Jetzt in der Adventszeit ist offiziell die Zeit, in der man an die Geburt Jesu denkt, dem Sohn Gottes, der gekommen ist, um uns von der Schuld zu befreien, die uns von Gott trennt. Gleichzeitig ist es auch die Zeit, in der auf das Wiederkommen Jesu gewartet wird, denn in der Bibel wird angekündigt, dass Jesus wiederkommen wird.
Letztes Mal bin ich der Frage nachgegangen, warum Jesus sterben musste. Doch warum ist er gerade damals zu diesem bestimmten Zeitpunkt gekommen und nicht ein paar hundert Jahre später oder früher? Passend zum Advent möchte ich heute auf die Geburt von Jesus schauen und versuchen, kurz und knapp einen groben Überblick zu geben, warum gerade damals der richtige Zeitpunkt war, an dem Jesus in die Welt kam.
Der richtige Zeitpunkt
Zur Zeit von Jesu Geburt bestand das Römische Reich unter dem Kaiser Augustus, der das Reich nach innen und außen festigte, sodass letztendlich der Zustand eines Römischen Friedens entstand. Dieser „Frieden“ war geprägt von Handel, Grenzsicherung und vielem mehr. Ein Aspekt war aber auch die Unterdrückung und Ausbeutung der eroberten Gebiete. Auch die Gebiete Israels waren unter der Römischen Fremdherrschaft. Sie durften sich zwar auf jüdischer Grundlage selbst verwalten, hatten aber nicht volle Entscheidungsfreiheit und waren wie gesagt ein Teil des römischen Reiches. Diese Unterdrückung gefiel den Juden natürlich nicht und mit der Zeit entwickelte sich eine starke Messiaserwartung. Die Juden warteten auf denjenigen, der sie, wie in der Heiligen Schrift angekündigt, befreien wird (die Heilige Schrift meint hier aus unserer Sicht das Alte Testament, das Neue Testament gab es ja noch nicht). Ein Großteil erwartete aber einen Messias, der sie gewaltsam aus den Händen der römischen Fremdherrschaft befreien wird und dachte nicht an die eigentlich angekündigte Befreiung von Sünde. Jedenfalls war die Zeit, in der der Messias erwartet wurde, auf dem Höchststand.
Das Warten hat ein Ende
Jesus kam also in einer Zeit, die vorbereitet war für den Messias. Jedoch erkannten nur wenige, dass Jesus der angekündigte Messias ist. Jesus bezog sich in seinem Reden und Handeln aber immer auf das Alte Testament, damit die Menschen erkennen können, dass er wirklich der angekündigte Messias ist. Genauso machten es dann auch die Verfasser des Neuen Testaments. Im Neuen Testament gibt es durchgehend Rückbezüge auf das Alte Testament, um eben zu belegen, dass das, was mit und durch Jesus passiert ist, angekündigt war, und dass das, was Jesus getan hat, nur der von Gott gesandte Messias, ja sogar nur Gott selbst tun kann. Und damit sich diese Botschaft schnell und weit verbreiten kann, musste eine Sprache her, die so ziemlich jeder verstehen kann. Damit sind wir bei einem weiteren Punkt, der ausschlaggebend für die Zeit war.
Hohe Reichweite
Und dieser weitere Aspekt dieser Zeit ist das Koine-Griechisch, das sich längere Zeit vorher aus mehreren griechischen Dialekten zu einer Allgemeinsprache entwickelt hat. Diese Sprache war sozusagen damals die Handelssprache im Mittelmeerraum und wurde darüber hinaus sowohl von den Juden als auch von den anderen Bevölkerungsgruppen (Heiden) verstanden. Es gab also eine Sprache, die viele Menschen verstanden, fast wie heutzutage Englisch. Deshalb wurde das Neue Testament letztendlich in Koine-Griechisch verfasst. Diese Sprache bot also die größtmögliche Reichweite für die Verbreitung einer tollen Botschaft.
Doch auch schon bevor es das Neue Testament gab, hat sich die frohe Botschaft von Jesus weit und schnell verbreitet. Ein ausschlaggebender Punkt dafür war auch, dass die meisten Juden noch außerhalb von Israel weit verstreut im Römischen Reich und im arabischen Raum lebten. Das waren noch die Auswirkungen des Exils, in das viele ein paar Jahrhunderte vorher verschleppt wurden. Doch zu bestimmten jüdischen Festtagen pilgerten viele der außerhalb lebenden Juden nach Jerusalem, um im Tempel zu opfern und zu feiern. So war es auch an Pfingsten. Viele Juden aus vielen unterschiedlichen Gebieten hörten die frohe Botschaft des Messias und erzählten sie dann in ihrer Heimat weiter. Aber auch die Jünger und später auch Paulus machten von den Vorzügen des Römischen Reiches Gebrauch und reisten umher und verbreiteten das Evangelium sogar bis über die Grenzen des Reiches hinaus. Die Verbreitung des Evangeliums (die frohe Botschaft von Jesus) sollte jedoch verhindert werden und die Christen (diejenigen, die an Jesus als den Messias glauben) wurden verfolgt. Dass die Christen aber trotz Unterdrückung und Verfolgung bis zum Tod die Botschaft vom Frieden Gottes durch Jesus lebten und predigten, machte diese Botschaft noch glaubwürdiger und sie machte noch mehr die Runde.
Gottes Zeitpunkt ist perfekt
Im Nachhinein betrachtet kam Jesus also zu einem Zeitpunkt, der eigentlich perfekt war. Ein paar (oder auch mehrere) Jahre früher oder später wären die Bedingungen nicht mehr so gut gewesen. Gott wusste, wann es Zeit war, den erhofften Messias zu schicken. Er kam zur rechten Zeit am rechten Ort. Und das sogar mit Ankündigung und nicht aus heiterem Himmel heraus. Gott agiert zur richtigen Zeit. Nur erkennen wir es so oft nicht und erst im Nachhinein merken wir, dass das Timing für bestimmte Umstände und Vorkommnisse mal wieder voll gepasst hat.
Bevor Jesus kam, gab es ein paar Jahrhunderte ein sogenanntes „Schweigen Gottes“. Es gab keine Propheten und auch sonst passierte nichts weltbewegendes, was Gott angeht und Hoffnung geben konnte. Die Juden mussten sich an dem orientieren, was in der Schrift stand. Sie mussten glauben, was andere mit Gott erlebt und aufgeschrieben haben. Diese Zeit war bestimmt nicht leicht. Und dazu kam auch noch, dass eine neue große Weltmacht wieder über sie geherrscht hat. Da war das Warten auf den Messias ziemlich verständlich. Doch zur richtigen Zeit hat Gott gehandelt. Und darauf dürfen wir auch heute hoffen und vertrauen. Gerade in der Adventszeit geht es genau darum, dass wir darauf hoffen und vertrauen, dass Jesus wiederkommt. Dass Gott zur richtigen Zeit handelt und er nicht fern ist. Und da kann ich ganz getrost sagen: er ist nicht fern. Selbst in Zeiten erlebter Dunkelheit und Ferne ist Gott nah. Jesus hat versprochen, dass er auch in der Zeit seiner körperlichen Ferne bei uns ist. Dafür hat er uns den Heiligen Geist gegeben, der in uns wohnt. Wenn wir nicht mehr hoffen können, hofft er für uns. Wenn wir nicht mehr glauben können, glaubt er für uns und sagt „Ich bin nicht fern“.
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