Ich bin Pastorin und manchmal habe ich Angst zu predigen. Das passt irgendwie nicht zusammen. Oder doch?
„Ich fühle mich wie eine Versagerin“
Eigentlich hatte ich euch versprochen noch mehr aus meinem Juni zu erzählen, aber vier Wochen später sieht die Welt schon wieder ganz anders aus und mein Kopf beschäftigt sich mit anderen Fragen. Die Juni Fragen bleiben also erstmal nur in meinem Kopf.
Letzten Sonntag durfte ich predigen – ich liebe es und habe gleichzeitig Angst davor. Die ganze Woche vor dem Sonntag habe ich gekämpft. Schon während ich mit zwei unserer anderen Pastoren an der Predigt schreibe, kommt bei mir Stress hoch. Was soll ich nach den letzten Wochen schon zu sagen haben? Ich fühle mich wie eine Versagerin.
Kirche bauen ist manchmal schwer, im Sommer sind so viele Leute unterwegs und auch das frisch verheiratet sein birgt Herausforderungen. Ich dachte alles wird ganz entspannt, aber gerade ist mein Leben eher angespannt. Und das ist irgendwie noch schlimmer, weil ich’s anders erwartet hatte.
Am Mittwoch sagt Pastor David zu mir, dass meine eigene Fehlbarkeit, mein Versagen vielleicht genau der richtige Ausgangspunkt ist. Denn genau in diesen Momenten bin ich mir mehr denn je bewusst, dass ich Gott brauche und das alles wirklich nicht alleine schaffe.
Diese Geschichten und Emotionen auf der Bühne zu zeigen ist für mich unendlich schwer und ich will fast nicht zuhören, als am Ende des Telefonats die Aussage „und wenn die Emotionen kommen, dann lass sie auch auf der Bühne zu“ fällt.
„Diese Stunde ändert alles.“
Am Samstag habe ich den ganzen Tag das Gefühl, dass Jesus mir sagt: „Dana, gib mir nur eine Stunde deiner Zeit heute. Verbringe sie mit mir, ich gebe dir Kraft und wir reißen die Predigt morgen zusammen. Ich erinnere dich daran, warum du morgen zu diesen Menschen sprechen sollst.“
Es ist abends und ich habs nicht geschafft. Völlig frustriert sitze ich auf dem Schoß meines Mannes und erzähle ihm, dass ich am liebsten einfach wegfahren will. Er fragt wohin. Ich sage an den Strand.
Um 20 Uhr schaffe ich es dann doch noch mich mit Jesus auf den Balkon zu setzen. Diese Stunde ändert alles. Am nächsten Morgen wache ich ruhig auf und weiß tief in meinem Herzen: Gott macht das heute, nicht ich. Ich schaffe es ehrlich zu sein und er berührt Herzen.
Vielleicht ist es doch gut, wenn ich manchmal Angst vor dem Predigen habe, solange diese Angst mich in Abhängigkeit zu Gott treibt. Dann weiß auch ich am Ende, dass ich ihn brauche. In allen großen und kleinen Dingen des Lebens.
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