In meinem Arbeitszimmer hängen drei für mich besondere Bilder an der Wand:
- Eine Stadtkarte von Halle – die wunderbare Stadt in der ich leben darf
- Earth Rise – die aufgehende Erde über den Mondhorizont; Wahnsinn
- und ein Ausschnitt der Sixtinischen Kapelle
Letzteres zeigt die Erschaffung Adams. Zwei Hände als Sinnbild der Schöpfung. Auf der linken Seite Adam, der seinen linken Zeigefinder etwas krümmt. Und auf der rechten Seite Gott, der seinen rechten Zeigefinder ausstreckt um zu berühren – um Leben zu geben. Auch wenn die biblische Schöpfungsgeschichte davon spricht, dass Gott sein Lebensatem in Adam einhauchte – ich finde dieses Bild eine geniale Darstellung der Schöpfung. Eine Darstellung einer Berührung die verändert.
Berührungen sind schon etwas Besonderes
Ich denk da oft an die statische Aufladung des Menschen. Früher haben Freunde und ich uns immer wieder „aufgeladen“, indem wir mit unseren Schuhen über einen bestimmten Fußboden geschlurft sind. Eine Berührung hat dann dazu geführt, dass diese Aufladung wie eine Art Elektroschock weitergegeben wurde. War lustig.
Etwas anderes, was spürbar ist, ist die Berührung an/in eine offene Wunde. Nicht so nett. Wobei eigentlich die Berührung nicht das Problem ist, sondern Nervenzellen, die Infos an das Gehirn senden.
Ich mag es, meine Frau zu berühren – oder auch meinen Sohn. Und auch berührt zu werden. Dies drückt Nähe, Verbundenheit, Vertrautheit, Zuspruch, Trost und so vieles mehr aus.
Als in Pandemiezeiten jegliche Berührung wie Umarmung oder auch Händedruck eher tabu gewesen sind, fand ich dies schon merkwürdig und befremdlich. Und auch irgendwie unnatürlich.
Berührungen sind essentiell
Jeder von uns braucht Berührungen. Früher war mir dies nicht so klar – und ich habe es vermieden, Berührungen zuzulassen. Wahrscheinlich dachte ich, dass ich dies nicht bräuchte. Wie sehr ich mich da doch geirrt habe. Nähe zu erleben – besser gesagt zu ertragen – fiel mir früher alles andere als leicht. Zu stark war mein Streben nach Unabhängigkeit. Nach Distanz. Zu groß war auch meine Unsicherheit. Dies ist nun anders – und da bin ich sehr dankbar. Denn Berührungen machen etwas mit mir. Meist etwas Positives.
Wir alle brauchen Berührung, ein Leben lang. Es gibt (leider) auch das Gegenteil: Unberührt. Ein Mangel an Liebe, an Sicherheit, an Halt. Manchmal schau ich so um mich – und da seh ich sie. Unberührte Menschen (zumindest wirken sie so auf mich). Und das rührt etwas an in mir. Es macht mich nachdenklich. Fragend. Traurig.
Jesus berührt Menschen
Auch in der Bibel gibt es Berichte von Nähe. Unbefangenheit im Miteinander. Berührungen.
Im Johannesevangelium zum Beispiel wird erzählt, wie sich ein Jünger während des letzten Abendmahls an die Brust Jesu anlehnt (Johannes 13,23ff.). Dazu brauchte es zwei Personen. Eine, die dies tat – und eine andere, die dies zuließ.
Im Markusevangelium, Kapitel 10, geht es um die Segnung der Kinder. Auch hier fand eine Berührung statt. Segen wird dort durch eine Berührung weitergegeben.
Es gibt so viele Geschichten über Jesus, wie er Menschen berührt. Sie kommen zu ihm, Blinde und Gelähmte. Sie wollen, dass Jesus ihnen die Hände auflegt. Sie berührt. Sie heilt.
Egal wie mein und dein Leben auch gerade aussehen mag. Wir alle brauchen stetig – nicht nur einmalig – die Berührung Gottes. Oft tut er dies still. Meist rührt er unsere Seele an. Dies tut gut. Letztlich können wir dies nicht aus uns heraus tun oder sogar einfordern.
Aber es gibt einen „Trick“. Berührung findet nur in der Nähe zueinander statt. Von daher: Nahe dich Gott.
Jemand sagt mal:
„Es sind die berührbaren Menschen, die eine Gesellschaft wärmer machen“.
Dies würde ich ebenso unterschreiben wie „es sind die von Gott berührten Menschen die einen Unterschied machen“.
Sei Du einer dieser Unterschiede.
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