Vielleicht kennst du ja dieses eine Bild: Ein kleines Kätzchen steht an einer Pfütze, aber das Spiegelbild ist ein Tiger. Dieses Bild sagt irgendwie viel über Identität aus. Eigentlich ist es noch ein kleines Kätzchen, aber darin steckt schon ein großer Tiger.
Eine mögliche Aussage dieses Bildes soll ja sein, dass man die Stärke in sich erkennen soll oder dass die Selbstwahrnehmung bestimmt, wer man ist. Würde man das Bild umkehren und ein Tiger schaut in sein Spiegelbild und sieht ein Kätzchen, wäre das in diesem Sinne traurig. Denn eine Möglichkeit dieser Aussage wäre, dass der Tiger seine eigene Stärke nicht sieht und das dann dementsprechend sein Dasein als Tiger prägen würde.

Was bestimmt meine Selbstwahrnehmung?

Mir geht es oft wie dem Tiger, der in seinem Spiegelbild ein Kätzchen sieht. Eigentlich weiß ich ja, in welchem Bereich meine Stärken und Kompetenzen liegen, aber oftmals vergesse ich das, nehme mich selbst nicht so wahr oder glaube einfach nicht daran. Dann glaube ich eher meinem falschen Spiegelbild, als an denjenigen, der vor dem Spiegel steht.
Ich denke, dass in diesem Punkt viel falsche Demut und auch Angst steckt. Angst, dass man überheblich erscheint, wenn man seine Begabungen zugibt und sich aktiv mit ihnen einbringt, aber auch die Angst vor dem Scheitern in dem Bereich, von dem man behauptet hat, gut zu sein. Diese Ängste führen schnell zu falscher Demut, die sich in einem Rückzug seiner selbst und dem Verstecken oder sogar Verneinen seiner Kompetenzen bis hin zur eigenen Identität äußert.

Wie denkt Gott über mich?

Aber stelle ich mich mit solch einem Denken und Verhalten nicht gegen meinen Schöpfer? In Psalm 139 wird schön poetisch dargestellt, wie wunderbar Gott mich und auch dich gedacht und gemacht hat. Und in einem Lobpreislied singt man doch, dass man Gott mit allem was man ist, loben will.
Gott hat uns Begabungen geschenkt. Und ich glaube, dass er will, dass wir diese Begabungen erkennen, sie nutzen und ausbauen, alles Ihm zur Ehre und zum Lob. Aber das geht nicht, wenn wir diese Begabungen aus falscher Demut heraus nicht nutzen wollen und sie aus der Angst heraus, Fehler zu machen, nicht ausbauen.

Perspektivwechsel

Ich weiß nicht, ob es dir auch manchmal so geht wie einem Tiger, der in seinem Spiegelbild nur ein Kätzchen sieht. Ich weiß auch nicht, warum es dir vielleicht so geht. Es kann ja sein, dass dir an einem Punkt in deinem Leben gesagt wurde, dass du nichts kannst und unnütz bist, oder dass du mal einen Fehler gemacht hast, den du nie wieder machen willst und du aus dieser Angst heraus gar nicht erst agieren möchtest. Oder du vergleichst dich mit anderen und denkst, dass du es sowieso nicht schaffen kannst und lässt es deshalb lieber gleich sein.
Ich möchte dich dazu ermutigen nicht dem falschen Spiegelbild zu glauben, das sich mit der Zeit entwickelt hat. Glaube lieber daran, dass dein Schöpfer dich wunderbar gemacht hat und er dir Begabungen geschenkt hat, die du Ihm zur Ehre entdecken, nutzen und ausbauen darfst. Fehler gehören dazu, doch Gottes Liebe und die daraus resultierende Gnade und Vergebung ist größer als es all unsere Fehler je sein könnten. Trau dich diese Person zu sein, die Gott geschaffen hat. Auch wenn du vielleicht gerade nicht an dem Punkt im Leben bist, an dem du gern wärst. Fang genau an diesem Punkt an, an dem du gerade bist. Doch dabei dürfen wir nie vergessen, dass Gott derjenige ist, aus dem alles kommt und dem alle Ehre gebührt.

Mein Vater sagte mir einmal, dass sein Leben und alles darin ein Geschenk Gottes ist und er dementsprechend sein Leben für Gott als Geschenk leben und an Ihn zurückgeben möchte. In diesem Sinne will auch ich mein Leben leben.