Dir geht es wahrscheinlich wie mir. Wenn du dein Leben Jesus Christus übergeben hast, hast du die befreiende Erfahrung der Vergebung und Gnade gemacht. In allen anderen Religionen scheitert der Mensch voller Verzweiflung daran, Gott zu gefallen. Denn man schafft es einfach nicht, den Ansprüchen eines Gottes gerecht zu werden. Das hat zur Folge, dass einige Menschen sich immer mehr und immer härter versuchen an Regeln und Gesetze zu halten oder in bestimmten Dingen, auch in der Nächstenliebe, immer besser zu werden. Doch die Grenze ist immer das eigene Unvermögen.

Manchmal kommt es bei dem Versuch alles richtig zu machen auch zu Formen von Extremismus. Wenn man keiner theistischen Religion anhängt (also an keinen Gott glaubt), können die eigenen Ansprüche an sich selbst, oder der Versuch anderen zu gefallen, so gut wie andere zu sein etc. zu einer Art religiösem Verhalten werden. Wie befreiend ist da die Botschaft, dass Jesus uns die Lasten des Lebens – die Last des Versuches Gefallen durch eigene Leistungen zu finden – abgenommen hat.

„Diese Hürde hat Gott selbst weggenommen.“

Wenn man die Bibel liest, wird einem schnell klar, dass man den Ansprüchen Gottes nicht genügen kann. Gottes Verständnis vom Guten, von Gerechtigkeit, Liebe und Heiligkeit übersteigt alles menschliche Können.
Wie gut, dass Jesus als Gottes Sohn und in ihm Gott selbst die Ansprüche erfüllt hat und wir uns auf ihn berufen können. Durch ihn sind auch an uns diese Ansprüche nicht mehr in der Form gestellt, als dass wir ohne sie zu erfüllen nicht zu Gott kommen könnten. Diese Hürde hat Gott selbst weggenommen. Er hat uns vielmehr gesagt, dass wir nun durch ihn, durch das Vorbild von Jesus und durch die Kraft des Heiligen Geistes, der jetzt in uns wohnt, dazu in der Lage sind ein Leben zu führen, wie es Gott gefällt. Ohne den Druck, dass wir sonst nicht mehr geliebt sind.
Gott weiß, dass wir es nicht schaffen. Und das müssen wir auch nicht mehr. Wir müssen uns Gottes Liebe nicht mehr verdienen – er liebt uns! Und ich liebe ihn. Und möchte so gerne meine Mitmenschen so lieben, wie er es tut. Ich möchte so gerne andere nicht mehr verletzen, ich möchte so gerne nicht mehr anfällig für Sünde jeglicher Art sein. Und doch bin ich anfällig dafür. Und doch verletze ich Menschen, sogar diejenigen am meisten, die ich am meisten liebe. Das ist frustrierend. Obwohl ich die Erlösung durch Jesus erfahren habe und die krasse Liebe und auch die Kraft der Liebe spüren und erfahren darf, ist mein Leben nicht komplett davon erfüllt und bestimmt. Ich dachte, wir sind erlöst von diesem ganzen Mist!

Wir leben in einer Zwischenzeit

Und ja, das sind wir! Die Bibel spricht aber auch davon, dass wir in einer Zwischenzeit leben. Die Vollkommenheit kommt erst noch. Dass wir so sein werden wie Jesus es uns vorgelebt hat, nur ohne Leid und Tränen, und dass wir sogar so strahlend auferstehen werden wie er, das kommt erst noch. Dass wir Gott wirklich ganz real ins Gesicht schauen können, das kommt erst noch. Dass unser ganzes Wesen nicht mehr anfällig sein wird für Sünde, das kommt erst noch.

Diese Zeit nennt man auch Interims-Zeit – ein „Schon jetzt – aber noch nicht“. Schon jetzt sind wir erlöst und freigesprochen von der Sünde, trotzdem sündigen wir noch und haben bestimmte Laster und Begierden. Schon jetzt wirkt der Heilige Geist in uns, aber noch leben wir in einer sündigen Welt. Schon jetzt haben wir Gottes Kraft durch den Heiligen Geist, aber noch sind wir trotzdem schwach. Schon jetzt haben wir Gemeinschaft mit Gott, aber noch nicht direkt von Angesicht zu Angesicht.

Das ist so ähnlich wie mit der Corona-Impfung. Wenn man die Impfdosis bekommen hat, nach der man als „vollständig geimpft“ gilt, gibt es eine Zwischenzeit von zwei Wochen, in der man den Titel des „vollständig Geimpften“ noch nicht tragen darf. Das ist auch ein „Schon jetzt – aber noch nicht“. Schon jetzt habe ich die benötigte Dosis Impfstoff für einen vollständigen Schutz bekommen, aber noch ist dieser Schutz nicht vollends da. Schon jetzt habe ich mein Zertifikat des vollen Impfschutzes, aber noch ist die Zeit, die ich abwarten muss, bis dieses Zertifikat seine volle Wirkung hat und ich alle möglich Freiheiten habe. Ich weiß, das ist ein heikles Thema, aber es veranschaulicht unseren Zustand so schön.

„Aber auch da trägt Gott uns durch.“

Nachdem ich Jesus als meinen Herrn und Erlöser angenommen habe, habe ich den Heiligen Geist bekommen. Gott selbst wohnt jetzt in mir. Schon jetzt darf ich die tiefe Freude und Leichtigkeit spüren, die Gott mir schenkt. Und trotzdem ist das Leben oft nicht leicht und man fühlt sich schwerfällig und erdrückt. Und das gehört leider dazu. Und das müssen wir akzeptieren.
Aber auch da trägt Gott uns durch. Er ist immer da. Und eines Tages würde er jede Träne wegwischen. Welche Tränen müsste er denn trocknen, wenn wir uns nicht mehr erlauben würden traurig zu sein. Unseren „gefallenen“ Zustand sollten wir ebenso wenig verleugnen wie unseren erlösten Zustand. Ich bin erlöst und trotzdem Sünder. Ich bin ein Sünder, aber trotzdem erlöst.

Und wie bei einer Impfung wirkt der Heilige Geist in uns. Am Anfang fällt es vielleicht noch schwerer bestimmte Verhaltensweisen abzulegen, aber der Heilige Geist hilft uns dabei. Und ich darf aus eigener Erfahrung sagen, dass Gehorsam dem Drängen des Heiligen Geistes in einem (beispielsweise im Bekennen und Ablegen einer Sünde) schmerzhaft ist, aber unglaubliche Freiheit bringt. Und wenn unser tägliches Gebet ist, dass Gott uns seinen Willen zeigt und der Heilige Geist uns tragen und unser Handeln prägen soll und wir uns gehorsam unter die Freiheit seiner Gnade begeben, dann werden wir auch erfahren, wie der „Impfstoff Heiliger Geist“ immer mehr in uns wirkt und uns stärker macht – stärker gegen den Einfluss von Sünde jeglicher Form in unserem Leben. Und dann werden wir auch immer mehr erfahren, wie sehr wir geliebt sind.
Diese Liebe durchbricht letztendlich die inneren Mauern, die uns auch daran hindern uns selbst und andere zu lieben. Doch die vollständige Erlösung aus dieser sündigen Welt und von unserem sündigen Ich werden wir erst nach unserem Tod erfahren, wenn wir auferstehen und ganz in Gottes Gegenwart sein können. Welch ein schöner Ausblick und welch eine schöne Erfahrung das jetzt schon ist. Doch bevor ich mir hier den Mund fusselig rede oder die Finger splitterig schreibe, lasse ich mal zwei Verse aus der Bibel sprechen, die das Gesagte schön auf den Punkt bringen:

Auch ihr gehört jetzt zu Christus. Ihr habt die Botschaft der Wahrheit gehört, das Evangelium, das euch Rettung bringt. Und weil ihr diese Botschaft im Glauben angenommen habt, hat Gott euch – wie er es versprochen hat – durch Christus den Heiligen Geist gegeben. Damit hat er euch sein Siegel aufgedrückt, die Bestätigung dafür, dass auch ihr jetzt sein Eigentum seid. Der Heilige Geist ist gewissermaßen eine Anzahlung, die Gott uns macht, der erste Teil unseres himmlischen Erbes; Gott verbürgt sich damit für die vollständige Erlösung derer, die sein Eigentum sind. Und auch das soll zum Ruhm seiner Macht und Herrlichkeit beitragen. – Epheser 1, 13-14 (NGÜ)

Wenn du noch nicht zu Jesus gehörst, also noch nicht den Schritt gegangen bist, ihn für deine Fehler und Sünden um Vergebung zu bitten und dich von ihm erlösen zu lassen, dann kann ich es nur wärmstens empfehlen. Selbst die „Anzahlung“ Gottes ist schon mehr wert als alles andere. Solch eine Liebe und Vergebung, die einen befähigt sich selbst und andere zu lieben und sich selbst und anderen zu vergeben, macht wirklich frei.