Letzter Schultag vor den Ferien. Letzte Stunde. Ich sitze mit ein paar Jugendlichen zusammen. Wir sprechen über die anstehenden Ferien. Und ich frage, wer denn ein wenig weiß, warum wir Ostern feiern oder frei haben. Schweigende Gesichter – nicht aus Scham, sondern tatsächlich aus Unwissenheit. Zwei Jugendliche erzählen, dass sie in der Schule mal vor ein paar Jahren irgendwas gehört haben– aber so richtig würden sie es nicht mehr wissen. Ich denke mir: „OK. Religion spielt jetzt halt nicht so die Rolle im Leben vieler junger Menschen mit denen ich zu tun habe.“ Und dennoch bin ich etwas überrascht. Weniger darüber, dass das wahre Ostern zur Zeit außerhalb ihres Lebens stattfindet sondern vielmehr über das Nichtwissen. Das niemals Gehört haben. Überrascht über die Gott-Losigkeit. All diese Gedanken – und daraus folgernd Konsequenzen – ließen mich die Tage darauf nicht los.

Für mich gibt es einen großen Unterschied, ob jemand schon ein paar Dinge über das Osterfest gehört hat, dies aber nicht glauben kann – oder ob jemand noch nie bewusst gehört hat was an Ostern geschah.

Es gibt einen Unterschied, ob jemand von einem Gott gehört hat, der die Welt erschaffen hat und der seinen Sohn auf diese Welt sandte, damit wir ihn kennenlernen, und dies eben nicht glauben kann – oder ob jemand dies noch nie gehört hat.

Ich könnte die Unterschiede noch deutlicher machen; denke aber, dass jeder versteht, was ich damit ausdrücken möchte. Es gibt in unserem Land ein zunehmendes Unwissen über das Christentum. Deutschland wird mehr und mehr entchristlicht. Da gibt es Menschen, die dies gut finden – und sie können dafür auch nachvollziehbare Argumente anbringen. Und dann gibt es Menschen wie mich, welche diese Entwicklung mehr und mehr fragend – vielleicht sogar skeptisch – betrachten. Denn all die Veränderungen werden und müssen mit anderen Inhalten, Werten, Maßstaben, persönlichen Erfahrungen gefüllt. Und einige davon sind aus meiner Sicht sehr fragwürdig. Und so sehe ich mich und auch andere mitten im Missionsfeld. Nicht 3000 Kilometer entfernt. Sondern quasi um die Ecke.

Und die Osterbotschaft?

Es gibt in vielen Kirchen diesen einen alten Brauch, sich gegenseitig die Osterbotschaft von der Auferstehung Jesu Christi zuzurufen. Den eigenen Glauben zu bezeugen.

„Der Herr ist auferstanden!“ Mit diesem Ruf begrüßt einer den anderen zu Beginn des Ostergottesdienstes. Die Antwort, die daraufhin erfolgt, lautet: „Er ist wahrhaftig auferstanden!“

Dieser Ostergruß ist nicht denkbar ohne die Geschehnisse einige Tage zuvor. In der Bibel lesen wir, dass Jesus am Freitag (dem Karfreitag) hingerichtet wurde. Grausam. Schuldlos. Zur Freude und Genugtuung vieler Menschen die damals gelebt haben. Und zur Freude und Genugtuung von Teilen der unsichtbaren Welt. „Ja. Endlich sind wir ihn los. Den Störenfried. Den Lügner. Den, der sich als Gott ausgegeben hat. Den, der uns in Frage gestellt hat. Den, der unsere Tradition nicht geachtet hat. Er hat den Tod verdient und bekommen“. Dieser Freitag war für einige, vielleicht sogar für viele, eine Genugtuung. Tiefes Durchatmen. Endlich konnte das normale Leben weitergehen.

Was kaum einer ahnte – aber einige hofften – und nur wenige wussten. Dieser Freitag war der echte, der wirkliche „Friday For Future“. Vielleicht kennt ihr diese FFF-Bewegung. Junge Menschen, die zum Schutz der Umwelt protestieren. Es ist gut, sich dafür einzusetzen (auch wenn ich einige politische Aktionen sehr fragwürdig finde). Doch der wirkliche FridayForFuture, der Freitag, der die Welt für immer verändert hat, liegt mehr als 2000 Jahre zurück. Die Zentren dieses Tages waren das Kreuz und der Tempel.

Der wirkliche Retter dieser Welt ist Jesus Christus. Niemand anders. Dafür kam Jesus auf diese Welt. Um unsere Beziehung zu Gott, dem Vater, wiederherzustellen. Ja – Jesus starb einen grausamen Tod. Wieso weshalb warum – darüber sind Bücher geschrieben worden. Aber auch hier reicht die Bibel aus. Man kann die Ostergeschichte in allen vier Evangelien des Neuen Testamentes nachlesen. Jesus starb – aber er wurde von den Toten auferweckt. Er besiegte den Tod. Und er lebt. Definitiv. Diesen auch noch heute lebendigen Jesus dürfen wir erleben. Dieser Jesus kann und sollte uns Hoffnung geben. Hoffnung in einer fast hoffnungslosen Welt. Und Hoffnung für eine gute – und unendliche – Zukunft. Und wenn ich so richtig darüber nachdenke: Nur Jesus Christus kann uns echte Hoffnung geben. Jesus ist die personifizierte Hoffnung.

Ostern. Er-lebt.

„Wer Ostern kennt, kann nicht verzweifeln.“ Dieser Satz stammt von dem Theologen Dietrich Bonhoeffer, der am 9. April 1945, kurz nach Ostern, hingerichtet wurde. In der tiefsten Dunkelheit setzte er sein Vertrauen auf das Ostererlebnis. Und wir dürfen es ihm gleichtun. Auch wenn unsere Dunkelheit meist hell ist im Vergleich seiner.

Da ist Hoffnung. Da ist Zuversicht. Da ist Perspektive. Da ist Annahme. Da ist Heilung. Da ist Gemeinschaft. Da ist Kraft. Da ist Barmherzigkeit. Da ist Gnade. Da sind geheilte Beziehungen. Da ist wirkliche Identität. Da ist wirkliches Leben. Da ist Vergebung. Das alles und so viel mehr durch den Tod und die Auferstehung Jesu. Wir dürfen dies erleben – es ist letztlich wie eine Einladung und es liegt an uns, diese anzunehmen und Ostern im eigenen Leben stattfinden zu lassen.

Noch einmal zurück zu meinen ersten Zeilen. Es gibt Menschen – wahrscheinlich sogar in deinem Umfeld – welche die Osterbotschaft noch nie gehört haben. Das ist deine Gelegenheit, Hoffnung zu streuen und die Botschaft zu verkünden. Hab keine Angst davor. Du darfst das tun in einer Art und Weise, die Dir entspricht. Ohne Krampf. Ohne Druck. Lass einfach sein (Jesus) Auferstehungsleben durch dein Leben fließen. Ich weiß – dies ist einfacher gesagt als getan. Aber wäre es nicht schön, wenn dein Gegenüber Ostern Er-lebt?

Brief an die Römer, Kapitel 10, Verse 14 und folgende:

Nun ist es aber doch so: Den Herrn anrufen kann man nur, wenn man an ihn glaubt. An ihn glauben kann man nur, wenn man von ihm gehört hat. Von ihm hören kann man nur, wenn jemand da ist, der die Botschaft von ihm verkündet. Und die Botschaft kann nur verkündet werden, wenn jemand den Auftrag dazu bekommen hat. Genau das ist ja auch geschehen, denn es heißt in der Schrift: »Was für eine Freude ist es, die kommen zu sehen, die eine gute Nachricht bringen!«

Römer 10, 14