Vor einigen Tagen bin ich auf dem Willow-Kongress in Leipzig gewesen. Was für ein Vorrecht, dort Menschen zu erleben, die ihre eigene Geschichte mitteilen. Sonnen- aber auch Schattenseiten. Was für ein Vorrecht, dort Menschen zu erleben, für welche „ihre Kirche“ ihr Zuhause ist. Ein Ort, den sie unter Gottes Führung mitgestalten wollen.
Was für ein Vorrecht, dort Menschen zu erleben, die auf der Suche nach einer übernatürlichen Begegnung mit Gott sind. Angerührt werden wollen. Verändert werden wollen. Ankommen wollen.
Und was für ein Vorrecht, dass so viele aus „meiner Gemeinde“ sich Zeit genommen haben, dabei zu sein. Auch wenn ich berufsbedingt nicht die ganze Zeit dabei sein konnte. Ich habe diese große Hoffnung der Erneuerung gespürt. Diese Sehnsucht, dass Gott noch einmal mächtig wirkt. Zu seiner Ehre. Sehr Mutmachend.

Negative Kritik

Und dann? Dann war wieder Montag. Ich las so die News im Internet und dort stand auf einmal ein Satz, den ich erst einmal für mich verdauen musste. In einem Beitrag über den Willow-Kongress stand als Kommentar: „Kaum eine Bewegung der letzten 50 Jahre hat dem Reich Gottes dermaßen geschadet wie Willow Creek“. „Wow“ dachte ich. Ich habe in den weiteren Kommentaren noch einige andere sehr kritische Äußerungen gelesen (Verweltlichung, nicht-christliche Management-Methoden, Wohlfühlgemeinden ohne geistliche Substanz etc.).
Willow Creek ist nicht das Allheilmittel. Natürlich nicht. Die Bibel fordert uns auf bzw. ermutigt uns, alles zu prüfen und dann das Gute zu behalten (1.Thessalonicher 5,21). Aber so undifferenziert und diffamierend zu schreiben wie in den Kommentaren?! Fast unerträglich. Aus meiner Sicht nicht Jesus-like. Es gab und gibt so viel Gutes. Aber um das zu Erkennen brauchen viele gereinigte Augen und einen Blick in das Herz der Willows.

Zwei Gruppen

In meinen Gedanken und vor meinem inneren Auge gibt es immer diese zwei Gruppen. Die Gruppe der Zerstörer und die Gruppe der Fürsprecher, auch Ermutiger genannt. Jeder von uns kennt diese Gruppen. Wir haben Kontakte und Beziehungen in beiden Gruppen. Jeder von uns war schon mal Teil beider Gruppen. Und in einer dieser Gruppen sind wir auch jetzt – in unseren Gesprächen, im Umgang miteinander, beim Zuhören, beim Bewerten, in unseren Gedanken.

Ich habe neulich ein Buch gelesen, in dem diesem Ermutigen und Zerstören andere Namen gegeben wurden. Mutmacher und Feuerlöscher. Mutmacher und Feuerlöscher sind immer Menschen in deinem/meinem Umfeld.

Mutmacher: Jemand der aufbaut, unterstützt, hinter und vor Dir steht, den Du zu Rate ziehen kannst, der FÜR dich ist.

Feuerlöscher: Der ewige Nörgler. Der alles was Du tust infrage stellt. Der sogar dich infrage stellt. Der immer seinen Senf dazugeben muss. Der krankhaft nach Perfektion bei unperfekten Menschen sucht. Dem das Schöne nicht schön genug ist.

Abgrenzung von Jesus lernen

Ich habe in den letzten Jahren tatsächlich einige Feuerlöscher in meinem Leben entdeckt. Aber es fiel mir schwer, diese Zerstörer als das zu erkennen, was sie sind: Zeiträuber. Krafträuber. Energiefresser. Freudenräuber. Und sie versuchten – sicherlich meist unbewusst – mein inneres Feuer auszulöschen. Ich bin dankbar, dass es nicht so weit gekommen ist. Und das ist nicht mein Verdienst – sondern allein Gottes Gnade geschuldet. Das Doofe ist: Wir wollen ja immer nett sein. Wohlwollend. Den Menschen zugewandt. Immer Zuhörend und respektierend. Immer „selbstaufopfernd“. Und die Zerstörer?
Scheinbar haben sie ein Gefühl oder ein Gespür für diese falsche christlich religiöse Verhaltensform. Es gibt so vieles an Jesus, was mich begeistert. Und eines davon ist, wie er mit diesen Zerstörern umgegangen ist. Jesus wusste, wer er war und was er tat. Er hörte zu – war aber unabhängig von den Meinungen anderer. Seine Identität lag nicht gegründet in seinem Tun, sondern in seinem Sein. Und dieses Sein hatte den Ursprung in dem Zuspruch des Vaters: „Du bist mein geliebter Sohn“.
Feuerlöscher und Zerstörer gab es auch in seinem Umfeld. Und sicherlich raubten sie auch Jesus Kraft. Er aber wies sie zurecht – an den Platz, den er für sie vorgesehen hatte. Da kann und muss ich noch viel lernen. Abgrenzung ist viel wichtiger, als manche von uns denken. Und Abgrenzung ist nicht gleichbedeutend mit Ausgrenzung.

Ich war ein Zerstörer

Es ist aber nicht so, dass es nur Zerstörer in und um mein Leben herum gab und gibt. Nein. Ich muss mir eingestehen, dass auch ich diese Rolle zu oft ausgefüllt habe. Und auch wenn ich mich erklären und rechtfertigen möchte: Letztlich bin ich da schuldig geworden. An anderen Menschen. Und es tut mir wirklich leid. Einiges konnte ich bereits klären. Einiges liegt noch vor mir. Und ein paar Dinge – da ist die Zeit der Klärung leider abgelaufen. Manchmal wird aus später ein zu spät. Ein Zeitpunkt, wo eine Wiedergutmachung nicht mehr möglich ist. In all diesen drei Konstellationen (geklärt, in Klärung, zu spät) ist die mir von Gott zugesprochene Vergebung fast lebensnotwendig – sonst würde ich an meinem eigenen Scheitern im Umgang mit anderen Menschen zerbrechen. Danke für das Kreuz und danke für Vergebung.

Umgib dich mit Mutmachern

Mir geht es wie Dir. Ich will weder Zerstörer sein, noch diese Menschen zu sehr um mich herum haben. Und so ist es immer wieder eine Entscheidung, mich mit den Menschen zu umgeben, die mich kennen und für mich sind. Es gibt da ein schönes Bild, wenn man folgendes bei Google eingibt: „Surround yourself with those on the same mission as you“.
Ich bin dankbar für die Mutmacher und Fürsprecher in meinem Leben (über die ich heute nicht schreibe – aber es gibt sie und deren Zahl ist größer als die der Zerstörer // #wearemore [dt. Wir sind mehr]). Dankbar für all die Menschen, die brennend auf dem gleichen Weg unterwegs sind. Und ich bin dankbar, dass ich sogar für einige Mutmacher sein darf. Was für ein Vorrecht, gute Samen in das Leben von Menschen zu legen. Was für ein Vorrecht, sie zu begleiten und wachsen zu sehen.

Der Prüfung durch Zerstörer hält nichts stand – die Liebe der Fürsprecher deckt hingegen vieles zu. Letztlich ist es meine und auch deine Entscheidung, zu welcher Gruppe wir gehören wollen.

Wer sind deine Zerstörer und wie kannst Du gut mit ihnen umgehen?

Wer sind deine Ermutiger? Sag es Ihnen einfach mal!

Buchtipp: Udo Schroeter: Das Feuer des Lebens: Eine Erzählung über den Mut zum Aufbruch