Schon fast vier Monate alt ist unser Sohn Kaleb. Und ich muss sagen, es ist die größte Freude, ihn aufwachsen zu sehen.

Vater zu sein hat in mir ganz neue Gefühle geweckt. Eine Liebe und auch eine Freude, die tiefer geht und anders ist, als ich es bisher kannte; ein Verantwortungsgefühl, das von dieser tiefen Liebe geprägt ist und Freude am Großziehen und auf Erziehung mit sich bringt und einen tief freudigen Stolz, der mit der neuen Vateridentität verbunden ist. Und natürlich auch eine Sorge, die von jetzt an nicht weniger wird.

Papa sein ist die schönste und auch sinnvollste Aufgabe, die ich mir vorstellen kann. Mein Handeln und meine Entscheidungen haben von nun an direkten Einfluss auf das Leben meines Sohnes und ich will nur das Beste für ihn. Und Papa sein macht Spaß. Es ist eine unglaubliche Freude zu sehen, wie sehr Kaleb strahlt, wenn er mich sieht und wie er schon jetzt versucht mir Dinge zu erzählen. Es ist total interessant, mit ihm die Welt um ihn herum zu entdecken und seine Reaktionen zu beobachten. Und es ist natürlich unheimlich süß, wie er mir hinterherschaut, wenn ich den Raum verlasse, wie er nach mir sucht, wenn ich nicht da bin und wie groß das Lächeln ist, wenn ich wiederkomme.

Was ich von meinem Sohn lernen kann

Ich könnte natürlich noch viel mehr schwärmen, aber eine Sache, die das Papa-sein auch mit sich bringt, ist die Sicht auf und das Überlegen über die Gegenwart im Angesicht des himmlischen Vaters. Man denkt es kaum, aber das ist ein hochbrisantes Thema, auch gerade in der Seelsorge. Das eigene Erleben des Vaters hat automatisch Auswirkungen auf die eigene Sicht auf Gott als Vater. Das wiederum birgt natürlich nochmal eine besondere Verantwortung der Vaterrolle, worüber es sich lohnen würde, ein anderes Mal zu schreiben. Worum es mir heute geht, ist die Frage, was ich von meinem Sohn lernen kann in Bezug auf meine eigene Haltung, die ich gegenüber Gott als meinen Schöpfer und Vater einnehme – was es heißt, im Angesicht des Vaters zu sein (Angesicht meint kurz gesagt die Gegenwart).

Dazu kann ich ein paar Beobachtungen anstellen, wie sich mein Sohn in meinem „Angesicht“ verhält: Er freut sich, wenn er mich sieht; er beobachtet mich; er versucht mir Dinge zu erzählen und er sagt mir auch durch die Blume unmissverständlich klar, wenn er etwas nicht so toll findet. Er lügt mich nicht an (denn das kann er vom Entwicklungsstand noch gar nicht) und weint, wenn es ihm nicht gut geht. Er signalisiert ganz offen, wenn er auf den Arm möchte, lacht über meine Späßchen oder schaut mich ganz unbeeindruckt an. Er kotzt, kackt und pinkelt mich voll, kann dabei sogar schelmisch lachen. Er lässt sich trösten, auch wenn das mal eine Weile dauern kann.

Ich kann gar nicht anders als ihn zu lieben

Ich könnte noch viel mehr aufzählen, aber zusammengefasst kann man sagen, dass mein Sohn mir vertraut, meine Gegenwart für ihn selbstverständlich ist, er sich bei mir freut, aber auch bei mir weint – er also ganz authentisch ist und mich an allem teilhaben lässt, was bei ihm gerade passiert. Das Schöne ist, dass Babys das halt so machen. Aber das tun sie auch nur weiterhin, wenn ihr Gegenüber, ihre Vertrauensperson (in dem Fall ich), dem Kind diese Sicherheit, Annahme und Geborgenheit gibt, in der sich das Kind wohlfühlt und es sich ernst- und angenommen fühlt. Und dazu stelle ich mal ein paar Beobachtungen (die positiven) an, die mich betreffen: Ich freue mich, wenn ich meinen Sohn sehe, ich beobachte ihn, auch wenn er mich mal nicht sieht. Ich erkläre ihm dauernd Dinge, die er noch nicht versteht. Ich reagiere auf seine Signale, wenn ihm etwas nicht passt und versuche, es ihm so angenehm wie möglich zu machen. Ich tröste ihn, wenn er traurig ist, auch wenn das mal eine Weile dauern kann. Ich nehme ihn auf den Arm und kuschel mit ihm, freue mich und lache auch dann noch über ihn, wenn er mich ankotzt, -kackt und -pinkelt. Ich kann gar nicht anders als ihn zu lieben und ich gebe mein Bestes, für ihn eine sichere und liebevolle Anlaufstelle zu sein – liebevolle Arme, in die er sich jetzt und auch in Zukunft einfach fallen lassen kann.

Ich möchte Kind Gottes sein

Und das obwohl ich ein unperfekter Mensch bin. Als Mensch ist es halt ein Merkmal, dass man eigentlich von Grund auf egoistisch ist. Als Mensch ist man halt einfach im tiefsten Innern von Grund auf böse. Und trotzdem ist ein Mensch in der Lage, so sehr zu lieben, wie beispielsweise im Idealfall Eltern ihre Kinder lieben. Und das ist nur ein Abklatsch von der Liebe, die Gott als unser Vater und Schöpfer für uns empfindet. Seine Liebe ist viel größer, als wir es uns je vorstellen könnten. Letztens haben wir an Ostern gefeiert, dass wir durch und in Jesus die Möglichkeit haben, direkt im Angesicht Gottes, unseres Vaters zu sein.

Und da kommt die Frage auf: Warum bin ich nicht so froh und entspannt im Angesicht meines Vaters wie mein Sohn es bei mir ist, obwohl Gott ein viel besserer Vater ist, als ich es je sein könnte? Da gibt es natürlich einige Gründe, über die es sich lohnt nachzudenken. Aber Fakt ist, dass die Hindernisse, so vollkommen hemmungslos vertrauensvoll und fröhlich oder auch hemmungslos weinend in der Gegenwart Gottes zu sein, in mir liegen und nicht bei Gott. Das Gute ist, dass Jesus diese Hindernisse in uns wegräumen will – alle anderen Hindernisse sind schließlich schon lange weg. Und ja, das ist unter anderem ein langer Prozess, mit vielen Höhen und Tiefen, weil man als Erwachsener halt leider ziemlich viele hinderliche innere Mauern, Denk- und Verhaltensweisen aufgebaut hat, die man als Baby noch nicht hatte.

Was ich aber lernen möchte, ist, von meinem Sohn zu lernen, selbst Kind Gottes zu sein. Denn je besser ich das begreife und leben kann, desto besser kann ich meinem Sohn später zeigen, dass er einen Vater hat, der noch liebevoller, besser und stärker ist als ich.

Und ich wünsche auch dir, dass du lernen kannst, ganz hemmungslos wie ein Baby in die Gegenwart deines Schöpfers und Vaters zu kommen. Im Angesicht des Vaters zu sein, ist nicht bedrohlich. Es ist befreiend. Und ein weiterer Pluspunkt ist, dass ich nicht nur von meinem eigenen Sohn lernen kann, sondern auch von Jesus Christus, Sohn Gottes höchst persönlich. Er kam zu uns um alle Hindernisse zu beseitigen, die zwischen uns und unserem Vater liegen. Er will uns zeigen, wie unser Vater wirklich ist und wie wir als Kinder unseres Vaters leben können. Und damit das noch einfacher ist, haben wir ein Buch, in dem wir nachlesen können, wer unser Vater ist und wie sehr er uns liebt und wie wir in seine Gegenwart, sein Angesicht kommen können – die Bibel.