In meinem Kopf debattiere ich mal wieder mit mir selbst über getroffene Entscheidungen auf Arbeit, die nicht nur auf Gegenliebe stießen. Waren meine Worte gut gewählt? Was hätte ich verständlicher, mit Empathie oder wohlgefälliger sagen können. Und auch wenn die Entscheidungen richtig waren und sind –  wie war der Ton, der ja die Musik macht. Besonnen, gewinnend, überzeugend oder halt klärend, distanziert, vielleicht sogar bestimmend?
Ich erlebe immer wieder solche rückwärtsgerichteten Gedanken. Gedankenspiele. Gedankenexperimente. Gedankenexplosionen. Es ist nicht so, dass ich mich gerade mehr in Frage stelle als sonst. Midlife ist auch schon länger vorbei. Trotzdem. Wie begegne ich meinen Mitmenschen. Meinen Kollegen. Meiner Familie. Meinem/unserem Gott. Mir selbst? Und was passiert da in und auch mit meinen Gedanken – davor, dabei, danach?

Mein Kopf ist oft „on the go“. Das merken zum Glück nicht viele. Vielleicht mag ich deshalb Serien mit 20-minütigen Episoden deutlich lieber als längere Filme. Einen guten 120-minütigen Film teile ich gerne in vier oder fünf kleine Abendhäppchen auf – sehr zum Leidwesen meiner Frau. Ich brauch Unterbrechungen oder schalte einfach heimlich ab. Aber ich kann auch anders. Wenn mir etwas wirklich wichtig ist, dann kann ich mich mehrere Stunden darauf konzentrieren. Nun wird keiner über mich sagen können, dass ich vielseitig interessiert wäre; von daher. Ich schweife schon wieder ab….

Mein Wunsch nach Kontrolle

Wenn dann meine rückwärtsgerichteten Gedanken ein Ende gefunden haben klopfen die vorwärtsgerichteten an. Hallo. Haaaalooooo!!!! Das, was ich mache, möchte ich gut machen. Qualitativ. Wertvoll. Effektiv. Nachhaltig. Mein Kopf ist voller toller (?) Ideen und Planungen diesbezüglich. Manche davon kann ich äußern, andere ähneln eher einem Wollknäuel oder einem 10000 Teile Puzzle mit Fragmenten des Endbildes. Und ich denke: Wie setze ich die und die Idee um? Habe ich an alles gedacht? Was mach ich als Erstes? Was wäre wenn? Und so kommen Gedanken um Gedanken.
Manche davon sind schön und bauen auf. Andere wiederum sind nicht so sehr motivierend. „Der Mensch denkt, Gott lenkt“. Ich merke, wie auch ich lenken möchte. Mehr als mir zusteht. Ich möchte die Kontrolle haben oder zumindest vorbereitet sein auf das was kommt; morgen, übermorgen, nächstes Jahr. Wenn das nicht geht, dann will ich zumindest prägen. Hört sich in meiner Gedankenwelt auch irgendwie wertvoll an.

Sehnsucht nach dem Jetzt

Auch beim Schreiben merke ich, wie es mir tatsächlich schwer fällt, im Jetzt zu sein, im Jetzt zu denken, im Jetzt anzukommen. Ich frage mich, wie Jesus das nur gemacht hat. Womit waren seine Gedanken gefüllt. Dachte er immer schon an das Morgen, das Übermorgen? Ich weiß es nicht – aber er scheint im Jetzt gewesen zu sein. Er konnte wirklich zuhören. Er konnte wirklich genießen. Er konnte wirklich lachen. Er konnte wirklich weinen. Seine inneren Motive, auch Antreiber genannt, belasteten ihn nicht. Auch er hatte seine Kämpfe – zum Beispiel vor seinem Tod. Vielleicht dachte er da aber auch schon an seine Auferstehung, die Herrlichkeit, die Rückkehr zum Vater.

Was treibt mich an?

Jesus hatte auf jeden Fall klare Gedanken. Sein innerer Antreiber war er selbst. Gott der Heilige Geist. Und dies empfinde ich als Herausforderung. Womit fülle ich meine Gedanken? Herrsche ich über meine Gedanken. Herrschen meine Gedanken über mich? Herrscht Jesus über mich inkl. meiner Gedanken? Letzteres will ich – und denke schon wieder darüber nach, wie es aussehen könnte und würde.

Ich habe neulich was Spannendes gelesen: „Die Welt in Dir erzeugt die Welt um dich.“

Gottes Geist prägt Gedanken

Die Welt in mir – die Welt um mich. Mir fällt da gleich Pippi Langstrumpf ein: „Zwei mal drei macht vier – widdewiddewitt und drei macht neune! Ich mach‘ mir die Welt – widdewidde wie sie mir gefällt“. Aber so einfach ist es dann doch nicht, merk ich. Gerade weil äußere Umstände immer wieder der Wahrheit widersprechen, muss die Wahrheit (ER ist die Wahrheit) mein inneres Befinden, meine Gedanken bestimmen.
Ich möchte prägen – und nicht nur geprägt werden. Meine Gedanken, meine Gedankenwelt, sollen gefüllt werden mit Gottes Gedanken. Mit seinem Frieden. Mit seinen Möglichkeiten. Die Bibel ermutigt mich dazu: Habt die Gesinnung Christi. Ja, ich will so denken, so lieben, so dienen wie er. So demütig sein wie er. So gehorsam sein wie er. Im hier und jetzt. Und das sind hoffentlich nicht nur ehrbare Gedanken.

P.S.: Denk nicht nur über das eben Gelesene nach. Google mal „die Gesinnung Christi haben“, lies ein paar Artikel, lies vor allem die Bibel und bete um die Fülle seines Geistes auch in deiner Gedankenwelt – das alles muss ich mir immer wieder predigen.