Angela Merkel. Papst Franziskus. Paul David Hewson. Die meisten von uns bekommen bei so bekannten Namen Bilder vor das innere Auge. Wir erinnern uns an Taten, Erwartungen, Ereignisse oder auch Hoffnungen. Bei Angela Merkel sehe ich gleich die Merkel-Raute. Paul David Hewson – kaum jemand kennt ihn unter diesem Namen. Aber als Bono ist er weltweit bekannt. U2, Musiker, Mann des Jahres 2015 und Sozialkritiker.

Es gibt Personen, die sind bekannt. Bekannt für etwas Besonderes, Herausragendes, Tragisches – oder halt einfach so. Einige standen im Schatten von (meist) Männern und sind herausgetreten – Melinda Gates ist so eine Person. Und es gibt Personen, die sind nur bekannt, weil sie in Verbindung mit Prominenten gebracht werden. Selbst sind sie noch nicht einmal C-Promis.

Du bist doch einer von Jesus

Simon Petrus war einer der Letzteren. Ehemann, Fischer, Unternehmer. Besonders sieht anders aus. Irgendwann sagte er Ja – zum Mitgehen, zum Lernen, zur Nachfolge. Doch nach mehr als drei Jahren öffentlichem Wirkens wurde Jesus verhaftet. Während alle Jünger davonliefen, suchte Simon Petrus zumindest noch den Blickkontakt zu Jesus. Und dann sprachen die Leute auf einmal – nicht über ihn, sondern zu ihm: „Warst Du nicht auch bei ihm?“ – „Du bist doch auch einer von denen, oder?“ – „Sah ich dich nicht im Garten bei ihm?“

Petrus war bekannt. Aber nicht für seine guten Fische. Er war bekannt dafür, mit Jesus unterwegs gewesen zu sein. Noch vor einigen Stunden hatte er mit Jesus am Tisch gesessen. Jetzt prallten all die Fragen auf ihn ein – und er wollte nicht, dass er so endet wie sein Meister. Also half er sich, indem er all diese Fragen verneinte. Nein! NEin! NEIN! Der Hahn krähte und Petrus wurde deutlich, was gerade geschehen war. Ich mag die Bibelstelle des Evangelisten Lukas in Kapitel 22, Vers 61: „Da wandte sich der Herr um und blickte Petrus an.“ Wie mag Jesus den Petrus angeschaut haben. War Jesus enttäuscht? Zornig? Im ‚Ich habs Dir doch gesagt‘-Modus? Ich weiß es nicht genau. Aber ich kenn ihn ja ein wenig. Jesus kann gar nicht anders als auch im Verrat zu lieben. Aber traurig war er trotzdem.

Ein Vers weiter lesen wir: „Und er [Petrus] ging hinaus und weinte bitterlich.“ Petrus war voller Scham, voller Selbstenttäuschung. Für ihn war es mehr als ein Fehler, den er tat. Dieses bitterliche Weinen stellte viele Fragen in den Raum. Wieso? Was nun? Was mache ich mit meiner Schuld? Aber auch Fragen über die eigene Identität, die leider zu oft in der Lüge endet, sich als nicht liebenswert oder auch nicht lebenswert zu betrachten.

Petrus findet sein JA zu Jesus

Einige Wochen später – Petrus wurde mittlerweile erholt vom Geist Gottes – lesen wir in der Apostelgeschichte Kapitel 4 Vers 13: „Sie sahen aber den Freimut des Petrus und Johannes und wunderten sich; denn sie merkten, dass sie ungelehrte und einfache Leute waren, und wussten auch von ihnen, dass sie mit Jesus gewesen waren.“

Petrus war immer noch bekannt als jemand, der ‚mit Jesus gewesen war‘. Und dieses Mal fand er ein Ja zu diesem Bild. Vielleicht auch, weil dieses ‚zusammen mit Jesus gewesen war‘ sich änderte zu einem ‚zusammen mit Jesus ist und sein wird‘.

Du bist doch der…

Seit mehr als 20 Jahren arbeite ich mit jungen Menschen, die es in der Schule nicht so leicht hatten und haben. Und das mach ich nach wie vor mehr als gerne. Neulich gab es mal wieder einen anzündenden Moment. Es brauchte eine langfristige Vertretung für einen Kollegen und jeder war gefragt. Also wollte und musste auch ich ran – der Schulwerkstattleiter persönlich. In der Pause meiner ersten Einheit erzählte mir eine Kollegin, was die Jugendlichen ihr vor zwei Stunden gesagt hatten, nämlich: „Hauptsache, der macht keine frommen Sachen mit uns.“

Ich weiß nicht, was sie erwartet hatten. Dass ich bete? Ihnen sage, dass sie Buße tun müssten? Dass man den anderen lieben sollte? Vielleicht haben sie auch eine Moralpredigt gegen den Genuss (naja..) von Drogen erwartet. Ich ahne es, aber so richtig getraut haben sie sich nicht, es mir zu sagen. Aber sie hatten und haben ein Bild von mir. Und zu diesem kleinen Bildausschnitt sage ich JA.

Ja – ich möchte bekannt sein als der, der ‚fromme Sachen‘ macht. Ich will nicht der sein, der viel redet. Nicht der, der immer nur schaut, ob alle Regeln eingehalten werden. Nicht der, der alles weiß. Und erst recht nicht der, der nicht nahbar ist. Und ja. Ich habe dann ‚fromme Sachen‘ gemacht. Aber anders als sie es erwartet haben. Und das mache ich immer immer wieder gerne.

Wofür möchtest du bekannt sein?

Nun zu Dir. Als was oder wer möchtest Du bekannt sein? Was sollen Menschen über dich sagen? Und sagst Du NEIN oder JA dazu?

Bist Du nicht der, der in die Kirche geht? Bist Du nicht der, der vor dem Essen betet? Bist Du nicht der, der nicht säuft? Keine Ahnung. Aber: Sei der, der Hoffnung hat. Sei der, der von Jesus erzählt. Be the answer und schäme dich nicht.

Nachfolge sollte nicht im Verborgenen geschehen. Du wirst wahrgenommen, beobachtet und abgecheckt – und auch irgendwie in eine Schublade gesteckt. Aber sch**ß drauf – es geht viel weniger um dich als um IHN.