Letztens hatte ich eine tiefe Erkenntnis über eine simple und dennoch unfassbar starke Wahrheit: Gott ist FÜR mich. Irgendwie war mir das schon immer klar, aber eben nur irgendwie.

Muss ich mir Gottes Gunst erarbeiten?

Ich habe immer diesen Drang gehabt etwas für meine Anerkennung bei Gott machen zu müssen. Ich muss mich ihm ganz viel widmen, Bibel lesen, beten, Leuten helfen, ein Licht sein. All diese Dinge bringen einen tatsächlich näher zu Gott, doch sind sie ausschlaggebend dafür dass Gott FÜR dich ist? Muss ich mir seine Gunst erarbeiten? Anders gefragt, ist Gott sonst etwa GEGEN mich?
Ich fange gerade an diesen Glaubenssatz zu hinterfragen, er war tatsächlich bisher unbewusst. Gegen jemanden zu sein klingt erstmal sehr harsch, aber für mich persönlich ist Abweisung, Ignoranz und die kalte Schulter zeigen extrem schmerzhaft und ich beziehe es ganz schnell auf mich persönlich.

Wenn ich mich selbst von Gott zurückgezogen habe, empfand ich Gott auch oft als sehr weit weg, als kühl, und unbeteiligt. Um diesem Schmerz auszuweichen habe ich mich dann noch mehr von Ihm entfernt.

Ein Muster aus meiner Vergangenheit

Ein Muster, dass ich eins zu eins aus meinen Teenagerjahren mit meinen Eltern (insbesondere Vater) kenne. Ich wusste theoretisch, dass mein Vater mich liebt, aber ich musste mir seine Liebe immer selbst „abholen“. Wenn ich nicht auf ihn zukam, redeten wir tagelang nicht miteinander. Wenn ich mal unfreundlich zu ihm war, zog er sich noch mehr zurück. Gerade dann, wenn ich eine Umarmung und ein „Ich liebe dich“ von ihm am meisten brauchte, war ich allein.

Als ich Gott in mein Leben ließ, füllte er zunächst das schmerzende Loch in mir, doch schon bald kam die Angst, nicht gut genug zu sein, nicht genug zu leisten, keine Liebe zu verdienen. Ich wurde in meinen Anfang 20ern immer aktiver, ging sogar eine zeitlang in die Mission, gab Gott all meine Zeit, Energie, Geld, Aufmerksamkeit, Begabungen.. trotzdem hatte ich das Gefühl es reicht nicht. Mir fehlte die Erkenntnis, dass Gott wirklich FÜR mich ist.

Ganz viel Angst in meiner Kindheit

Ich glaube es geht sehr vielen Christen so. In meinem Bekanntenkreis gibt es einige (u.A. leitende Personen) die im Laufe ihres christlichen Dienstes Burnout bekommen haben. Das sollte eigentlich nicht möglich sein, sofern man im Glauben lebt, dass Gott FÜR einen ist. Und zwar bedingungslos FÜR einen.

Oft wird gerade in freikirchlichen Systemen unsere sündige, schwache, schlechte Grundnatur vorausgesetzt und dadurch die Notwendigkeit von Gott durch Jesu Tod gerettet werden zu müssen. Wenn wir das nicht annehmen und weiterhin „sündigen“ sei Jesus umsonst für einen gelitten.
Ich kann mich an ganz viel Angst in meiner Kindheit in einer christlichen Gemeinde erinnern. Angst vor der Entrückung, dem Zurückgelassen-werden, Angst meine geliebten (nicht christlichen) Freunde nicht retten zu können, Angst Gottes Plan nicht zu erkennen und aus dem Fleisch heraus zu leben, Angst lauwarm zu sein und von Gott abgelehnt zu werden. Und so, so viel mehr. Es hat meine Seele und meinen Geist wirklich behindert sich in Freiheit zu entfalten. Auch wenn oft in Gemeinden die Rede von Freiheit war, habe ich davon nichts gemerkt. Wovon ich weit weg war, war die bedingungslose Liebe Gottes.

Wie ein kleines Kind

Heute habe ich viel Abstand zu diesen Denkweisen gewonnen und der Angst und fange wieder an mich Gott persönlich zu nähern – ganz neu, ganz unbedarft, wie ein kleines Kind.
Das passt gerade sehr in meinen persönlichen Heilungsweg, denn durch das Muttersein ist ganz viel aus meiner Kindheit an die Oberfläche gekommen und viele falsche Glaubenssätze und Lügen kommen herauf. Ich bin so froh sie nach und nach ablegen zu können und mit Gottes ganz simpler, aber unfassbar mächtigen, alles übersteigenden Liebe zu füllen. Wenn ich jetzt über Jesus und was er für mich getan hat nachdenke, schleicht sich statt einem schlechten, unwürdigen Gefühl eine Dankbarkeit ein, denn ich weiß dahinter steht seine Liebe, sein JA zu mir. Er hat mich geliebt noch bevor ich etwas machen konnte, er hat mich in Liebe erdacht und erschaffen, seine Liebe ist in meinen Zellen eingewoben, er schaut mich an und freut sich und nennt mit gut. Gott ist einfach FÜR mich, komplett unabhängig von meinem Handeln.

Wo die Liebe regiert, hat die Angst keinen Platz; Gottes vollkommene Liebe vertreibt jede Angst. Angst hat man nämlich dann, wenn man mit einer Strafe rechnen muss. Wer sich also noch vor dem Gericht fürchtet, bei dem ist die Liebe noch nicht zum vollen Durchbruch gekommen.
Der tiefste Grund für unsere Zuversicht liegt in Gottes Liebe zu uns:`Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat. – 1. Johannes 4, 18-19

Fragen:

  • Was fühlst du bei dem Satz: Gott ist FÜR dich?
  • Welche Rolle Spielt Angst in deinem Glaubensleben?
  • Welche negativen Glaubenssätze hindern dich, Gottes Liebe in Freiheit anzunehmen?