Urlaub ist schön: Mehr Zeit fürs Radfahren, Lesen, Spielen mit meinem Sohn, Gespräche mit meiner Frau – und meist auch einem Nachdenken/Planen für das Morgen/Übermorgen. Ja, ich mag Urlaub wirklich. Dieses Jahr ging es für uns auf eine Insel in Dänemark. Um dort hinzugelangen mussten wir vom Festland über einen 10 Kilometer langen Damm fahren. Rechts und links Watt, grüne Weide und Schafe. Schafe – nicht nur zehn oder zwanzig, sondern hunderte, wenn nicht sogar tausende. Ein für mich schönes Bild. Einige stehen in größeren Gruppen zusammen. Manche sind nicht ganz so weiß. Viele kleine Lämmchen. Und überall wird gekaut. Mittlerweile sind wir mehrmals von der kleinen Insel runter und wieder rauf. Und immer wieder das gleiche Bild. Auch bei meiner Fahrradtour am Deich sehe ich wieder Dutzende Schafe. Einige blöken hinter mir her, zwei laufen vor mir weg. Andere schauen mich nur an und kauen ihr Gras weiter. Unbekümmert, nicht irritiert von mir, als ob ich nicht da wäre.

Was Schafen wichtig ist

Ich stell mein Fahrrad zur Seite und beobachte ein Schaf etwas länger. Es kaut, schaut auf, die Gräser verschwinden im Maul, es kaut weiter, schaut wieder usw. Als ich das Schaf so betrachte, frag ich mich tatsächlich, was für die Schafe heute wichtig ist, worüber sie nachdenken, wie sie sich absprechen. Aber wahrscheinlich setzen sie sich weniger mit den Fragen auseinander, ob morgen noch Gras da ist, auf welche Weide sie müssen, wann sie geschoren werden etc.
Ich habe gelesen, dass auch Schafe Bedürfnisse haben: Sich bewegen, Ruhen, Fressen, Trinken, Sozialkontakte, Rumblöken. All das ist wichtig für sie.

Was sind meine Prioritäten?

„Was ist heute wichtig?“ Ich selbst wache seit mehreren Tagen immer mit diesen gleichen Gedanken auf. Für mich ist es so, als ob ich da einen Wink von oben bekomme, einen Hinweis für mein Leben, etwas, was ich weiterverfolgen sollte. Und jetzt auch noch die Schafe.. soll ich einfach mal Schaf sein? Den ganzen Tag Fressen und Trinken? Oder Rumblöken?

„Was ist heute wichtig?“ Ich finde die Frage nach einigem Nachsinnen wirklich spannend. Nicht die Frage, was gerade jetzt wichtig ist, was gestern wichtig war, was nach dem Urlaub wichtig wird – sondern heute. Ein überschaubarer Zeitraum. 24 Stunden. Ich setze mich mit meinem Laptop auf die sonnige Terrasse. Interessanterweise fallen mir gleich Sachen ein, die heute nicht wichtig sind. Das vollgesandete Auto aussaugen – nicht wichtig. Alle Bilder auf meinem Laptop sortieren (einer meiner Pläne für den Urlaub) – wichtig, aber nicht unbedingt heute. Mit einem Freund telefonieren – vielleicht heute, vielleicht auch nicht. Und so wird meine Liste von „Was ist heute nicht wichtig“ länger und länger. Und ich merke dabei, dass viele dieser Dinge nicht unwichtig sind – nur eben heute nicht Platz in meinem Leben einnehmen sollten.

„Was du heute kannst besorgen, das verschiebe nicht auf morgen!“. Wie oft habe ich dies in meiner Kindheit hören dürfen/müssen und wie oft habe ich es schon selbst gesagt. Sicherlich nicht immer schlecht – aber heute irgendwie nicht passend.

Was sagt Jesus zu meinen Prioritäten?

Auch in der Bibel kommt das Wort „Heute“ vor; öfter als ich vermutet habe. An die 240 Mal. Ich bin überrascht über all die Verse und Aussagen – Aussagen von Menschen aber auch Aussagen Gottes. Vor allem eine Bibelstelle kommt mir da immer in den Sinn: „Unser täglich Brot gib uns heute“. Ein Teil des „Vater Unser“. Das Gebet, welches Jesus seine Jünger gelehrt hat. Ein Gebet zum Vater um Versorgung für den heutigen Tag. Ich hab mich manchmal gefragt, warum es nicht heißt „unsere monatliche Versorgung“ gib uns, oder zumindest die für eine Woche. Vielleicht hat der Schöpfer, mein himmlischer Vater, das Verlangen, mir täglich zuzuhören, mir täglich zu begegnen, mich täglich zu versorgen. Unser tägliches Brot gib uns heute.

Mit Jesus darf ich sein

Es ist mittlerweile Abend hier auf der Insel und mir fällt gerade auf, dass das Gebet um die heutige Versorgung eher morgens gebetet werden sollte. Überhaupt sollte mein Tag, das Heute, mehr mit dem himmlischen Vater beginnen. Und ich denke darüber nach, was heute wichtig war: Es waren nicht Dinge – es waren vor allem Sozialkontakte (so wie bei den Schafen). Mein Heute: Ich habe Lego mit meinem Sohn gebaut und gespielt. Wir waren an einem wunderschönen und ruhigen Strand. Ich habe mir Zeit zum Beten genommen. Ich habe in der Bibel gelesen. Ich habe gemerkt, dass mein Vater sich um mein Heute kümmert. Ich habe natürlich auch gegessen und getrunken – aber auch hier hat sich jemand gekümmert. Der gute Hirte (Jesus) ist auch irgendwie da gewesen. Ich bin dankbar, heute ein Schaf gewesen zu sein. Ein Schaf seiner Herde.

Sein zu sein ist mir heute wichtig. Und morgen auch.