Letztens war ich wieder einmal mit unserem Sohn Kaleb draußen spazieren. Er war vor mir in der Babytrage. Kurz zuvor hatte ich ein Gespräch, das unsere Planung des nächsten Jahres ziemlich durcheinander gewirbelt hat. So standen wir wieder vor Grundsatzentscheidungen und wir wussten zuerst nicht wirklich, wie es jetzt genau weitergeht. Wir haben zwar alles in Gottes Hand gelegt, aber es war wieder so ein Moment, in dem das Leben nicht so läuft, wie man es sich eigentlich wünscht oder man es sich gedacht hat. Und wir waren auch ziemlich traurig darüber.
„Ich bin da.“
Ich ging also mit Kaleb spazieren. Er schaute sich die Umgebung aus der Trage heraus an und dann schaute er hoch in meine Augen. Ich habe einfach gesagt „Papa ist da“ und ihm über den Kopf gestreichelt. Und da wurde mir bewusst, dass Gott genau das gleiche zu uns in dieser Situation sagt. „Ich bin da“, „Papa ist da“. Für ihn war die Situation keine Überraschung wie für uns. Er hat schon andere Möglichkeiten vorbereitet. Und dieser Zuspruch, dass er da ist, der wurde mir wieder sehr bewusst in diesem Moment, da ich es eben gerade meinem eigenen Kind zugesprochen hatte. Dieser Zuspruch ermutigte mich.
Trotzdem war ich noch traurig und eine Lösung war auch noch nicht parat – aber ich wusste und weiß: Gott ist da. (Und letztendlich zeigt er auch weiterhin deutlich seine Führung in unserer Situation).
Und das Schöne an der Sache ist, dass auch dir dieser Zuspruch gegeben ist. Gott ist da. Dein Vater im Himmel ist da. Du bist ihm nicht egal, dein Leben ist ihm nicht egal. Deine Situation mag sich vielleicht nicht unbedingt in diesem Moment ändern, dafür aber die Perspektive inmitten der Situation. Die Perspektive und das Bewusstsein des Getragenseins kann so manche schwierige Situation erleichtern.
„Sein Wille geschehe.“
Natürlich darf man auch traurig sein, doch können wir gespannt sein, wie sich Gott an uns und unserer Situation verherrlichen wird, denn das ist unser Gebet. Sein Wille geschehe. Auch wenn das heißt, dass aus unserer Perspektive nicht unbedingt alles nach Plan läuft. Doch die Erfüllung seines Willens lässt uns nicht traurig zurück – sie erfüllt uns mit Hoffnung und dem Staunen darüber, wie groß Gott ist und wie wahr auch dieser Zuspruch ist: Papa ist da. Der Theologe und Kirchenlieddichter Paul Gerhard bringt es in einer Strophe eines Liedes auf den Punkt:
Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt
der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt;
Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn –
der wird auch Wege finden, wo dein Fuß gehen kann.(Paul Gerhard: Befiehl du deine Wege)
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