..so ein alter Aphorismus. Geht man diese Tage durch die Straßen der Stadt, so sieht man an unterschiedliche Stellen Kisten oder Kartons vor den Haustüren. „Zu verschenken“ heißt es dort. Viele Menschen nutzen die gegenwärtige Ausgangsbeschränkung für ein intensives Ausmisten. Da ist das Buch, welches man nicht mehr lesen möchte, altes Geschirr, die Hose, die leider zu weit geworden ist, Kinderspielzeug, und so weiter und so weiter.
Meine Ordnung in der Unordnung
Auch ich habe mein Arbeitszimmer ausgemistet. Immer wieder verschoben – doch nun umgesetzt. Zum Aufräumen gehört es, Dinge wieder in die Hand zu nehmen, sie zu betrachten, sich zu erinnern, ihren Wert einzuschätzen und abzuwägen, was damit geschehen soll. Jeder hat sicherlich seine eigene Art und Weise des Aufräumens – ich zum Beispiel mag Stapel.
- Stapel 1: Dinge, die ich nicht mehr brauche und einfach weg können – Müll
- Stapel 2: Dinge, noch nutzbar, aber zu schade zum Wegschmeißen sind: Umsonstladen oder der Karton vor der Haustür
- Stapel 3: Dinge die weg können, aber nicht mir gehören
- Stapel 4: Wiederentdeckte Schätze – eine alte CD, die ich schon vermisst habe, ein altes Bild, welches irgendwie hinter das Regal gerutscht ist, ein Buch, welches ich mal wieder Lesen werde.
Wahrscheinlich hätte ich auch noch andere Stapel anlegen können. Stapel 5: Dinge, die ich seit 10 Jahren nicht gebraucht habe, aber sicherlich einen Tag nach dem Weggeben benötige und mir dann neu kaufe. Stapel 6: Dinge, bei denen ich mir unsicher bin, ob ich sie in den nächsten 10 Jahren noch brauche – aber man kann ja nie wissen..
Wieder einmal wurde mir die Fülle von Sachen bewusst, die ich habe. Klamotten, CDs, Bücher, netter Einzelkleinkram zum Hinstellen und so vieles mehr. Es gab Nützliches und Praktisches – aber auch halt das Gegenteil davon. Einige Sachen fand ich überraschenderweise nicht – obwohl ich sie in den Regalen vermutet hatte.
Das Aufräumen hat sich gelohnt. Endlich ist wieder Platz für – neue An- und Unordnung. Und das ist das, was ich immer wieder feststelle: Ich schaffe Ordnung und stehe in der Gefahr, den gewonnen Raum einer neuen Unordnung zu überlassen. Es ist halt nicht genug, ein einziges Mal aufzuräumen. Nein, es kommt immer wieder Unordnung durch mich aber auch in mir. Und da unterscheidet sich mein Arbeitszimmer nicht von meinem geistlichen Leben.
Jesus schafft Ordnung in meinem Leben
Vor gut 30 Jahren wurde meine geistliche Grundordnung wiederhergestellt. Jesus hatte schon vor sehr langer Zeit für diese Möglichkeit gesorgt. Dort am Kreuz auf Golgatha. Der Ort, an dem meine Unordnung geordnet wurde.
Ich muss immer wieder erkennen, dass meine innere Ordnung einzig und allein durch das Kreuz möglich ist. Alles andere ist wie Dreck unter den Teppich kehren.
Am Anfang sieht der Teppich wieder nett aus – dann aber sind da große Huckel über die man fällt. Das Schöne ist, dass der Heilige Geist mir beim Sortieren, Ausmisten, Aufbewahren und neu Anordnen hilft. Und so gibt es dann wieder mehrere Stapel:
• Dinge, die unbedingt weg müssen – Unvergebenheit, Rachegefühle, falsche Prioritäten, Ängste, die Tendenz es allen Menschen recht machen zu wollen, liberalere Theologie, alternative Wahrheiten
• Dinge, die ich (neu) nutzen sollte – Gebet, das Reden in Sprachen, Zeugnis sein, Entspannung – weil ich doch in seiner Hand bin, einfach Glauben und Vertrauen
• Der Stapel von Wahrheiten, die ich irgendwo in die Ecke gestellt habe, nicht mehr so schätze und die scheinbar ihren Glanz verloren haben. Einige dieser Wahrheiten waren tatsächlich auf dem Stapel ‚bin Herausgewachsen‘ – der geistliche Kampf, Kindsein, Gott ist gut – allezeit, Verlorenheit, Freude an und über Jesus
• Ein Stapel, den ich gar nicht mag, ist der Stapel mit Zeugs, welches nicht meins ist: Lügen und Halbwahrheiten, die andere über mich ausgesprochen haben. Ihre Einschätzung meiner Motivation, meiner Nächstenliebe, meiner Selbst. Einfach weg damit. Jesus soll der Einzige sein, der über mein Leben herrschen und regieren darf
• Und dann gibt es da noch den leeren Stapel – Dinge, die ich irrtümlicher Weise aufgegeben oder weggegeben habe. Dinge, die jetzt fehlen obwohl sie da sein sollten. Ich liebe diesen ‚Stapel‘. Scheinbar führt ein einfaches Gebet dazu, dass mein Vater mir diese Dinge wiedergibt. Bei mir war und ist es ein Teil meiner Berufung, meiner Leidenschaft für die Arbeit unter jungen Menschen.
Ich muss mich dafür oder dagegen entscheiden
Und auch wenn der Heilige Geist mir hilft – entscheiden muss ich. Das ist eine Freiheit, die ich genieße und eine Verantwortung, die ich tragen muss. Ich bete, dass ich auf seinen Rat höre. Denn besser wissen tut er es auf jeden Fall.
Beim geistlichen Entrümpeln fällt mir immer wieder auf, dass Jesus nicht nur den Stapel mit Dingen haben möchte, die ich nicht mehr benötige. Er möchte mich. Alles von mir. Das Gute und auch das Schlechte. Manchmal klammere ich mich noch an Sachen, aber das wird weniger je mehr ihn kennenlerne. Jim Elliott sagte mal: „Der ist kein Narr, der hingibt, was er nicht behalten kann, um zu gewinnen, was er nicht verlieren kann.“ Von daher: Schaffe Ordnung und sei kein Narr.
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