Als es in der ersten Septemberwoche plötzlich sehr kalt und ungemütlich draußen wurde, war ich auf einmal wieder mit der Tatsache konfrontiert, dass es in Deutschland kalte Jahreszeiten gibt. Ich mag sie nicht besonders. Nachdem ich über 4 Jahre in Australien verbrachte habe, fällt es mir immer wieder sehr schwer, mich auf das kalte, dunkle Wetter einzulassen. Ich hätte gerne immer nur Sonne und Sommer. 

Nun saß ich in dieser Septemberwoche in meinem Zimmer und war nicht sonderlich begeistert über die Lage jenseits der Fensterscheiben. Die Lösung: Zu Depot gehen und neue „Herbst-Deko“ für drinnen kaufen. Mit zwei Kerzenständern und einer Vase im Gepäck sah die Welt auf dem Rückweg irgendwie schon wieder ganz anders aus. 

Ich war in Mantel und Gummistiefeln unterwegs, als mir ein kleiner Gedanke in den Kopf kam. Wenn sich das Wetter ändert, ist es für uns selbstverständlich, dass wir unsere Kleidung anpassen. Wir kramen die warme Jacke und wasserdichte Schuhe hervor und verstauen die Sommerklamotten so langsam in den hinteren Ecken des Schranks. Wer zieht schon im Winter Sandalen an? Außer vielleicht mein Physik Lehrer in der Mittelstufe – der trug zu jeder Jahreszeit Sandalen mit Socken. 

Auch in meinem Glaubensleben gibt es Jahreszeiten. Zeiten, in denen alles wie von selbst wächst, Zeiten, in denen jeder Schritt harte Arbeit ist und Zeiten in denen alles brach zu liegen scheint. Doch oft fällt es mir hier so viel schwerer, die richtigen Outfits und Werkzeuge für die richtige Phase zu wählen. Ich renne dann metaphorisch gesehen mit Sandalen durch den Winter und wundere mich, warum meine Füße so kalt sind. 

Warum fällt es mir so oft so schwer, die Glaubensphase zu erkennen, in der ich mich gerade befinde? Ich finde es faszinierend, dass die Jünger – die Menschen, die damals mit Jesus unterwegs waren – wohl vor derselben Herausforderung standen. Auf jeden Fall sagt Jesus mal folgendes zu Ihnen im Bezug auf Saat- und Erntezeiten:

“Sagt ihr nicht auch: ‘In vier Monaten ist Erntezeit?’ Seht doch, ich sage euch: Macht die Augen auf und schaut euch die Felder an. Sie sind schon reif für die Ernte. Wer die Ernte einbringt erhält seinen Lohn: Er sammelt die Frucht für das ewige Leben. Derjenige, der sät und derjenige der erntet, sollen sich miteinander freuen.” (Johannes 4:35-36)

Ist es nicht spannend, dass die Jünger die Phase anders wahrnehmen als Jesus selbst? Sie denken, die Ernte ist noch 4 Monate entfernt. Jesus sagt, sie ist schon jetzt hier. Wie ich eine Phase einordne, entscheidet immer wie ich mich verhalte. Ich muss mich immer wieder so sehr dazu entscheiden, Jesus zu fragen in welcher Phase wir uns gerade befinden. Er weiß es doch viel besser als ich selbst und stattet mich mit der Kleidung und dem Werkzeug aus, dass ich brauche.

Und dann liebe ich, dass er Saat und Ernte beides gleich schätzt. Eine Phase ist nicht mehr wert als die andere – sie sind einfach verschieden. Ich liebe die „Sommer-Phasen“; die Phase wenn alles wächst, ich das Gefühl habe Gott spricht viel zu mir und die Sonne scheint mir ins Gesicht. Die „Winter-Phasen“ habe ich nicht so gerne, aber ich denke, dass es oft daran liegt, dass ich den Winter nicht für das schätze, was er zu geben hat. Wenn ich erwarte, in den „Winter-Phasen“ zu wachsen bin ich natürlich frustriert. Der Winter schenkt uns Zeit zu ruhen, uns zu erholen und neue Kraft zu tanken. 

Winter ist nicht für Sandalen gedacht, sondern für warme Decken, heißen Tee und dicke Jacken. Wenn ich lerne, die Phasen meines Lebens, wie Jahreszeiten, zu nehmen, mich anzupassen und darauf zu hören, was Jesus bereit hat, dann kann ich am Ende jede Phase lieben lernen.