Frauen sind emotional. Das mag wie ein Klischee klingen und auch eins sein, aber Hand auf’s Herz: Da ist schon was dran. In meiner (Herkunfts-)Familie sind wir (Frauen) alle sehr, sehr emotional und ich bin damit aufgewachsen, diese auch wahrzunehmen und Ausdruck zu verleihen, wofür ich sehr dankbar bin. Ich glaube wirklich, dass es viel besser ist, mit seinen – negativen wie positiven – Emotionen in Kontakt zu sein und ihnen Ausdruck verleihen zu können, als sie immer wieder wegzudrängen, zu beschönigen, abzutun und letztendlich verschlimmern.

In letzter Zeit beobachte ich bei mir, dass meine Emotionen wie Wellen sind. Eine zeitlang ist es ganz ruhig in mir, ja sogar bis hin zu gleichgültig und taub, was ich am schlimmsten finde.. nichts zu fühlen. Doch dann rollt unter Umständen eine riesige Emotionswelle an und reißt mich und alles um mich herum komplett mit. Diese Emotionswelle wirbelt alles in mir auf und mir fällt es schwer zu verstehen, geschweige denn in Worte zu fassen, was genau ich gerade fühle. Es ist als wären alle möglichen Farbtöpfe zusammengeschmissen worden, wenn eine Emotion jeweils ein Farbtopf darstellen würde. Es hilft auch nicht, wenn Sascha dann in seiner simplen, rationalen, männlichen Art und Weise fragt, was denn los sei?! Ich weiß es in dem Moment einfach nicht. Ich glaube, viele Frauen können von solchen Konversationen ein Lied singen.

David hat in den Psalmen viele solcher Emotionswellen sehr bildlich und nachvollziehbar beschrieben. Es zeigt mir, dass fühlen ok ist. Es ist menschlich und wichtig zu fühlen. Es ist sogar ok von diesen Gefühlen vollkommen überwältigt zu sein. Das wichtige dabei ist, dass der Fokus wieder auf Gott gerückt wird. Was tue ich, wenn die Emotionen so stark werden? Wo renne ich hin? Wie lasse ich sie raus? Richte ich Schaden an? Wie geht es meinen mir nahestehenden Mitmenschen damit? Was spricht Gott zu mir, wenn die Emotionen überkochen? Nur Gott kann mich aus diesem ‚Schlamm‘ retten. Ich kann das selbst nicht.

Mich berührt zur Zeit der Psalm 69 sehr. Hier ein Ausschnitt daraus:

Ich aber bete zu dir, Herr, jetzt zur gelegenen Zeit. Gott, antworte mir doch in deiner großen Gnade, rette mich, so wie du es in deiner Treue schon immer getan hast!
Zieh mich heraus aus dem Schlamm, damit ich nicht versinke! Rette mich vor dem Zugriff meiner Feinde, die mich hassen, lass mich dem tiefen Wasser entkommen!
Sorge dafür, dass die Flut mich nicht überschwemmt und die tiefen Strudel mich nicht verschlingen, möge der Brunnen mich nicht für immer in seinem Schlund begraben!
Antworte mir, Herr, denn deine Gnade ist wohltuend! Wende dich mir zu in der ganzen Fülle deines Erbarmens.

– Psalm 69, 14-17 (NGÜ)

Ich habe letztens eine Theorie über Emotionen gehört, die ich sehr interessant und hilfreich fand.
Angenommen es gibt nur drei Basisemotionen: Freude, Trauer und Angst. Alles andere, wie Frust, Wut, Scham, Abneigung, Überraschung, etc. entstammen aus diesen drei, so wie alle Farben aus nur drei Grundfarben entstehen. Wenn ich wütend bin, sehe ich in dem Moment nur diese Wut und das, was mich wütend macht. Doch in der Kommunikation ist der Unterschied in der Wirkung so heftig.

Wenn ich meinem Gegenüber sage, bzw. zeige, dass er oder sein Verhalten mich wütend macht, geht er wahrscheinlich in den Verteidigungsmodus. Wenn ich aber realisiere, dass es zum Beispiel Traurigkeit ist, die sich als Wut äußert und ich diese Traurigkeit benenne, dann kann mein Gegenüber ganz anders darauf reagieren und vielmehr Raum für Selbstreflektion lassen anstelle von Selbstverteidigung.

Wenn ich also (eventuell) mal wieder von einer Emotionswelle erwischt werde, kann ich dieses Gemisch runterbrechen auf die Basisemotion, die dahinter steht und so viel mehr Klarheit hineinbringen. Es ist mit Sicherheit nicht immer ganz leicht, aber wie bei vielem anderen auch, wird es mit der Zeit und mit Übung leichter.

  1. Kennst du diese Emotionswellen-Momente?
  2. Wie äußern sie sich bei dir? Was ist die Grundemotion dahinter?
  3. Was spricht Gott in solchen Momenten zu dir?