Vermutlich hat jeder schon mal eine Ente gesehen, die durch’s Wasser schwimmt und dabei kleine Wellen verursacht, die sich hinter der Ente ausbreiten. Dabei weiß die Ente nicht, dass sie kleine Wellen auslöst. Sie schwimmt einfach und lebt ihr Leben als Ente.
Selbstwahrnehmung
Vielleicht fragst du dich manchmal, was die Wellen sind, die du auslöst. Ich meine Welle nicht als negative Kraft, die anderes mitreißt, sondern als etwas, das dein Umfeld beeinflusst und verändert. Das mag nur ein kleiner Augenblick oder eine kleine Geste sein, die bei einer anderen Person schon einen starken Eindruck hinterlässt.
Ich frage mich das manchmal. Aber eher im zweifelnden Sinne. Es gibt zum Beispiel Situationen in Gruppen, vor allem in den sozialen Medien, da wird etwas gefragt. Oft halte ich mich aus falscher Demut zurück und will lieber, dass die anderen ihre Meinung anbringen können oder ich denke, dass ich nichts zu sagen brauche, weil meine Meinung nicht wichtig ist. Dabei vergesse ich schnell, dass andere Personen möglicherweise an mir und meiner Meinung interessiert sein könnten. Dass ihnen wichtig ist, was ich denke.
Manchmal kommt es vor, dass Menschen mir sagen, dass ich ihnen dann und dort geholfen habe, oder dass ihnen dies oder jenes aus Gesprächen hängen geblieben ist, was ihnen weitergeholfen hat oder dass sie neue Blickwinkel bekommen hätten. Und ich weiß es oft nicht mehr oder ich habe es nicht bewusst mitbekommen.
Es ist ja nicht schlimm, dass ich mich nicht mehr an alles erinnere. Es ist aber schlimm, wenn ich mir der Bedeutung, die ich für andere haben kann, nicht bewusst bin und Gefahr laufe, mich zu verkriechen oder mich im übertragenden Sinne unsichtbar zu machen. Denn dann würde ich keine Wellen mehr verursachen.
Leben in meiner Identität
Eine Ente muss schwimmen, damit sich die Wellen ausbreiten. Schwimmen würde für mich bedeuten, dass ich in meiner Identität lebe und mir dieser auch bewusst bin. Dass ich die Gaben, die Gott mir gegeben hat, nutze und mich mit ihnen an der Welt um mich herum beteilige.
Das Ziel soll dabei natürlich nicht sein, dass man möglichst großen Eindruck hinterlässt. Wenn dies das Ziel ist, kann das leicht zu Hochmut, Überheblichkeit oder Heuchelei führen.
Das Ziel sollte sein, die Identität, die Gott einem gegeben hat anzunehmen, zu leben, zu gestalten und zu formen. Eine Ente schwimmt auch nicht, damit sie Wellen erzeugt. Sie schwimmt, weil sie es kann und weil sie halt eine Ente ist. Und dadurch entstehen kleine Wellen, die ihr Umfeld verändern. Selbst wenn sie nicht mehr direkt an einem Fleck ist, so weiß man, dass sie da war.
Ich denke, man kann die Bedeutung seiner selbst für andere erst dann nachvollziehen, wenn man sich seiner Identität bewusst ist. Zu dem Thema, wer man ist, gibt es einen schönen Text, den ich hier mal anbringen möchte:
Wer ich wirklich bin
– Axel Kühner
Ich bin nicht, was ich leiste.
Ich bin nicht, was ich habe.
Ich bin nicht, was andere von mir halten.
Ich bin nicht, was ich selber von mir denke.
Ich freue mich, wenn ich was leiste.
Ich bin dankbar, wenn ich was habe.
Ich habe es gern, wenn andere was von mir halten.
Ich finde es gut, wenn ich ehrlich von mir denke.
Aber meine Identität, wer ich wirklich bin, ist unabhängig davon in der Liebe Gottes begründet.
Ich bin geliebt, bedingungslos geliebt, gewollt, gerechtfertigt, bewiesen und angenommen – ganz allein und restlos in seiner unfassbaren Güte.
Leben aus Gott
Wenn man diese Aussagen lebt, wenn Gottes Liebe zu uns das Fundament unserer Identität ist und wir das Leben in der von Gott gegebenen Freiheit gestalten, dann werden wir wohl automatisch kleine Wellen hinterlassen, wie eine Ente, die in ihrer von Gott gegebenen Identität zufrieden ihre Bahnen zieht.
Ich weiß nicht, wie es dir manchmal mit dir selbst geht. Ob du an dir zweifelst, dich als nicht sonderlich wertvoll oder wichtig erachtest. Ich möchte dich dazu ermutigen, Stück für Stück mehr zu entdecken, was Gott in dich hineingelegt hat, was er von dir hält. Trau dich die Person zu sein, die du bist.
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