Wir leben in einer Zeit, in der wir Zugriff auf sehr viele Filme und Serien haben. Wahrscheinlich kennst du auch dieses Dilemma, wenn du dich nicht entscheiden kannst, welchen Film oder welche Serie du als nächstes anklicken willst. Ich kenne das jedenfalls, aber mir fällt dann immer wieder ein, dass ich bei der großen Medienauswahl historische Serien und Dokumentationen spannend finde. In solchen Geschichten oder nachgespielten Berichten geht es oft um Könige. Mich fasziniert dabei, wie manche Könige regiert haben, wie sie ihre Macht gefestigt haben und wie das Volk zu dem König stand. Und dabei ist mir aufgefallen, dass ich ja auch einen König habe. Krass! Aber wahr. Jesus Christus ist König. Als Jesus damals nach seiner Festnahme zum Verhör bei Pontius Pilatus (dem stellvertretenden Verwalter des römischen Kaisers in Judäa und Samaria) war, hat er es selbst gesagt:
Darauf antwortete Jesus: „Mein Reich ist nicht von dieser Welt. Wenn es so wäre, hätten meine Diener für mich gekämpft, als ich verhaftet wurde. Aber mein Königreich ist nicht von dieser Welt.“ Pilatus entgegnete: „Dann bist du also doch ein König?“ Jesus bestätigte: „Du sagst es: Ich bin ein König. Dazu bin ich geboren. Ich bin gekommen, um der Welt die Wahrheit zu bringen. Wer die Wahrheit liebt, wird erkennen, dass meine Worte wahr sind.“
– Johannes 18,36-37 (Neues Leben. Die Bibel)
Einzug des Königs
Vorletzten Sonntag war Palmsonntag. An diesem Tag wird daran gedacht, wie Jesus in Jerusalem einzog. Damals haben die Juden einen Messias erwartet – ein König der sie von der Unterdrückung der Römer befreit und sein mächtiges Reich aufbaut. Deshalb war der Einzug Jesu in Jerusalem auch so umjubelt, weil die Menschen dachten, dass Jesus die Unterdrückung der Römer beenden würde. Als Zeichen, dass Jesus wirklich der erwartete Messias ist, zog er auf einem Esel in Jerusalem ein:
Das geschah, weil sich erfüllen sollte, was durch den Propheten vorausgesagt worden war: „Sagt der Tochter Zion: Dein König kommt zu dir. Er ist sanftmütig, und er reitet auf einem Esel, auf einem Fohlen, dem Jungen eines Lasttiers.“
– Matthäus 21, 4-5 (Neue Genfer Übersetzung)
König des Friedens
Wenn ein Herrscher auf einem Esel in eine Stadt einzog, bedeutete dies, dass er friedliche Absichten hatte. Schon bald haben auch die Menschen gemerkt, dass Jesus ihre Erwartungen nicht erfüllte. Sie hatten den Messias falsch verstanden. Sie erwarteten eine mächtige Rebellion gegen die Römer und die Befreiung von der Unterdrückung, aber Jesus hat das nicht getan. Wie wir schon gelesen haben, wurde Jesus festgenommen und das Volk, das Jesus bejubelt hatte, wollte nun seinen Tod. Sie waren enttäuscht. Jesus hat ihre Erwartungen nicht erfüllt. Und schwupps ist er nicht mehr der umjubelte König.
Bist du von Jesus enttäuscht?
In vielen Lobpreisliedern wird Jesus als unser König besungen und bejubelt. Aber bejubeln wir ihn als König, weil wir hoffen, dass er unsere Erwartungen und Bedürfnisse erfüllen wird? Bejubeln wir wirklich ihn als König, oder bejubeln wir insgeheim nur unsere Hoffnungen und Erwartungen, dass er uns das Leid nimmt, uns gesund und glücklich macht, unsere Probleme aus der Welt schafft etc.? Was passiert, wenn wir uns enttäuscht fühlen, weil er nicht so handelt, wie wir es erhofft oder sogar erbeten haben? Denken wir nicht manchmal eher andersherum, nämlich dass wir der König in unserem Leben sind und Jesus der Diener, der uns alle Wünsche erfüllen soll?
Ich glaube, dass es uns manchmal auch so geht, wie den Menschen damals in Jerusalem. Wir bejubeln Jesus, weil wir etwas ganz bestimmtes von ihm erwarten, aber wenn das nicht eintrifft, dann sind wir enttäuscht und plötzlich ist er nicht mehr der umjubelte König. Kennst du das? Dir wurde eine bestimmte Krankheit nicht genommen, oder eine Situation ist nicht so geworden, wie du sie dir erhofft hast, und dann ist der Jubel verstummt?
König meines Lebens
Ich denke, dass es spannend ist, sich etwas mit dem Thema zu beschäftigen und zu schauen, was ein König eigentlich ist und was für ein König Jesus eigentlich ist. Er hat ja schon gesagt, dass sein Reich nicht von dieser Welt ist. Und er ist auch kein König, der grausam regiert, sondern der sanftmütig ist und trotzdem unendlich herrlich und mächtig. Er ist der König, der seinen Dienern die Füße gewaschen hat. Und er ist der König, der den Tod besiegt und überwunden hat. Und das feiern wir ja zum Glück an Ostern. Jesus Christus hat unsere Sünde von uns genommen, er hat die Strafe für uns bezahlt, damit wir Teil seines Königreiches sein können, damit wir Gemeinschaft mit Gott haben können. Jesus ist der König, der uns von der Unterdrückung der Sünde und dem Tod befreit hat. Durch ihn können wir ewiges Leben in seiner Gegenwart haben. Das dürfen wir jetzt schon erfahren, diesen Frieden, den er schenkt. Diese Hoffnung. Wenn wir sterben ist es kein ewiger Tod, sondern der Eingang in sein ewiges Reich, in dem wir auch die ganzen Schmerzen und Lasten dieser Welt nicht mehr erleben. Aber schon jetzt können wir eben diese Sachen mit ihm teilen, wir können uns schon jetzt von ihm tragen lassen. Natürlich leben wir noch in dieser Welt und müssen auch so manches Leid durchleben, aber Jesus ist ein König, der trägt. Er ist bei uns und wir sind nicht allein. Wir können darauf vertrauen, dass egal was passiert, Jesus trotzdem König ist und die Kontrolle hat.
Wenn Jesus der König meines Lebens ist, dann muss ich ihm sogar die Kontrolle in seine Hände geben. Und das ist oft nicht einfach. Aber es ist unglaublich befreiend und erleichternd.
Kampf um den Thron
Vor ein paar Wochen hat die letzte Staffel der Serie ‚Game of Thrones‘ angefangen. Ich weiß nicht, ob du sie kennst, jedenfalls geht es dabei um den Kampf um einen Thron, wie der Name eigentlich schon sagt. Nun ist die Frage: Gibt es in deinem Leben auch einen Kampf um den Thron? Sitzt du noch selbst darauf, oder hat Jesus diesen Platz schon eingenommen? Oder falls Jesus schon darauf sitzt, in welchen Situationen fällt es dir schwer, ihn nicht vom Thron stürzen zu wollen und selbst wieder die Kontrolle zu übernehmen, weil du mit einigen Dingen nicht einverstanden bist? Ist Jesus nur solange der umjubelte König, wenn alles nach deinem Willen verläuft, oder auch dann noch, wenn er dich herausfordert, sich seinem Willen zu beugen? Das kann schon in kleinsten Situationen der Fall sein, wenn es zum Beispiel um Vergebung geht, oder um Egoismus und Wut.
Sitzt Jesus auf deinem Thron?
Heutzutage ist die Monarchie oftmals eher ein Kulturgut und nicht wirklich die bestimmende Realität. Ich möchte, dass Jesus als mein König nicht nur ein Kulturgut ist, das irgendwie dazugehört, aber eigentlich nicht mehr wirklich etwas zu sagen hat, sondern dass er wirklich den Thron in meinem Leben bekommt, der ihm zusteht. Und ich merke, dass dieser ‚Kampf‘ immer wieder sehr aktuell und herausfordernd für mich ist.
Und deshalb möchte ich auch dich herausfordern: Immer, wenn du das Wort ‚König‘ liest, oder es irgendwo um einen König geht, sei es in einem Film, einer Serie oder in einem Lobpreislied, kannst du dich fragen, ob Jesus der König in deinem Leben ist und ob du ihm auch wirklich den Thron frei gemacht hast.
Schließlich ist er ein König, der dir die Wahl lässt, ob er dein König ist oder nicht. Oder noch besser: Frage Jesus, ob er dir zeigen kann, in welchen Lebensbereichen du ihm noch die Herrschaft geben sollst. Und dabei wird er dir dann gern helfen. Er ist schließlich ein König, der unsere Vorstellungen übersteigt und der uns so sehr liebt, wie wir es nicht fassen können.
Sei gesegnet und bis zum nächsten Mal.
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