In meiner letzten Ausgabe habe ich geschrieben, dass Gott redet und dass dieses Reden eine großartige Wirkung entfalten kann, weil Gott lebendig ist. So banal es klingt: Eigentlich müssen wir nur zuhören.

Ich weiß nicht, wie es dir damit geht. Vielleicht denkst du: „Klar, logisch! Fällt mir super leicht auf Gott zu hören; schließlich hat er schon richtig viel zu mir gesprochen.“ Dann gratuliere ich dir und spreche dich vom weiteren lesen frei. Diese Ausgabe soll nämlich für diejenigen sein, die sich – wenn sie wirklich ehrlich sind – eher denken: „Toll. Habe ich schon oft gehört. Bringt mir aber nichts, weil ich Gott einfach zu selten wirklich höre und erlebe.“

Gewissermaßen schreibe ich diese Zeilen auch zu mir selbst, denn manchmal habe ich genau diese Gedanken. Auch wenn ich schon einige Jahre mit Jesus unterwegs bin und sogar Theologie studieren darf, gibt es oft Tage und manchmal sogar Wochen, in denen ich mich leer, kraftlos und ausgebrannt fühle.
Ironischerweise sind diese Zeiten zu allermeist gefüllt mit vielen ‚frommen‘ Events, Projekten und Terminen die mich doch eigentlich näher zu Gott bringen müssten. Aber irgendwie passiert das nicht; im Gegenteil. Mein Alltag ist in solchen Zeiten sehr stressig, ich komme kaum zur Ruhe und alles fühlt sich schwer und auch ein bisschen sinnlos an. Ich beginne meine Freizeit, meinen Körper, meine Freundschaften und meine Familie zu vernachlässigen, um all die Dinge schaffen zu können, die ich mir vorgenommen habe. Und weil dann auch die Zeit mit Gott hinten runter fällt, beziehe ich ihn kaum mit in meine Arbeit ein; ich versuche alles aus eigener Kraft zu stemmen und bin verbittert, wenn ich es doch nicht schaffe.

In solchen Zeiten verstehe ich Gott und erst recht sein Reden nicht. Selbst wenn ich doch mal ein paar Minuten finde, um auf ihn zu hören, kreisen meine Gedanken um all das, was noch zu erledigen, oder was vielleicht schon schief gelaufen ist. Aber Gott kommt hier nicht mehr vor; er kann keinen Raum gewinnen und mich nicht mehr anreden, weil ich mich nur um mich selbst und meine Sorgen drehe.

Ich glaube, dass diese starre Selbstfokussierung und die feste Überzeugung alles aus eigener Kraft schaffen zu können, der Kern dessen ist, was die Bibel Sünde nennt. Denn wenn wir nur auf uns selbst schauen, sehen wir Gott nicht mehr, der uns durch sein Wort auf seinen Wegen führen will. Wir können sein Reden, nicht mehr verstehen und werden taub für das, was er uns sagen möchte. Und wir erleben Gott nicht mehr, weil er keinen Platz in unserem Alltag findet und wir sein Wirken nicht mehr zulassen. Wenn das passiert verfehlen wir das Ziel unserer Identität. Denn wir sind geschaffen, um mit Gott selbst in Beziehung zu leben. Auch wenn es vielleicht etwas altbacken und hart klingt, aber das ist Sünde.

Was nun? Wenn wir ehrlich sind, haben wir nicht die Kraft von selbst all das wieder aufzuräumen. Wir sehnen uns nach Gottes Wirken, aber wir können ihm keinen Raum geben. Wir sehnen uns nach Gottes Reden, aber wir können nicht zuhören. Wir sehnen uns danach Gott zu sehen, aber wir schauen nur auf uns selbst. Wir kommen aus der Nummer nicht von selber raus. Wir brauchen jemanden, der uns an die Hand nimmt und führt.

Gott sei Dank, es gibt die frohe Botschaft! Es gibt jemanden, der uns an die Hand nimmt und zum Vater führt. Dieser jemand kommt bald und ruft uns jetzt schon zu: „Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ – Matthäus 11,28 (Lutherbibel)