so eine Hoffnung, finde ich, soll auch bleiben. Immer.

Glaube. Eigentlich ein total schönes Wort, das viele Christen Sonntag für Sonntag im apostolischen Glaubensbekenntnis ‚runterrattern‘: Ich glaube.. Und auch dieses Wort – so erlebe ich es oft – wird stumpf und die Tiefe wird nicht ausgeschöpft. Genau so wie bei Hoffnung und Liebe.
Schade. Daher erstmal wieder Wiki: „Das Wort Glaube bezeichnet eine Grundhaltung des Vertrauens [..]“ Jo. Darauf hab ich’s mal reduziert. Ein ‚Überzeugt-sein‘, kann man noch ergänzen. Und daher auch ein weiter Begriff: Glaube an den Weihnachtsmann, Osterhasen, an DIE ‚Natur‘, ans Universum, bis hin zum Glücksbringer. Das alles und noch viel mehr, wird gepaart mit einer Überzeugung, dass diese Dinge helfen oder verantwortlich sind für unerklärliche (Wer versteckt die Eier an Ostern?) oder zumindest sehr große Dimensionen (Komplexität der Welt), die wir beobachten.
Komplizierter Satz. Okay. Mein Glaube setze ich auf etwas, was ich nicht genau erklären kann. Ich aber denke, dass es das gibt und außerdem verantwortlich ist für Dinge, die ich ebenfalls nicht genau erklären kann. Besser? Auch hier ist der Begriff für mich persönlich viel zu klinisch und theoretisch. Und auch hier hilft die Etymologie! Denn ‚glauben‘ kommt vom Indogermanischen leubh und heißt so viel wie: ‚begehren‘, ‚lieb haben‘, ‚für lieb erklären‘, ‚gutheißen‘, ‚loben‘. Diese Worte haben eine ganz andere Richtung, als das, was ich mit Glauben in Bezug setzen würde. Vielleicht ist ‚unser Glaube‘ zu verkopft, zu ver-‚philosophiert‘. Wenn ich etwas begehre, dann wird das schon viel praktischer. Dann glaube ich, dass es dort etwas Gutes für mich gibt. Dann weiß ich, dass der Weg richtig ist, die Sache gut ist. Und dann bin ich auch treu, zuverlässig und bleibe dabei! Dann fange ich an, gut darüber zu reden. Dafür muss ich nicht alles verstehen, aber in Beziehung sein. Sie erleben. Und daher ist Glaube für mich kein theoretischer Begriff, sondern ein Beziehungsbegriff. Glaube wird dabei nicht der bloße Lückenbüßer für das ‚Unerklärliche‘, sondern Glaube ermöglicht mir einen Zugang zu den Geheimnissen dieser Welt. Und Geheimnisse bleiben geheim. Werden niemals voll aufgelöst. Es sind ja schließlich keine Rätsel. Und so ist Glaube eben auch kein Leistungsprinzip unterstellt. Sondern alles, was ich „aus Glauben tue“, ist eine Form von Bekenntnis. Bekennen, dass man selbst nicht Gott, man selbst fehlerhaft und ergänzungsbedürftig ist. Aber eben auch bekennend, dass Gott der Herr ist und er gut ist. Er des Glaubens würdig ist. Und bekennen, dass es so viel Grund gibt, ihm zu danken, ihn zu loben, ihn zu lieben, ihn im Herzen zu tragen! Übrigens: Das kann man auch im Springen!

Am Ende bleibt die Liebe. Vorhersehbar. Ich weiß. Aber sie steht nicht grundlos am Schluss. Liebe meint hier nicht Eros, von dem unser deutsches Wort Erotik abgeleitet ist. Liebe meint hier nicht Philia, das mehr eine freundschaftliche Beziehung, zweier sich sympathisch empfindender Menschen, ist. Sondern hier steht im griechischen Original Agape. Und das könnte man so umschreiben: „Liebe ist eine Bezeichnung für stärkste Zuneigung und Wertschätzung. [..] (eine tiefe) Verbundenheit zu einer Person (oder Personengruppe), die den Zweck oder den Nutzen einer zwischenmenschlichen Beziehung übersteigt und sich in der Regel durch eine entgegenkommende tätige Zuwendung zum anderen ausdrückt. Das Gefühl der Liebe kann unabhängig davon entstehen, ob es erwidert wird oder nicht [..]“ Etymologie – ihr wisst schon warum – ist hier vom mittelhochdeutschen liep, ‚Gutes, Angenehmes, Wertes‘ hergeleitet. Und, genauso wie bei Glauben, von leubh – gern, lieb haben, begehren. Kannste dir nicht ausdenken! *zwinker*

Aber hier muss ich sagen, hat Wiki echt gute Arbeit geleistet. Eine Verbundenheit, die den Zweck oder Nutzen einer Beziehung übersteigt. Und entgegenkommend, praktisch tätig ist. Das ist so sehr auf den Punkt, dass es mir schwer fällt, dem auch nur irgendwas hinzuzufügen. Mach ich daher einfach mal nicht! Aber einen Blick in die Bibel werfe ich trotzdem!
Im Alten Testament kommt der Begriff als solcher wenig vor, dafür aber ausgewählt an wichtigen Stellen.

Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.

– Deuteronomium 6,5 (Lutherbibel 2017)

Das ist ein Vers, der Teil des Glaubensbekenntnisses des Volkes Israel ist. Im praktischen Leben kommt der Vers daher sehr oft vor! Beim Gottesdienst. Man schreibt ihn sich an die Wand. An den Türpfosten. Moderne Juden tätowieren sich das. Später verschärft Jesus diesen Vers noch mit den „und deinen Nächsten, wie dich selbst!“ Wenn du denkst, das Alte Testament ist schon herausfordernd – ich finde Jesus nochmal ’ne Spur krasser. Den anderen lieben kann ich nur, wenn ich mich liebe. Und Gott lieben bringt mich immer mehr in die Haltung, mich und den anderen zu lieben. Kein falsch-demütiges Wegducken! Keine Gesetzesfrömmigkeit. Eine tiefe Verbundenheit, eine felsenfeste, gegenseitige Beziehung, die das, was sich in mir nicht mit mir verbinden will, erfüllt und ‚ver’liebt wird von Gott. Ich werde Nachfolger, Gott-Liebhaber, weil Gott mich zuerst geliebt hat. Und das möchte ich jedem zeigen. Immer. Und das ist schon ein Hammeranspruch, aber auch ein ständiges Wachsen. In diesem geheimnisvollen Wort steckt so viel Kraft und Schönheit, dass ich nur baff bin und ihn immer mehr loben und meinem Nächsten zuvorkommend begegnen möchte, wie ich’s mir für mich selbst wünsche. Im Neuen Testament wird diese Liebe nahezu inflationär benutzt. Und das finde ich entsprechend noch krasser! Überreich! Prächtig! Treffend! Liebe, eben!

Volle Worte. Voller Vers. Aber so ist er für mich immer wieder ein Vers für mein Herz, für mein Denken, für mein Fühlen, für meine Gottesbeziehung! Und ich hoffe, dass er das für dich auch wird (wenn er’s noch nicht ist): „Glaube, Hoffnung, Liebe, dieses drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen.“

Machts gut und auf bald!
Liebe Grüße,
Lukas