Über Erziehung kann man sich streiten, aber nicht darüber, dass wir unsere Kinder lieben sollen. Doch wie sieht diese Liebe aus? Wenn Erziehung sich in Gewalt, Übergriffigkeit und Angst durch Trennung und Strafen zeigt, ist es besser das meinem Kind zu ersparen, oder? Doch wird es dann unerzogen? Muss ich mein Kind erziehen?

Geliebte Kinder Gottes

Manchmal rümpfen ältere Mitmenschen gerne die Nase und schütteln den Kopf, wenn ein Kleinkind in der Öffentlichkeit wütet. Sowas hätte es früher nicht gegeben, heute seien Kinder verzogen.
War es früher wirklich besser? Effektiver gegen unerwünschtes Verhalten …vielleicht, aber besser? Besser für das Kind? Für seine Psyche, seine persönliche Entwicklung? Sein Urvertrauen? Sein Selbstvertrauen und letztendlich auch sein Gottvertrauen? Gott liebt uns bedingungslos, doch wie viele Menschen fokussieren sich auf mögliche Strafen Gottes. Wozu war Jesus dann da? Ich glaube von ganzem Herzen, dass Jesus gelebt und gestorben und auferstanden ist, um uns eine Sache zu ermöglichen und bewusst zu machen: wir sind bedingungslos geliebte Kinder Gottes und seine unendliche Liebe ist immer bei uns. Das glaube ich nicht, weil ich Angst vor Gottes Gericht habe, sondern weil ich weiß und erlebt habe, dass diese Liebe real ist und mein Herz verändert hat.

Erziehung aus Angst

Liebe für mein Kind, die wirklich bedingungslos ist, sollte sich auch im Verhalten gegenüber dem Kind manifestieren. Wenn ich meinem Kind sage, dass es geliebt ist aber dann bestrafe, weil es mir nicht gehorcht oder etwas Unachtsames macht, ist es dann Liebe? Ist es wiederum Liebe, seinem Kind keine Grenzen zu geben und es nicht zu konfrontieren?
Ich glaube beides ist Angst. Das sehr strenge, autoritäre Erziehen kommt aus der Angst die Kontrolle zu verlieren, keinen Einfluss zu haben, missachtet und nicht respektiert zu werden.
Auf der anderen Seite steht die Angst vor dem Missmut des Kindes, vor Verletzungen, vor Fehlern, vor Verantwortung. Beides ist keine reine bedingungslose Liebe. Gott hat keine Angst, deshalb sind wir in seiner Liebe so sicher.

Liebe über Allem

Doch ich bin schon etliche Male auf beiden Seiten des Pferdes runtergefallen. Jetzt nehme ich mir nicht mehr vor meine Kinder großzuziehen, sondern sie großzulieben. Ich möchte diese Liebe zu ihnen über jede Situation, auch die extrem Herausfordernden, stellen. Diese Liebe hilft mir mit Neugierde auf das Verhalten zu blicken, statt mit Angst, Wut, Stress, Scham, Hilflosigkeit etc… Was steckt hinter dem Gefühl, was hat es ausgelöst, welches Bedürfnis steckt dahinter? Wie kann ich meine Liebe sichtbar und spürbar machen und zugleich gesunde Grenzen ziehen?

Ruhe im Sturm

Mir ist zum Beispiel sehr wichtig geworden zuerst mich selbst und meine Nerven zu schützen, indem ich sowas simples wie gute Ohrstöpsel griffbereit habe, damit ich mich zu meinem schreienden Kind setzten kann, ohne selbst in Rage zu geraten. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, aber es macht einen enormen Unterschied und ich kann so viel besser die Gefühlsstürme begleiten. Gerade dann, wenn es innerlich und äußerlich tobt, braucht ein Kind am meisten Liebe, doch dann ist es oft am schwersten als Eltern diese zu geben. Denn in uns steckt unsere eigene Erziehung, sowie die von tausenden Generationen vor uns.

Großlieben statt Großziehen

Doch wer kann allen Ernstes behaupten zu lieben wäre leicht? Selbst unsere Kinder zu lieben, so wie sie es brauchen, um zu gesunden, selbstbewussten, empathischen, mutigen, offenen Menschen heranzuwachsen ist nicht leicht.

Doch ich finde es schön zu lieben, aus ganzem Herzen, weil Gott mich ganzheitlich, bedingungslos und unendlich liebt. Das höchste Gebot ist Gott zu lieben. Und sich selbst wie seinen Nächsten zu lieben ist genauso wichtig. Um das zu können, brauchen wir das tiefe Verständnis seiner unveränderlichen Liebe zu uns. Und dann wird jede Art von seltsamer Erziehung absurd und überflüssig, weil wir aus Liebe zu Gott, zu uns und zu unseren Mitmenschen das Gute tun wollen. Und genau so gilt es auch für Kinder, wenn sie wissen wie geliebt sie sind, wenn sie Gott lieben, wenn sie sich selbst lieben und genau so auch ihre Mitmenschen lieben, dann werden sie nicht von uns mit höchst begrenzten menschlichen Erziehungsstrategien aktiv erzogen. Sie werden sich mit Leichtigkeit und ohne Zwang, Belohnung und Bestrafung für das Gute entscheiden. Deshalb möchte ich meine Kinder nicht groß ziehen, sondern groß lieben.

Fragen:

  • Hast du dich mit Erziehungsratgebern auseinandergesetzt?
  • Fällt es die leicht dein Kind aktiv zu lieben? Und wenn es sich herausfordernd verhält?
  • Fühlst du dich ganzheitlich, bedingungslos geliebt.