Hallo,
in den letzten beiden Kolumnen von mir ging es um den sog. Moralismus und den Relativismus. Beides sind – in Extremform – Dinge, die uns etwas vorgaukeln. Nämlich eine Form eines ‚wahren‘ Evangeliums zu verkünden, das aber so gar nicht greift.
Der Moralismus hat eine menschliche schwarz-weiß Brille auf. Der Relativismus bügelt alles glatt. An sich können solche extremen Blicke auf unser Leben auch mal helfen. Sie machen deutlich, wenn ich zum einen zu verurteilend bin (Moralismus). Zum anderen, wenn ich alles relativiere, nach dem Motto: Ist ja alles nicht so schlimm.
Das Problem ist beim ersten, dass wir uns selbst schnell zum Richter aufspielen. Beim anderen ist es so, dass Probleme, Dinge, die tatsächlich falsch laufen, runtergespielt werden können. Das Problem an sich aber bleibt. Wenn wir uns irgendwann in diesem Wirr-Warr verlaufen haben, kommt irgendwann die Stimme des Anklägers, die sagt mir: „Du bist kein guter Mensch. Du genügst nicht.“ Oder „Deine Probleme sind doch gar nicht so schlimm.“ Und obwohl ich denke, dass es keine ‚rein guten Menschen‘ gibt, ist das Problem daran, dass wir pausenlos alles und jeden verurteilen. Diese beiden Lügen füllen unseren Kopf, unser Herz und wir folgen ihnen insgeheim manchmal nach.

Das Ergebnis des Anklägers, dieser Stimme, ist aber Zerbruch. Und innere Zerstörung. Das merkt man, wenn zum Beispiel folgendes kommt: „Du freust dich? Ok. Du darfst dich nicht freuen, denn du bist ein schlechter Mensch. Du bist ein Nichts.“ Und wenn wir dieser Stimme folgen, dieser zerstörerischen Stimme des Anklägers, dann wählen wir den Tod. Krass. Oder? Und trotzdem versuchen wir Menschen das zu relativieren oder das wegzureden.
Gut, das war jetzt vielleicht ein bisschen schnell für dich. Aber ich glaube, tatsächlich, dass es manchmal so läuft. Wir lassen die ‚Zerstörer‘-Stimme in uns anwachsen, relativieren oder machen uns Vorwürfe, mit dem Ergebnis, dass wir irgendwann daran kaputt gehen. (Wenn du die letzten beiden Ausgaben NICHT gelesen hast, wäre es gut, wenn du sie dir einfach nochmal hernimmst, um das nochmal nachzuvollziehen. Dann wird deutlich, was ich meine.)

Und jetzt komm‘ ich zum Kern. Weg vom falschen Evangelium. Hin zum Richtigen.
Der christliche Glaube sagt schon, dass die beiden (also Moralist und Relativist) nicht recht haben. Aber dort gibt es nicht den platten Optimismus, nach dem Motto: „Alle Menschen sind gut.“ Der christliche Glaube sagt ganz klar: Wir Menschen sind nicht gut. Und der christliche Glaube teilt mit dem Moralismus, die Einschätzung, dass wir Menschen schlecht sind. Der christliche Glaube sagt: Deine tiefsten Alpträume täuschen dich nicht. Aber das ist nur ein Teil der Botschaft. Und jetzt kommt der Ankläger. Und viele Menschen denken, Gott sei der Ankläger. Und dann hören sie das Evangelium und können das fast nicht glauben.

Aber Paulus sagt: Gott, der.. „seinen eigenen Sohn nicht verschont hat, sondern hat ihn für uns alle dahingegeben – wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?“ (Römer 8,32)
Gott ist nicht der Ankläger. Sondern Gott ist der, der gerecht macht. Jesus nimmt genau diese Rolle ein. Und er ist dein Anwalt. Dein Fürsprecher. Der Ankläger hat nicht das letzte Wort.

Und jetzt machen wir es mal praktisch. Wir hatten den Punkt der Schuld. Wie kannst du, wie kann ich, wirklich Schuld in unserem Leben beseitigen? 3 Dinge sind dazu wichtig!
1. Es braucht eine echte Schuldübernahme. Dir muss klar sein: „Ich bin wirklich schuldig!“
2. Die Schuld musst du fühlen. Also nicht nur rational merken: „Jo, schon blöd die Sache!“ Sondern du musst merken und spüren, wie stark und wie groß diese Last ist. Sie muss dir richtig an die Nieren gehen.
Und 3.: Ein realer Ausgleich muss stattfinden. An der Stelle reicht es nicht, dass man sagt: „Sorry, passiert mir nie wieder!“, sondern man muss irgendeinen Schritt setzen, damit der andere sieht: Ich meine das wirklich so! Nicht nur ein Lippenbekenntnis.
Und jetzt ist es schon schwer genug, zwischen zwei Menschen. Aber wie viel schwerer ist das, wenn du an Gott denkst? Und jetzt stell dir vor, dass zwischen Opfer und Täter ein realer Austausch nur dann möglich ist, wenn einer die volle Verantwortung übernimmt, die Schwere dieser Schuld wirklich spürt und dieser Schuld etwas entgegensetzen kann. Wer sollte das denn tun können?
Es gibt immer wieder Leute, die sagen: Ja, wenn Gott die Welt liebt, dann kann er ja einfach so vergeben. Dann braucht es kein Kreuz. Aber das ist nichts anderes als ein Schönreden von dem, was wirkliche Schuld ist. Wer könnte Gott gegenüber die volle Konsequenz für sein Handeln tragen und setzt etwas Reales entgegen, damit Versöhnung wieder möglich ist?
Und die unvorstellbare Botschaft der Bibel ist: Das ist am Kreuz passiert! Denn um diese Versöhnung herzustellen, bedurfte es jemand, der wirklich einen Ausgleich herstellen kann.
Der zum einen die Last der Welt trägt und zum anderen etwas an diese Stelle setzen kann. Der einen reellen Ausgleich leisten kann.
Beim Täter und beim Opfer muss ja auf beiden Seiten etwas kommen. Wenn du mich beleidigt hast, kann ich nicht deinen Part übernehmen, nach dem Motto: „An deiner Stelle entschuldige ich DICH bei mir selbst.“ Was soll da von uns Menschen kommen, dass wir Gott gegenüber wirklich einen Ausgleich machen können? Was?
Das müsste ein Mensch sein, der das tragen kann. Jemanden, der stellvertretend diese Konsequenzen trägt, der die komplette Verantwortung übernehmen kann. Jesus war der komplette Büßer. Der Vollkommene. Umkehrende. Und das ist die Bedeutung des Kreuzes.

Das Kreuz Jesu hat 2 Botschaften: Sünde durchbohrt diesen Menschen. Du kannst das Kreuz nicht verstehen, wenn du nicht verstehst, dass der Relativismus Lüge ist. Und mit Blick auf das Kreuz, ist die Wahrheit, die du dir eingestehen musst: So verloren bin ich! Das ist mein Preis, meine Konsequenz, die ich eigentlich tragen müsste. Dort hätte eigentlich ich hängen müssen. Das ist das, was die Sünde in mir tut. Und das erste, was das Kreuz macht, ist, dass es das ‚Gutsein‘, das Anstrengen es einfach ’nur‘ besser zu machen, zerbricht. Wir Menschen werden es nicht besser machen. Und das zweite, was das Kreuz tut, ist, dass der Ankläger, der Vater der Lüge, der Schönredner, sein Werk nicht mehr tun kann. Die zweite Botschaft des Kreuzes ist: Dein Zerbruch, das was du kaschieren möchtest, die Stellen, an denen du versuchst ein besserer Mensch zu sein und die guten Dinge zu tun, das alles ist weg! Weil Jesus Christus sein Werk tut. Weil er am Kreuz einen reellen Ausgleich schafft. Zwischen dir und Gott. Und der Ankläger keine Macht mehr an dir hat. Deswegen sandte Gott seinen Sohn.

Und so passierte am Kreuz das, was kein Mensch konnte. Und so schreibt es Paulus im Römerbrief (8, 1-2):

Diese [Zeichen] aber sind geschrieben, damit ihr glaubt, dass Jesus der Christus ist, der Sohn Gottes, und damit ihr, weil ihr glaubt, das Leben habt in seinem Namen!

– Johannes 20, 31 (Lutherbibel 2017)

Das was ich dir gerade schreibe, ist keine Idee, keine Theorie. Sondern es ist das Evangelium! Es ist ein reeller Austausch! Es ist Wirklichkeit. Es ist Wahrheit.
Und so hat der Moralist schon ein bisschen recht, wenn er sagt: Es gibt die Bösen. Nur: Wir alle sind es. Und der Relativist hat auch ein bisschen recht, wenn er sagt: Es gibt schon was Wunderbares. Aber wir sind nicht alle wunderbar. Und der christliche Glaube sagt: Seht her, auf das Kreuz! Das hat Gott für dich getan.

Paulus ruft es raus: „Denn ihr habt nicht einen Geist der Knechtschaft empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen Geist der Kindschaft empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater!“
Diese Botschaft des Kreuzes, vom Evangelium, das durchdringt die Herzen der Menschen seit 2000 Jahren. Dieses Evangelium macht alles neu. Dieses Evangelium macht den Unterschied aus. Nicht der Relativismus oder der Moralismus.
Und Paulus geht an der Stelle noch weiter und sagt sogar, nicht nur wir werden neu, nicht du und ich können neu werden, wenn wir das wirklich annehmen, sondern die Schöpfung wird neu. Die Schöpfung soll befreit werden. Durch das Evangelium. Es wird einen Tag geben, an dem das, was bei dir losgegangen ist, wenn du das Evangelium hörst, die ganze Schöpfung betreffen werden. C.S. Lewis schreibt: „Es wird der Tag kommen, an dem der böse Traum vorbei ist.“ Und wie es dann aussieht, quasi die ‚durch das Evangelium befreite Welt‘, über die möchte ich dir in meiner nächsten Kolumne etwas schreiben.

Für heute kann ich dir sagen: Das Evangelium geht heute los und zeigt uns schon jetzt, etwas von Gottes neuer Welt. Wenn dein Ich-Ideal dich erdrückt (Du wollest doch nur ein guter Christ sein..), dann komm zu Jesus. Wenn du denkst, du müsstest die ganze Zeit heimlich irgendwas verstecken, eine Sache nicht aussprechen, etwas unter den Deckel halten, dann komm zu Jesus. Dann kannst du Hoffnung schöpfen. Dann kommst du zur Ruhe. Dann kommt der Schalom Gottes in dein Leben, der jeden Lebensbereich betreffen kann und betreffen wird. Wenn wir ihn Gott hingeben. Und wenn dir keine Schuld bewusst ist, dann bitte Gott um Sündenerkenntnis. Und ich glaube, er wird dir das schenken.

In diesem Sinne wünsche ich dir eine geniale Zeit. Ich hoffe und bete, dass du durch diesen Ausgleich am Kreuz verstehen kannst, wie sehr, wie aktuell, wir krass und umfassend Jesu Handeln für dich und dein Leben sein kann. Die Einladung an dich geht heute raus! Lass dich vom Evangelium, vom Kreuz neu machen. Gestehe dir deine Schuld ein. Lass sie an dich ran und spüre sie in dir. Und lass dich dann von Jesus Ent-Schuldigen!

Machts gut,

Euer Lukas

PS: Es ist nicht richtig sich mit falschen Lorbeeren zu schmücken. Viele Ideen und Inspirationen von meinen letzten 3 Kolumnen stammen von folgendem Vortrag: Zum Video. Du kannst ihn gerne anschauen oder anhören. Dort wird noch tiefer und umfassender auf’s Thema eingegangen!