“Ich bin Pastorin.” Das ist meine Antwort, wenn Leute mich fragen, was ich denn beruflich mache. Ich bekomme auf diese Antwort die unterschiedlichsten Reaktionen – der Kieferchirurge, der mir meine Weisheit geklaut hat, meinte ich sähe für eine Pastorin sehr jung aus, andere finden es spannend, dass ich als unverheiratet Frau Pastorin bin und dann gibt es auch diejenigen, die’s richtig cool finden. 

Ob ich schon immer Pastorin sein wollte, ist dann oft die Folgefrage. Um ehrlich zu sein, nein. Ich hatte nach dem Abitur keine Ahnung, was ich genau machen wollte. Mein Papa meinte, ich sollte Jura studieren oder Sportmoderatorin werden. Es gab einige Fussball Weltmeisterschaften, bei denen ich das Zuschauen mit einem stetigen Fluss von Details über die Spieler und Mannschaften ‚unterstützt‘ habe. Meine Familie war teilweise leicht und teilweise sehr genervt. 

Pastorin war während der Schulzeit nicht auf meinem Radar. Ich hab Jesus immer sehr geliebt, habe aber gerade mit Kirche auch die ein oder andere Erfahrung gemacht, die nicht so gut war. Das ist in Ordnung, in Kirchen laufen auch nur Menschen rum, die nicht immer alles richtig machen. 

Ich glaube ich bin Stück für Stück Pastorin geworden. Nach meinem ersten Jahr in Australien hatte ich immer mehr das Gefühl, Gott hat diese Berufung auf mein Leben gelegt, aber ich wollte sie zuerst gar nicht haben. Viel zu viel Verantwortung und die Frage, wie das gehen solle. Ich kannte meist selbst nur Ehepaare oder Männer in diesem Beruf. 

Kennst du diese Momente, in denen Gott einfach nicht locker lässt? Diese Zeit war solch eine. Manchmal hatte ich das Gefühl Gott verfolgt mich mit diese Idee von Pastorin sein und Kirche bauen. Und dann gab es auch noch einen Haufen andere Menschen, die irgendwie dachten ich könnte das. Ich selbst habe mir erst in den letzten Jahren meines Theologie Bachelors ernsthaft Gedanken gemacht. Ich habe mich einfach irgendwann aus tiefstem Herzen in die Kirche verliebt, mit allen Ecken und Kanten. 

Mit einigen Umwegen bin ich dann hier in Halle (Saale) gelandet und das obwohl ich nie nie nie mehr nach Deutschland zurück wollte. Wieder so eine seltsame Sache, bei der ich durch den Rückspiegel Gottes Hand in all den kleinen Momenten sehen kann.
Halle (Saale) ist nicht die beliebteste Stadt in Deutschland. Ihr wisst gar nicht, wie viele krumme Blicke ich bekommen habe, als ich Leuten erzählt habe, ich ziehe nach Halle. Mittlerweile möchte ich eine Art Cheerleader für Halle zu sein. Nicht nur weil ich selbst Halle liebe, sondern weil ich glaube, dass Jesus Halle ganz besonders liebt. Deshalb bin ich nun hier und darf eine Kirche in Halle gründen. Das wird auf jeden Fall ein Abenteuer mit Höhen und Tiefen aber ich bin mir sicher, dass Gott diese Stadt auf dem Weg immer mehr zum Leben erwachen lassen wird.