In letzter Zeit wurde ich von einer Erkältung geplagt. Ich mag Erkältung nicht. Das fühlt sich ekelig an und macht ganz schlapp, es lähmt geradezu. Und dann heißt es Abwarten und Tee trinken. Außer Gefecht gesetzt, schwach und müde.
Manchmal fühlen sich bestimmte Lebenssituationen und -abschnitte auch so an wie eine Erkältung. Ein Schicksalsschlag, eine Enttäuschung, ein geplatzter Traum oder etwas ganz anderes kann zu einem Gefühl führen, was einen auch bei einer Erkältung ereilt. Inneres Gelähmtsein, total außer Gefecht gesetzt, man fühlt sich schwach und müde. Es scheint dann so, als ob das Leben ein Virus hat, das alles irgendwie durcheinanderbringt, wogegen man gefühlt machtlos ist. Sozusagen eine ‚Lebenserkältung‘.

Sicher kennst du solche Situationen oder sogar Abschnitte im Leben, die wie eine Lebenserkältung erscheinen. Wie bei einer Erkältung meidet man alles um sich herum, man hat sogar keine Kraft dafür. Und von dem Tee und dem Zeug, das einen gesund machen soll, will man auch nichts mehr wissen, das bringt ja gefühlt sowieso nichts. Und dann führt so eine ‚Erkältung‘ im Leben schnell zu einer Erkaltung des Lebens. Schotten dicht, nichts geht mehr.

So ähnlich kann es aussehen. Alles erkaltet, nichts fühlt sich mehr so an, wie es mal war. Wie bei einer Erkältung kann man die Schönheit um sich herum nicht mehr wahrnehmen, weil die Sinne wie verstopft sind. Und von Gott, der eigentlich wie ein heilsamer Tee wirken sollte, will man auch nichts mehr wissen, das klappt ja gefühlt sowieso nicht.
Vielleicht hast du so eine Situation auch schon erlebt, vielleicht durchlebst du sie gerade. Ich habe so eine Lebenserkältung erlebt. Und Gott wollte ich wie einen guten Tee verschmähen. Wenn ich aber zurückschaue, dann erkenne ich ganz klar, dass Gott mich getragen hat. Er ist mir hinterhergejagt, hat mich nicht aus den Augen gelassen, wie sehr ich auch versucht habe, mich zu verstecken. Es war, wie es im Psalm 139 ausgedrückt wird:

Von allen Seiten umschließt du mich und legst auf mich deine Hand. Ein unfassbares Wunder ist diese Erkenntnis für mich; zu hoch, als dass ich es je begreifen könnte. Wohin könnte ich schon gehen, um deinem Geist zu entkommen, wohin fliehen, um deinem Blick zu entgehen? Wenn ich zum Himmel emporstiege – so wärst du dort! Und würde ich im Totenreich mein Lager aufschlagen – dort wärst du auch! Hätte ich Flügel und könnte mich wie die Morgenröte niederlassen am äußersten Ende des Meeres, so würde auch dort deine Hand mich leiten, ja, deine rechte Hand würde mich halten! Und spräche ich: »Nur noch Finsternis soll mich umgeben, und der helle Tag um mich her soll sich verwandeln in tiefste Nacht!«, dann wäre selbst die Finsternis nicht finster für dich, und die Nacht würde leuchten wie der Tag. Ja – für dich wäre tiefste Dunkelheit so hell wie das Licht!

– Psalm 139, 5-12 (Neue Genfer Übersetzung)

Im Moment der äußersten Schwachheit, inneren Lähmung und Erkaltung, hat Gott gewirkt wie ein wärmender, gesundmachender Tee. Auch wenn es lange Zeit so schien, als ob nichts vorwärts geht und nichts mehr helfen kann.
Ich will dich ermutigen, in was für einer Situation auch immer du gerade bist oder vielleicht noch sein wirst. Auch wenn es nicht so scheint, Gott ist da und wirkt. Auch wenn du es nicht willst, er macht es trotzdem. Auch wenn sich gefühlt ewig nichts verändert, es ist nicht hoffnungslos. Wie eine normale Erkältung kann auch eine Lebenserkältung vorübergehen. Trink den Tee, auch wenn du es nicht mehr willst und er gefühlt bisher noch nichts verändert hat. Verstecke dich nicht vor Gott, nimm ihn mit hinein, er ist sowieso da. Wie ein heilsamer Tee wirkt er vielleicht zunächst erst im Verborgenen. Wenn du zu schwach bist, dir selbst einen Tee einzuschenken, lass dir einen Tee einschenken. Lass dir helfen, du bist nicht allein. So wie es im Psalm 139 beschrieben steht, so ist Gott auch an den dunkelsten und hoffnungslosesten Orten. Er möchte dich tragen und glaub mir, er ist echt stark!