Synonyme für „liebenswert“: bezaubernd, freundlich, liebenswürdig, reizend, anziehend, beliebt, entzückend, reizvoll, gewinnend, höflich, leutselig, sympathisch, bestrickend, gefällig, hinreißend, sexy
Vor einigen Tagen hatte ich ein längeres Gespräch mit einer Mutter und ihrem 14-jährigem Sohn. Die Verabschiedung der Mutter war etwas überraschend für mich. Sie sagte zu ihrem Sohn, mich halb anschauend: „Wenn ich an deiner Stelle wäre, würde ich auf jeden Fall mit Herrn Dölle zusammenarbeiten. Der ist sehr nett und lieb“. Meine Reaktion darauf war „Ja, das bin ich“. Die Verwunderung über meine Aussage war der Mutter anzusehen. Und ich setzte noch einen drauf: „Ja, ich finde mich auch sehr angenehm“. Ein fragender Blick ihrerseits – und dann gingen beide.
Einige Stunden später sprach ich mit einer 15-jährigen Jugendlichen. Was sie mir berichtete und wie sie über sich selbst sprach, passte so gar nicht in die Kategorie „liebenswert sein“. Eher versuchte sie, mich vom Gegenteil zu überzeugen.
„Und so erlebe ich immer wieder junge Menschen, die sich ablehnen.“
In vielen der tieferen Gespräche, die ich mit (jungen) Menschen führe, geht es um Annahme und Akzeptanz. Letztlich darum, ob sie wirklich liebenswert sind. So richtig vorstellen können einige sich das gar nicht – vielleicht weil sei es noch nie gehört haben, vielleicht weil Menschen das Gegenteil über sie erzählen, aber vielleicht auch, weil einige der Handlungen der jungen Leute eher in die entgegengesetzte Kategorie fallen.
Und so erlebe ich immer wieder junge Menschen, die sich ablehnen – und sich nicht liebenswert finden. Mit diesem Ablehnen meine ich nicht kurzzeitige Phasen, in denen man aufgrund von negativen Verhaltensweisen, Fehlern oder auch Sünde mal ein „Ich bin nicht ok“ von sich gibt oder über sich denkt. Nein, diese Selbstablehnung geht viel tiefer und ist unabhängig von Taten. Sie ist aus meiner Sicht ein tiefes Identitätsproblem.
Wahrscheinlich kennt ihr sie auch. Menschen, welche sich nicht (immer) als liebenswert ansehen. Sondern eher als Versager. Als Idiot. Als Looser. Als Opfer. Sich selbst als ein Wesen sehen, welches das Schlechte verdient hat – nicht das Gute. Ich bin immer wieder erstaunt – nein, eigentlich eher schockiert – dass dies so viele Menschen betrifft (naja, so richtig erstaunt bin ich eigentlich nicht; ich war ja auch mal so). Dieser Gedanke, nicht liebenswert zu sein. Und das, obwohl andere als liebenswert betrachtet werden. Irgendwie sind wir doch alle gleich. Jeder möchte geliebt werden, jeder Mensch ist auf der Suche nach einem Ort, wo er/sie dazugehört. Wir alle haben Erfahrungen gemacht / Situationen erlebt,
- wo wir uns nicht geliebt gefühlt haben und auch nicht geliebt wurden
- wo wir dachten und denken, dass andere bevorzugt werden
- wo wir uns abgelehnt fühlten
All diese Erfahrungen (und es ist zweitrangig, ob wir uns derer bewusst sind oder noch nicht) beeinflussen uns. Sie beeinflussen uns auf unserer Lebensreise – denn jeder von uns ist unterwegs und noch nicht endgültig angekommen.
„Gott will uns wissen lassen, wie sehr er uns liebt.“
In der Bibel (welches für mich das Wort Gottes ist) können wir lesen, dass Gott uns schon vor Grundlegung der Welt kannte (ich glaube übrigens nicht an Evolution). Wenn wir das Leben einiger der Menschen in der Bibel verfolgen, dann wird eines klar: Gott will uns wissen lassen, wie sehr er uns liebt. Im Alten Testament, im Buch Jeremia (Kapitel 31, Vers 3) steht zum Beispiel: „Der HERR ist mir erschienen von ferne: Ich habe dich je und je geliebt, darum habe ich dich zu mir gezogen aus lauter Güte“
Dieses „je und je geliebt“ bedeutet einfach folgendes: Da gab es keinen Zeitpunkt in deinem Leben, an dem Gott dich nicht geliebt hat. Sein Versprechen ist ein ewiges Liebesversprechen.
„Wir alle sind geschaffen worden mit dieser Erwartung und Hoffnung, geliebt zu werden.“
Ich persönlich werde gerne geliebt. Wir alle sind geschaffen worden mit dieser Erwartung und Hoffnung, geliebt zu werden. Wahrscheinlich gibt es da ein Gen in unserer DNA. Diese Liebessehnsucht ist manchmal versteckt. Einige wissen auch gar nicht, wonach sie eigentlich suchen. Und so wird gesucht – in Beziehungen, Arbeit, Sport, Hobbys etc. Das Suchen nach Liebe. Nach Gesehen-werden. Nach Wertschätzung. Nach Anerkennung. Und auf dieser Reise nach bedingungsloser Liebe und dem Erkennen der eigenen Liebenswertigkeit wünsche ich jedem, bei Jesus – bei Gott – anzukommen. Ich bin davon überzeugt, dass nur dort die einzig perfekte, unumstößliche Liebe zu finden ist.
Ich habe vorhin dieses Wort „Identitätsproblem“ genutzt. Und dies trifft es genau. Letztlich ist dein und mein Wert (meine Liebenswertigkeit) nicht abhängig von dem, was wir tun (wobei wir durchaus gute Dinge machen sollten). Unser Wert sollte bestimmt werden durch den, der uns geschaffen hat.
Ich wünsche Dir, dass Du dies entdeckst – denn du bist liebenswert. Hör auf zu argumentieren, es nicht zu sein. Denn das ist eine Lüge. Die Wahrheit ist viel schöner, als du dir vorstellen kannst.
Mitgeben möchte ich Dir folgendes, geschrieben von Dietrich Bonhoeffer:
Wer bin ich? Sie sagen mir oft,
(aus: Dietrich Bonhoeffer. Widerstand und Ergebung)
ich träte aus meiner Zelle
gelassen und heiter und fest
Wie ein Gutsherr aus seinem Schloss.
Wer bin ich? Sie sagen mir oft,
ich spräche mit meinen Bewachern
frei und freundlich und klar,
als hätte ich zu gebieten.
Wer bin ich? Sie sagen mir auch,
ich trüge die Tage des Unglücks
gleichmütig, lächelnd und stolz,
wie einer der Siegen gewohnt ist.
Bin ich das wirklich, was andere von mir sagen?
Oder bin ich nur, was ich selbst von mir weiß?
Unruhig, sehnsüchtig, krank, wie ein Vogel im Käfig,
ringend nach Lebensatem, als würgte mir einer die Kehle,
hungernd nach Farben, nach Blumen, nach Vogelstimmen,
dürstend nach guten Worten, nach menschlicher Nähe,
zitternd vor Zorn über Willkür und kleinlichste Kränkung,
umgetrieben vom Warten auf große Dinge,
ohnmächtig bangend um Freunde in endloser Ferne,
müde und leer zum Beten, zum Denken, zum Schaffen,
matt und bereit, von allem Abschied zu nehmen?
Wer bin ich? Der oder jener?
Bin ich denn heute dieser und morgen ein andrer?
Bin ich beides zugleich? Vor Menschen ein Heuchler
und vor mir selbst ein verächtlich wehleidiger Schwächling?
Oder gleicht, was in mir noch ist, dem geschlagenen Heer,
das in Unordnung weicht vor schon gewonnenem Sieg?
Wer bin ich? Einsames Fragen treibt mit mir Spott,
Wer ich auch bin, Du kennst mich, Dein bin ich, o Gott.
Weitere Texte
14. Februar 2022
Liebe (und Beziehung)
„Liebe und Beziehung. Junge Menschen, die eher am Rande der Gesellschaft…
3. November 2020
Unmaskiert
Es ist Sonntag, kurz nach 10:30 Uhr. Ich sitze hier pünktlich und ordentlich im…
11. Juli 2022
Treffende Worte
Ich weiß, dass ausgesprochene Worte Einfluss auf mein Leben haben. Und dies…