Hallo Freunde, heute bewegen wir uns mal weg von den Überblicken der einzelnen Evangelien, hin zu dem Thema: „Falsches Evangelium“. Und ich will euch frisch und fröhlich mit hineinnehmen, was hier und da als Evangelium verkauft wird, ich aber denke, dass es das nicht ist. Die Betonung liegt auf ‚Ich‘. Natürlich ist das meine Meinung, und entsprechend kritisch werde ich es auch auseinandernehmen.

Ich gehe auf drei falsche Evangelien ein, die mir manches Mal begegnen. Und da ich dir und mir einen Gefallen tun möchte, werde ich dafür 3 Ausgaben nutzen. Weil ich gemerkt habe, dass die letzten vier Teile sehr dick waren. Daher: Heute nur ein Thema! Und du wirst sehen, manche Fragen, die gestellt werden – rund um „falsche Evangelien“ – haben viel mit uns zu tun. Und obwohl wir merken werden, dass sie falsch sind, sind sie attraktiv. Und genau deswegen so gefährlich.

Es gibt eine Art des Glaubens, die folgendes suggeriert: Wenn du ’nur‘ genug glaubst, wenn du dein Leben hundertprozentig auf Gott ausrichtest, dann wird es dir gut gehen. Dann bist du gesund, reich, sexy. Warum? Ganz klar, weil Gott gut ist. Sehr gut sogar. Und er will heilen, was verletzt ist. Er will uns mit allem versorgen, was wir zum Leben brauchen – und sogar noch mehr. Und er wünscht uns ein prosperierendes Leben. Erfolg auf Arbeit. Erfolg bei den Frauen. Erfolg auf allen Ebenen des Lebens. Wohlgemerkt ‚weltlicher‘ Erfolg. Und ob Gott sexy ist? Nun, er hat den Sex erfunden und ist, ohne Flachs, der beste Sex-macher, den ich kenne! *zwinker*
Egal. Geht in eine komische Richtung. Was ich aber sagen will: Diese Richtung des Glaubens sagt, dass dein ‚richtiger‘ Glauben vor allem an materiellen Dingen sichtbar wird. Und falls du zum Beispiel als Missionar doch irgendwo in Armut lebst, genug glaubst und trotzdem alles genau so machst, wie die Prediger bzw. Gemeinden es sagen, dann ist das deine individuelle Bestimmung von Gott. Wirst dann im Himmel belohnt.

Ihr merkt schon an meinen Unterton, dass ich dieser Richtung ziemlich kritisch gegenüberstehe. Vielleicht lassen wir an der Stelle mal Wikipedia sprechen:

„Wohlstandsevangelium (nach engl. Prosperity Gospel, in anderen Sprachen auch Erfolgstheologie) ist die theologische Auffassung, Wohlstand, vor allem Geldvermögen und geschäftlicher wie persönlicher Erfolg, seien der sichtbare Beweis für Gottes Gunst. Wohlstand sei vorherbestimmt oder gewährt im Gegenzug für das wirksame Gebet oder religiöse Verdienste [Anmerkung von mir: vor allem Spenden!]. Der Begriff „Wohlstandsevangelium“ wird oft benutzt, um Prediger oder Kirchen zu kritisieren, deren Standpunkt in der angesprochenen Frage extrem oder fundamentalistisch erscheint, und ist in religiöser Literatur weithin gebräuchlich.“Wikipedia: Wohlstandsevangelium

Also, den letzten Punkt gebe ich mir. Der Begriff Wohlstandsevangelium ist natürlich eine Zuschreibung und polemisch. Aber das Inhaltliche will ich anhand einiger Bibelstellen mal widerlegen.

Hier finden wir einen Vers, der es schon ziemlich auf den Punkt bringt:

Die Füchse haben Gruben und die Vögel unter dem Himmel haben Nester; aber der Menschensohn hat nichts, wo er sein Haupt hinlege.

– Lukas 9, 58 (Lutherbibel 2017)

Das ist ein spannender Vers, der in unmittelbaren Zusammenhang mit der konkreten Nachfolge steht. Hier macht Jesus deutlich, dass er auf alles verzichtet, damit er sein Dienst, sein Leben so führt, wie Gott es gefällt. Und er vergleicht es mit der Tierwelt und macht deutlich: Ich habe nichts an Besitz oder Reichtum. Selbst die Tiere haben mehr!
Ein weiterer Vers, der nicht direkt, aber indirekt damit zu tun hat:

Nicht die Starken bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. Ich bin nicht gekommen, Gerechte zu rufen, sondern Sünder.

– Markus 2, 17 (Lutherbibel 2017)

Jesus setzt an dieser Stelle eine andere Duftmarke. Jesus will die Gerechten, die Christen, die Kirche, die Nachfolger auffordern, ihren Blick auf die Sünder und Kranken zu richten. Denn er macht es auch so. Er ist für die Unterdrückten da und nicht für die Unterdrücker, um es mal so zu formulieren. Sind wir für die Unterdrückten da? Für die Armen? Für die Kranken? Das musst du für dich beantworten.

Hier eine nicht vollständige, aber gute Liste, mit Versen nur aus den Evangelien, die dieser Sicht ebenfalls eine Korrektur geben können:

„Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo Motten und Rost sie fressen und wo Diebe einbrechen und stehlen.“ (Matthäus 6,19) „Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?“ (Matthäus 6, 25) „Kein Knecht kann zwei Herren dienen: Entweder er wird den einen hassen und den andern lieben, oder er wird an dem einen hängen und den andern verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon [Mammon heißt wörtlich übersetzt „Reichtum“ oder „Vermögen“]. (Lukas 16,13) „Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.“ (Lukas 12, 34)

Es gibt noch viel mehr Stellen! Aber eine will ich noch kurz beleuchten. Nämlich Markus 10, 17-27: In der Geschichte kommt ein junger Mann zu Jesus und fragt ihn: „Herr, wie kann ich dir dienen?“ Was eine geile Frage! Jesus klopft ihn ein wenig auf die Gebote ab, ob er sie kennt und hält. Das macht er. Und Jesus sah ihn an und gewann ihn lieb. Aber, er hat den Haken entdeckt: „Geh hin, verkaufe alles, was du hast, und gib’s den Armen, so wirst du einen Schatz im Himmel haben, und komm, folge mir nach! Er aber wurde betrübt über das Wort und ging traurig davon; denn er hatte viele Güter.“ Der junge Mann steht für mich auch für unsere überversorgte, reiche, westliche Welt, die geprägt ist von Geld, Erfolg und Reichtum. Es gibt auf der ganzen Welt kaum ein Land, das mehr Wohlstand hat als wir in Deutschland. Und die Frage, die Jesus dem reichen Jüngling stellt ist auch eine Frage, die wir uns stellen müssen. Sicherlich und ohne Witz: Wir können uns noch so sehr anstrengen, einen sauberen ökologischen Fußabdruck zu machen, Müll trennen, bis der Arzt kommt, wir können spenden, abgeben und tun was wir wollen – wir werden es nicht schaffen, dass überall auf der Welt alles gleich und vermeintlich ‚gerecht‘ ist. Das ist eine Utopie, wer das glaubt. Nur alleine, dass du hier geboren bist, wird deinen ökologischen Fußabdruck nicht positiv machen. Ob du Glas oder Plastik nimmst, ‚Fairphone‘-Nutzer und Radfahren bist oder selbst ‚Food-Sharer-Group-Containern-Vereinsvorsitzender‘. Und trotzdem ist es unsere Verantwortung diese Welt gerechter, empathischer und sauberer zu machen, denn dafür werden wir mal zur Rechenschaft gezogen. Und neben diesen sehr geistlichen Argument, dient der Hinweis, dass andere Menschen unter unserem Wohlstand leiden. Und das beginnt im Kleinen, wenn uns Obdachlose oder Almosen-Sammler begegnen und das endetet im Großen, wenn es um Themen wie Umweltschutz, Globalisierung und Gewinnmaximierung geht. Der Punkt ist: Was kannst du, und was kann ich, dazu beitragen?

„Und Jesus sah um sich und sprach zu seinen Jüngern: Wie schwer werden die Reichen in das Reich Gottes kommen! Die Jünger aber entsetzten sich über seine Worte. Aber Jesus antwortete wiederum und sprach zu ihnen: Liebe Kinder, wie schwer ist’s, ins Reich Gottes zu kommen! Es ist leichter, dass ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als dass ein Reicher ins Reich Gottes komme.“
Bedeutet es dann, dass man nicht reich sein darf als Christ? Nein. Aber du musst dir deiner Verantwortung bewusst sein, wie du mit deinem Geld umgehst. Gibst du Almosen, Spenden? Oder deinen Zehnten? Also den zehnten Teil deines Geldes für Gemeinde oder Verein oder Werke? Und selbst dann stellt sich die Frage: Kannst du (noch mehr) tun? Und bist du gleichzeitig Versorger der Menschen, die dir anvertraut sind?
Versteht ihr, es geht nicht darum, reicher zu werden für sich alleine, sondern mit seinem Reichtum gottgemäß umzugehen. Einer der Prediger des Wohlstandsevangeliums, Creflo Dollar (der Name ist Programm), hat vor einigen Jahren um Spenden in Höhe von 65 Millionen Dollar gebeten, damit er sich einen Privat-Jet leisten kann. Warum? Damit das (bzw. sein) Evangelium noch schneller an die Enden der Welt kommt. Sein Evangelium kann man auf 2 Kernaussagen reduzieren: 1. „Gott macht reich.“ 2. „Du musst geben, um reich zu werden.“
Das ist schon ein Hammer! Aber extrem attraktiv. Stell dir vor: Wenn es ’so einfach ist‘ reich zu werden, dann mach ich das. Ich gebe Geld, und bekomme mehr Reichtum zurück. Moment, habe ich das nicht letztens auch bei der Kredit-Werbung im TV gesehen? Klar, wenn man Liebe gibt, bekommt man mehr Liebe zurück. In seiner Art heißt das: Worin zeigt sich deine Liebe? Indem du das ‚Liebste‘ abgibst. Gib mehr, als du vielleicht hast. Mehr, als vielleicht gut ist. Aber du machst es ja für Jesus!
Das ist ein echtes Negativ-Beispiel. Mir geht es dabei nicht darum, mit dem Finger auf ihn zu zeigen, sondern auf die Perversion einer falschen Theologie und zu welchen Früchten das führen kann.

Ich will euch auch gar nicht mehr viele Beispiele nennen, die es gibt (in Deutschland in krasser und falscher Weise bei „Wort und Geist“), und auch nicht auf die Parallelen zu einigen psychologischen (positives Denken) oder philosophischen (Neugeistbewegung) Phänomenen hinweisen. Sondern mein Problem benennen: Wir beginnen an der Stelle dem Geld nachzufolgen und nicht Gott. Wie die ganze westliche Welt übrigens auch. Sie hat das sogar als Lebensmaxime. Optimierung. Perfektion. Korruption.
Die gute Nachricht für uns ist: Dass Jesus uns nicht rettet, wegen unseres Geldes – egal ob wir welches haben oder nicht, sondern weil er uns liebt. Und weil er möchte, dass wir Freiheit beim Thema ‚Geld‘ erleben. Freiheit im Sinne von: Ich muss mein Herz nicht an Reichtum und großes Geld hängen, sondern Jesus wird mich versorgen – mit allem, was ich brauche. Und was ich brauche, weiß er besser als ich. Falls ich, falls du genau darin Unfreiheit erleben, dann muss das vor’s Kreuz. Wenn dein Herz immer wieder auf das blickt, was dir in dieser Welt vermeintliche Sicherheit gibt – was Geld und Reichtum hundertprozentig suggerieren – dann wünsche ich dir, dass du es vor Jesus bringst. Denn dieser Neid, wird dich dein Leben lang versklaven. Luxus ist in unserer Überflussgesellschaft einer der größte Götzen geworden, weil wir uns danach sehnen, genauso reich zu sein, wie andere. Aber das ist gleichzeitig die größte Lüge, die uns ‚das Geld‘ in unser Herz einpflanzen möchte. Wir werden niemals alle Bill Gates, Warren Buffet oder Jeff Bezos sein. Aber was wir mit ihnen gemeinsam haben, ist, dass sie und wir sterben müssen. Und der ganze Reichtum, den man hat, wird verschwinden. Er wird weg sein!

Ich lade dich ein, Jesus alles, was du hast, vorzulegen. Die Einladung gilt auch immer wieder mir, by the way. Und ich glaube, dann wirst du wirkliche Freiheit beim Thema ‚Geld‘ erleben. Bete am Besten direkt jetzt, wenn du merkst, dass dich das Thema berührt. Das kann kurz, lang, geschrieben oder gesprochen sein. Aber ich ermutige dich, Jesus das genauso hinzulegen.

In diesem Sinne: Segen-Regen, Lukas.

P.S.: Hier die Liste mit den 20 reichsten Pastoren der Welt im Jahr 2017. Ist, finde ich, mal ganz interessant zu lesen. Afrizap.com – Die 20 reichsten Pastoren der Welt